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Neueröffnung unter den LindenDie Kunst ist das Herzstück im neuen „Palais Populaire“ der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank öffnet das ehemalige Prinzessinnenpalais für Ausstellungen und Veranstaltungen. „Cross-over“ soll in den neuen Hallen herrschen.Johannes Wendland 27.09.2018 - 16:12 Uhr Artikel anhören

Das neue Haus versteht sich als Ort für Kunst, Kultur und Sport.

Foto: Mathias Schormann/ Palais Populaire

Berlin. Unter den Linden 5, Berlin-Mitte – zentraler geht’s kaum in dieser Republik. Hier, im kernsanierten ehemaligen Prinzessinnenpalais direkt neben der Staatsoper, vis-à-vis von Neuer Wache und Deutschem Historischem Museum, eröffnet die Deutsche Bank – als Mieterin von Springer-Chef Mathias Döpfner – nun das „Palais Populaire“. In diesem Haus mit seinen markanten Rokokofassaden sollen künftig die Aktivitäten der Deutschen Bank bei Kunst, Kultur und Sport unter einem Dach gebündelt werden.

Hierzu öffnet die Bank das Gebäude für Ausstellungen, Veranstaltungen und ein umfangreiches Vermittlungsangebot für Kinder und Jugendliche. Ebenso knüpft ein modernes Café-Restaurant an die lange Tradition des Operncafés an, das bis 2014 im Haus residierte und bei Berlinern und Touristen mit nostalgischen Erinnerungen an Torten und Kronleuchter verbunden ist.

Nüchterne Reduktion

Zu diesem Zweck hat die Deutsche Bank das Gebäude vom Berliner Architekturbüro Kuehn Malvezzi vollkommen umbauen lassen. Der zweite architektonische Neuanfang binnen 65 Jahren, denn das historische Prinzessinnenpalais von 1733 war im Zweiten Weltkrieg so stark beschädigt worden, dass es in den 1960er-Jahren durch einen Neubau des Bauhaus-Schülers Richard Paulick ersetzt wurde.

Einzig die Fassaden sollten historisches Rokokoflair ausstrahlen, doch dahinter haben Kuehn Malvezzi auf nüchterne Reduktion und Funktionalität gesetzt. Die rohen Betonsäulen und Träger des Vorgängerbaus sind jetzt zentrales Gestaltungselement. Der leicht spießige DDR-Muff ist ausgetrieben, aber eine neue Atmosphäre nicht eingezogen. Dafür ist aufwendige IT, Klima- und Haustechnik hinter dicken Wänden eingebaut, die die Fenster in tiefen Schächten versenken.

„Cross-over“ soll künftig in diesen neuen Hallen herrschen, kündigt Thorsten Strauß an, der den Bereich Art, Culture & Sports der Deutschen Bank leitet. Die Palette soll von Parcours und digitalem Zeichnen für Kinder und Jugendliche bis zu Talkrunden und Lesungen reichen.

Das Herzstück des Palais Populaire dürfte aber weiter die Kunst bleiben, die bis vor Kurzem 300 Meter entfernt in der Kunsthalle residierte. Diese hatte die Deutsche Bank von 1996 bis 2012 zusammen mit dem Guggenheim-Museum und danach in Eigenregie betrieben. Drei Säle auf drei Ebenen im neuen alten Gebäude sind Ausstellungen vorbehalten, rund 700 Quadratmeter Fläche, die durch bewegliche Wände immer neu gestaltet werden können.

Zur Eröffnung hat Deutsche-Bank-Kurator Friedhelm Hütte in die Vollen gehen können. Seit mehr als 30 Jahren hat Hütte für die Bank bis heute 55.000 Kunstwerke zusammengetragen. Daraus sind jetzt 300 Werke auf Papier unter dem Motto „The World on Paper“ zu sehen.

Kunstmessen

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Es herrscht das globale Prinzip, neben den Heroen der eurozentrischen Kunstgeschichtsschreibung sind Künstler aus Südafrika, Indien, Lateinamerika und Südostasien vertreten. Die Öffnung ist Programm, die Deutsche Bank sammelt Kunst längst entlang ihrer globalen Ausrichtung.

Man sieht der Eröffnungsausstellung an, dass Hütte die Qual der Wahl hatte. In engen Gängen und Kabinetten sind dicht an dicht die Ergebnisse einer beeindruckenden und kenntnisreichen Sammeltätigkeit zu sehen. Und doch steckt diese Überfülle voller Entdeckungen. Bruce Nauman als Zeichner zufälliger Draperien etwa, 1965 in San Francisco entstanden. Oder die lakonischen Alltagsskizzen mit Bleistift einer Thermoskanne, eines Spitzers oder Zettelkastens von Gerhard Richter (1990), die neben großartigen, aber durchaus vertrauteren Aquarellen desselben Künstlers (1984) zu sehen sind.

Stark surrealistisch geprägt erscheinen die Bleistiftzeichnungen von Maria Lassnig von 1948/49, die ältesten Exponate der Schau, auf denen unter anderem ihr damaliger Liebhaber Arnulf Rainer porträtiert ist. Rainer selbst ist im Nachbarkabinett mit einer frühen „Kruzifikation“ (1951) und der Übermalung eines fotografierten Selbstporträts von 1970 zu sehen.

Ein aufgehender Stern

An Ausstellungen in der alten Kunsthalle erinnern etwa die collagierte Studie für das Riesenölbild „The Swimmer in the Economist“ (1996/97) des Pop-Art-Künstlers James Rosenquist oder die starken kleinen Gouachen des Pakistaners Imran Qureshi, der 2013 als „Artist of the Year“ der Deutschen Bank vorgestellt wurde und mit den Miniaturen überzeugend auf die Gewalt in seinem Heimatland reagiert.

Übrigens wurde auch Neo Rauch einmal mit dieser Auszeichnung gekürt. Das war 2001, doch die beiden großen Ölbilder auf Papier des Leipzigers, die in der Ausstellung zu sehen sind, hatte Hütte bereits 1994 erworben, als Rauch noch ein aufgehender Stern war.

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Raymond Pettibon, William Kentridge, Andrea Zittel, Ellen Gallagher – die ganze Welt ist vertreten, und doch erscheint die Zusammenstellung vor allem wie eine große Demonstration: Wir haben es und zeigen es. Die Ausstellungen in der sehr viel kleineren Kunsthalle zeichneten sich über die Jahre stets durch ihre sehr kompakte und konzentrierte Form aus.

So populär sich die Deutsche Bank mit ihrem neuen Engagement jetzt geben möchte (und vielleicht angesichts ihres zuletzt angeschrammten Images auch muss) – es wäre zu hoffen, dass sie bei ihren Ausstellungen zur Tugend der Selbstbeschränkung zurückkehrt.

„The World on Paper“, bis 7.1.2019 im Palais Populaire. Täglich außer dienstags 10–19 Uhr. Katalog (Kerber Verlag) 40 Euro.

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