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KunstmessenDas Selbstvertrauen wächst

In Seoul gehen die Kunstmessen Kiaf 
und Frieze Hand in Hand – und starten 
stark trotz politischer UnsicherheitStorfner, Laura 05.09.2025 - 10:19 Uhr Artikel anhören
Jinhee Kim: Die Acrylbilder der Künstlerin, angeboten auf der Frieze von This Weekend Room, waren schon nach wenigen Stunden verkauft – zu sehen „An upward Gazer“ von 2025. Foto: Courtesy of the artist and ThisWeekendRoom

Seoul. Vor der Kunstwoche war die Stimmung in Seoul gedrückt. Galeristen klagten über ein zähes erstes Halbjahr und setzten ihre Hoffnung auf die Messen, die den Herbst einläuten: die traditionsreiche Kiaf, veranstaltet vom südkoreanischen Galeristenverband, und die Frieze, die zum vierten Mal Megagalerien wie Hauser & Wirth und Zwirner nach Seoul bringt. Doch die globalen Entwicklungen ziehen auch an Korea nicht spurlos vorüber. So gingen die Gesamtverkäufe im Land, dessen Markt während der Covid-Jahre boomte, schon 2024 um 15 Prozent zurück. Das lässt potenzielle Teilnehmer abwägen, ob sich die Reise lohnt. Michael Werner und Neugerriemschneider kehren in diesem Jahr nicht zurück. Stattdessen trifft man viele südkoreanische Galeristen mit Arbeiten im Einsteigersegment, die auf der Frieze ihr Glück versuchen.

Von Trübsal ist am Eröffnungstag im COEX in Gangnam, wo beide Messen stattfinden, nichts zu spüren. Hauser & Wirth melden den teuersten Verkauf seit der Erstausgabe der Seouler Frieze 2022 mit einem Triptychon von Mark Bradford für 4,5 Millionen Dollar. Der Amerikaner, dessen erste Soloausstellung in Südkorea gerade im Amorepacific Museum Besucherrekorde bricht, wird auf der Frieze mindestens genauso oft um ein Selfie gebeten wie die anwesenden K-Pop-Stars.

Auch Sprüth Magers verzeichnen in den ersten Messestunden hochkarätige Verkäufe, darunter zwei Werke von Barbara Kruger für 500.000 und 100.000 Dollar. An Sammler aus Asien ging eine Textilarbeit der aufstrebenden südkoreanischen Künstlerin Mire Lee für 30.000 Euro. Sie ist spätestens seit ihrer Transformation der Turbine Hall in der Londoner Tate Modern 2024 zurecht kein Geheimtipp mehr.

Jina Parks Kleinformat „A Prop“ findet man am Stand der Kukje Gallery auf der Frieze. Die koreanische Traditionsgalerie ist auch auf der Kiaf, eine Etage tiefer, vertreten. Foto: Courtesy of the artist and Kukje Gallery / Foto: Chunho An / Image provided by Kukje Gallery

Südkoreanische Größen wie Nam June Paik, Kim Tschang-Yeul und Park Seo-Bo sind auf der Frieze allgegenwärtig. Die global erfolgreiche Kukje Gallery, seit 1982 die führende Adresse in Korea, konnte ein Gemälde Parks auf Hanji-Papier verkaufen (Preisspanne 540.000 bis 648.000 Dollar). Als Traditionshaus ist Kukje nicht nur auf der Frieze, sondern auch auf der Kiaf vertreten. Die Doppelbespielung darf als Bekenntnis zu den eigenen Wurzeln verstanden werden. An beiden Ständen sieht man die Gemälde von Jina Park, die in Seoul und Nürnberg arbeitet. Sie macht sichtbar, was abseits der großen Bühne passiert: den Aufbau im Museum oder die Ausleuchtung am Filmset.

Wie gut junge koreanische Kunst läuft, zeigt die Galerie This Weekend Room. Alle Gemälde der in Berlin lebenden Jinhee Kim fanden am ersten Tag neue Besitzer (Preisspanne 2400 und 9000 Euro). „Die Erstteilnahme an der Frieze in unserem zehnten Galeriejahr markiert einen Meilenstein“, sagt ihre Galeristin Nahyung Kim. „Es bekräftigt uns darin, aufstrebenden koreanischen Künstlern international Gehör zu verschaffen.“

Dependance in Seoul

Die Energie der koreanischen Szene hat auch die deutschen Galeristen Jochen Meyer und Thomas Riegger darin bestärkt, mit Jocelyn Wolff aus Paris eine Dependance in Seoul zu eröffnen. Die Drei verbindet eine lange Freundschaft. Künstlerinnen wie Miriam Cahn vertreten sie seit vielen Jahren gemeinsam. Bei Messen wie der Frieze in Seoul bespielen sie ihren Stand seit der ersten Ausgabe in Zusammenarbeit. Die Eröffnung einer gemeinsamen Galerie war der nächste logische Schritt. Wieso sie sich für Seoul entschieden haben? Direktorin Gaia Musi schwärmt von der Lebendigkeit der Stadt. Die Ausstellungsräume in einem Haus des renommierten koreanischen Architekten Choi Wook wurden mit einer feinen Gruppenausstellung rund um Zeichnungen eingeweiht. „Das tiefe Interesse an Kunst, das wir in Korea beobachten und die Tatsache, dass wir hier in einer der wenigen Demokratien in der Region tätig sein können, hat uns hierhergebracht“, erklärt Jochen Meyer.

Wie resilient diese Demokratie ist, bewiesen die letzten Monate. Nachdem Südkoreas Ex-Präsident Yoon Suk Yeol im Dezember 2024 aus heiterem Himmel das Kriegsrecht ausrief, demonstrierten tausende Menschen friedlich für Neuwahlen. Nun entspannt sich mit dem neuen Präsidenten Lee Jae Myung die Lage. „Die Unsicherheit der letzten Monate drückte natürlich die Verkäufe. Aber die Sammler blieben weitgehend aktiv – vor allem junge, investitionsfreudige Käufer hielten den Markt stabil,“ sagt Jinhee Choi, die mit ihrer Schwester die Galerie Choi & Choi in Seoul und Köln betreibt und auf der Kiaf unter anderem Gemälde von Helena Parada Kim zeigt.

Die erste Kiaf-Teilnahme von Michael Zink liegt so lange zurück, dass er heute als Erstaussteller durchgehen kann. „Während sich die Sammlerschaft in Hongkong stärker auf Blue-Chip-Kunst fokussiert, erleben wir in Korea eine andere Offenheit. Hier gibt es Sammler, die mit ehrlichem Interesse inhaltlich ins Detail gehen – auch bei noch nicht etablierten Künstlerinnen und Künstlern“, erzählt er am Telefon. „Das passt zum Ansatz der Galerie und macht den Markt spannend für uns.“ Sein Team hat unter anderem Papierarbeiten und Bilder des österreichischen Duos Muntean/Rosenblum und Keramiken von Johannes Nagel mitgebracht. Drei Zeichnungen und zwei Gemälde von Cinta Vidal konnten sie schon während der Preview an koreanische Sammler und nach Los Angeles verkaufen.

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Hyun Min Kim ist mit seiner Theo Gallery in der Sektion „Kiaf Plus“ vertreten. „Wir haben die Chance, Künstler wie Sungju Ham vorzustellen, deren Werke bei der jüngeren Generation Anklang finden“, sagt er. „Das Selbstvertrauen koreanischer Sammler wächst.“ Glaubt man Kim, dann zeichnet den Erfolg des hiesigen Markts die Mischung aus reichem kulturellem Erbe und Offenheit für Neues aus. Die ersten Messetage geben ihm recht.

» Lesen Sie auch: Galerie aus einem 32-Seelen-Ort eröffnet Standbein in Seoul

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