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MesseberichtEin Ort für spannende Entdeckungen

Frischer, jünger und manchmal schräg: Die Messe „Frieze“ in London gibt neue Impulse.Stephanie Dieckvoss 16.10.2025 - 17:11 Uhr Artikel anhören
Stephen Friedman zeigte neue Arbeiten der englischen Künstlerin Anne Rothenstein. Der Stand war am Ende des Tages ausverkauft (Preise zwischen 7000 und 75.000 Pfund). Foto: Anne Rothenstein, Stephen Friedman Gallery, Foto: Rory Black

London. Letztes Jahr wagte die „Frieze“ in London ein neues Layout – die großen Galerien wurden in den hinteren Teil der Messe verbannt, in dem man ehemals die jungen Galerien suchen musste. Diese stehen jetzt im Zentrum und ganz am Anfang der Messe. Statt Gagosian sieht man sich im Eingangsbereich der Galerie The Pit aus Los Angeles gegenüber. Sie zeigt farbenfrohe Keramiken mehrerer Generationen kalifornischer Kunstschaffender, mit Verkaufserfolg. Bei der Frieze Los Angeles ist die zehn Jahre alte Galerie schon länger dabei, aber in London zum ersten Mal. Die Galeristen genießen es, als Neulinge im Eingangsbereich präsent sein zu können.

Auch die Preise passen sich dem Wandel an

Den oftmals minimal unterteilten Ständen sieht man dieses Jahr an, dass die Aussteller die neue Offenheit mittragen, von der die Besucher profitieren. Dazu tragen die neuen Sitzmöglichkeiten in den langen Gängen bei, die zum Pausieren, zur Reflexion und zum Schauen einladen. Zu sehen gibt es genug, vor allem da sich viele Galerien auf den Markt einstellen und statt großformatiger Objekte kleinere Formate anbieten. Darunter neben Malerei wieder vermehrt Papierarbeiten und immer noch viel Keramik. Auch die Preise passen sich dem Wandel an. Statt mit immer höheren Preisen Spekulation im Markt anzutreiben, geht man nun vorsichtiger vor. Viele Arbeiten bewegen sich im unteren fünfstelligen Bereich, und auch die Umsätze der Großgalerien liegen laut der veröffentlichten Verkaufsliste eher im unteren sechsstelligen Bereich und nicht in Millionenhöhe.

William Monks Ölgemälde „House of Nowhere III“ von 2024/25. Die Arbeiten des britischen Künstlers waren bei der Pace Gallery nach wenigen Stunden ausverkauft. Foto: William Monk, Pace Gallery

Thematisch ist die Figuration fast wieder passé. Abstrakte Malerei oder minimalistische Skulptur sind angesagt. Außer zu Kommentaren zur Klimakrise fehlen direkte politische Appelle. Bei der indischen Galerie Project 88 zeigt die in Kalifornien lebende Ashwini Bhat Keramiken, die die Beziehung von Feuer, Natur und Erneuerung durch Darstellungen von Blüten aufdecken (je 8000 Pfund). Eine Ausnahme ist Peter Kilchmann aus Zürich mit neuen Arbeiten der Mexikanerin Teresa Margolles, die indigene Ausbeutung und Drogenkriege, aber auch Todesfälle in den USA in vielschichtigen Fotografien und einer Keramik thematisiert (20.000 bis 40.000 Euro). Fotografie ist weiterhin selten, abgesehen von einem spektakulären Stand mit Fotos von Peter Hujar bei Pace auf der Frieze Masters (25.000 bis 45.000 Dollar). Seine Biografie wurde gerade in Hollywood verfilmt und die Fotos der Subkultur im New York der 1960er- bis 1980er-Jahre finden neues Interesse. Niru Ratnam aus London zeigt mutig mit Eunjo Lee die einzige Filmpräsentation.

Konkurrenz zur Art Basel Paris

Die Frage nach der Konkurrenz zu Paris steht im Raum. Die Bluechips werden sicher bei der Art Basel in Paris angeboten, aber wer Neues entdecken will, sollte sich weiterhin bei Frieze und Frieze Masters umschauen. Hier zeigen sich vor allem in der Focus-Sektion Kunstschaffende, die gerade ihren Hochschulabschluss gemacht haben. Darunter der Städelschule-Absolvent Rasoul Ashtary bei der Galerie Diez. Trotz aller Neuerungen stellt sich allerdings weiterhin die Frage, ob es wirklich zwei Frieze-Messen mit insgesamt 300 Galerien braucht. Auf der „jungen“ Frieze kann man schon seit Jahren auch Arbeiten aus den letzten Jahrzehnten zeigen, und auf der „Masters“ verkauft zum Beispiel Stephen Friedman neue Arbeiten der englischen Künstlerin Anne Rothenstein. Diese sehen zwar klassisch aus, könnten aber ihre Position ebenso auf der Frieze behaupten. Der Stand war am Ende des Tages ausverkauft (Preise zwischen 7000 und 75.000 Pfund).

Installation von Rafal Zajko. Der 1988 geborene polnische Künstler wird in der Focus-Sektion von der Coulisse Gallery präsentiert. Foto: Rafal Zajko, Coulisse Gallery, Foto: Inês Costa
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Man geht eben auf Nummer sicher – die Organisatoren wollen die Messe füllen. Der neue Eigentümer, der Amerikaner Ari Emanuel, hat die Frieze-Marke (mit sieben Messen, einer Kunstzeitung und zwei Ausstellungsorten) aus der Firma Endeavor ausgegliedert und mit einer Anzahl von Tennisturnieren als „Live Events“ zusammengeführt. Die Amerikanisierung macht sich dieses Jahr nicht nur bei den Ausstellern bemerkbar, wo amerikanische Galerien immer präsenter wirken, sondern auch bei der Vermarktung der Messe als Unterhaltung. Da werden Gäste schon vor der VIP-Eröffnung hereingelassen. Bei der Masters lädt die Firma De Beers zu einer immersiven Einführung in die „mythologischen Ursprünge der Diamanten“ ein. Und Karten für den Besuch der Messe am Freitag, zwei Tage nach der VIP-Eröffnung, kosten im Kombiticket 130 Pfund. Ohne Tour. Vor einer Woche gab die Firma bekannt, dass sie im November 2026 in Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Tourismusministerium die Organisation der Abu Dhabi Art übernehmen wird, die fortan Frieze Abu Dhabi heißen soll. Die Deutsche Bank bleibt als Sponsor dabei.

Die Frieze scheint am Scheideweg zu stehen. Auf der einen Seite beleben die aktiven Galerien aus der ganzen Welt die Kunsterfahrung in London und profitieren vor allem auch von der lokalen Kunstszene. Das spricht neue und alte Sammlergruppen an, die am Eröffnungstag aktiv gekauft haben. Auf der anderen Seite bespielt die Messeorganisation die ganze Welt – ähnlich wie Art Basel –, und man hat das Gefühl, sie tut das ohne Rücksicht auf die eigene Identität. Aber solange die Frieze in London ist, folgen wir dem Motto des mittlerweile hier ansässigen Finanzprofessors Roman Kräussl, der feststellt: „London ist dynamisch, hip, mit frischer Kunst und dennoch entspannt.“

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