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Rezension „Lucy“Scarlett Johansson als Action-Heldin unter Superdroge

Luc Besson liebt starke, weibliche Titelhelden. In „Lucy“ schickt er Scarlett Johansson ins Action-Abenteuer – mitreißend, bildgewaltig und ohne jeden Anspruch auf Logik. Auf Droge besiegt sie Gegner durch ihre Gedanken.Marcel Reich 14.08.2014 - 16:56 Uhr Artikel anhören

Scarlett Johansson als Lucy: Als superintelligente Action-Heldin rast sie durch den Film.

Foto: dpa

Düsseldorf. Was wäre wohl alles möglich, wenn der Mensch die volle Leistungsfähigkeit seines Gehirns nutzen könnte? Die Frage hat sich auch der französische Filmemacher Luc Besson gestellt. Auch wenn er sich dabei in seinem neuesten Werk „Lucy“ recht schnell von allem Wissenschaftlichen und tatsächlich Machbarem löst, bleibt doch die Erkenntnis: Es wäre unfassbar unterhaltsam.

Auch wenn die 25-jährige US-Studentin Lucy (Scarlett Johansson) es für ein Auslandssemester nach Taipei in Taiwan geschafft hat, ist sie eigentlich nicht der hellste Stern am asiatischen Nachthimmel. Auch die Wahl ihres neuen Freunds Richard (Pilou Asbaek) stellt sich schnell als unglücklich heraus, als der sie dazu zwingt, für ihn einen Koffer an den mysteriösen Mr. Jang (Choi Min-sik) zu übergeben. Die Übergabe geht gewaltig schief, Richard wird erschossen. In dem Koffer befindet sich die extrem wertvolle, synthetische Droge CPH4.

Die Fakten über „Lucy“
Luc Besson
Scarlett Johansson
Morgan Freeman
Drehorte
Budget

Um aus dem Schlamassel wieder heraus zu kommen, muss Lucy als Drogenkurier herhalten. Ihr wird ein Päckchen der Droge in den Bauchraum implantiert, so soll sie die Ware nach Europa schmuggeln. Nachdem ihr jedoch einer ihrer Peiniger in den Bauch tritt, gelangt die Droge ohne Umwege in hoher Dosierung in ihre Blutlaufbahn.

Doch anstatt an einer Überdosis zu sterben, entdeckt Lucy plötzlich erstaunliche Fähigkeiten: Die Droge steigert ihre zerebralen Fähigkeiten so weit, dass sie sogar zu Telepathie – und Kinetik in der Lage ist. Plötzlich kann sie sich an alles erinnern, was sie jemals aufgeschnappt hat – selbst an den Geschmack der Muttermilch.

Nachdem sich Lucy ihrer Allmacht bewusst wird, startet sie eine Art Rache-Tournee. Sie dringt in das Hauptquartier ihrer Peiniger ein und tötet dort alles, was sich bewegt – bis auf Jang. Den Drogenboss verschont sie. Sonst wäre der Film auch relativ schnell vorbei gewesen, schließlich jagt Jang Lucy danach bis nach Paris.

Um ihre neuen Fähigkeiten zu erforschen, setzt sich Lucy mit dem renommierten Hirnforscher Samuel Norman (Morgan Freeman) in Verbindung, der sie davon überzeugt, ihr neuerlangtes, überbordendes Wissen mit der Menschheit zu teilen. Auf dem Weg zu ihm nach Paris kommen ihr Jangs Schergen immer näher.

Lucy (Scarlett Johansson, m.) wird von der koreanischen Drogenmafia als Kurier eingesetzt – jedenfalls war das der Plan der Kriminellen.

Foto: ap

Luc Besson verliert von Beginn an keine Zeit. Schon in der ersten Szene, einem Streit zwischen Lucy und ihrem Freund Richard, zieht der Puls an. Einen Schnitt später steigt schon die (verpatzte) Kofferübergabe, und die Handlung kommt ins Rollen.

Bessons Ausgangspunkt – der Mensch nutzt nur zehn Prozent seiner Gehirnleistung – ist zwar wissenschaftlich falsch, dient für „Lucy“ aber als spannende Grundlange. Im Folgenden steigt ihre zerebrale Leistung immer weiter und steuert gegen Ende auf die 100 Prozent zu.

Durch die Geschwindigkeit, mit der sich Scarlett Johansson quasi die kompletten 89 Minuten durch „Lucy“ ballert – und noch viel öfter telekiniert – erinnert der Film an Vollgas-Veranstaltungen wie „Crank“ oder „96 Hours“. Letzterer wurde ebenfalls von Luc Besson verwirklicht.

Der Franzose bleibt sich auch in Lucy treu. Wer seine früheren Werke wie „Das fünfte Element“ gesehen hat, weiß, dass sich der französische Regisseur bei der Verwirklichung seiner abgefahrenen Ideen auch von physikalischen Gesetzen nicht aufhalten lässt. Zwar bietet „Lucy“ tatsächlich auch den ein oder anderen philosophisch interessanten Gedanken, doch logisch ist die Geschichte zu keinem Zeitpunkt.

Durch die Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit ist Lucy schon bald quasi unbesiegbar. Das raubt dem Werk fortan etwas die Spannung. Jangs Schergen können noch so nah an Lucy herankommen, ein Gedankenwisch später schweben sie dank Telekinese entwaffnet an der Decke. In solchen Momenten erinnert Lucy stark an Neo aus „Matrix“.

Während sich der Held im Sci-Fi-Klassiker trotzdem immer wieder neuen Herausforderungen stellen muss, wiederholen sich Lucys Demonstrationen ihrer Allmacht zusehends. Hier verspielt Besson Potenzial. Was hätte man hier nicht alles mit einem Charakter anstellen können, der durch die Kraft der Gedanken sogar durch die Zeit reisen kann?

So trifft sie auf einer Gedankenreise in die Vergangenheit zwar sogar kurz den Affenmenschen Lucy – eine großartige Szene. Das alles bleibt aber pure Spielerei.

Morgan Freeman als Hirnforscher Samuel Norman ist der Einzige, der mit der Darstellungskraft von Scarlett Johansson als „Lucy“ mithalten kann.

Foto: ap

Eigentlich war Action-All-Star Angelina Jolie für die Rolle der „Lucy“ vorgesehen – ein Segen für den Film, dass es am Ende Scarlett Johansson geworden ist. Je intelligenter Lucy im Verlauf der Geschichte wird, desto mehr nimmt ihr emotionales Einfühlungsvermögen ab.

Am Ende gleicht sie einem Supercomputer. Das könnte irgendwie kalt und abstoßend wirken, Johansson bleibt durch ihr Spiel aber selbst dann noch ein Charakter, dem die Sympathien erhalten bleiben – eine großartige Leistung. Überhaupt bleibt neben ihrer Darstellung der unaufhaltsamen Lucy kaum Platz für andere Schauspieler, nur Morgan Freeman hat ein paar Szenen, in denen er sich in den Blickpunkt spielt.

Gedreht wurde „Lucy“ unter anderem im Filmstudio Cité du Cinéma im Norden von Paris. Die Anlage wurde unter anderem von Luc Besson designed. Gedacht ist der Mega-Komplex als Konkurrent zu anderen europäischen Studios wie Pinewood in London oder auch Babelsberg in Berlin.

Um Filme für den immer stärker wachsenden asiatischen Markt interessanter zu machen, bauen viele Filmemacher mehr und mehr Story-Elemente in ihre Filme ein, die auf den Markt in Fernost zielen. Dass das steigende Interesse in Asien jedoch auch Nachteile hat, bekam Besson bei den elftägigen Dreharbeiten in Taipei zu spüren.

Gerade die Nachtdrehs wurden immer wieder von Paparazzi gestört und ob die Einarbeitung von asiatischen Schauspielern „Lucy” wirklich Sympathievorteile in Fernost bringt, ist zweifelhaft. Schließlich dürfen Choi Min-sik und Co. nur die Rollen der bösen Drogen-Mafia besetzen.

„Lucy” ist ein Film mit einer selten gesehenen Kraft, wie eine Dampfwalze rauscht Johansson über die Leinwand. Das Ganze bleibt bis zum Ende komplett durchgeknallt und ohne jeden Anspruch auf Nachvollziehbarkeit. So entsteht ein mitreißender, bildgewaltiger Rausch.

Kinostart: 14. August 2014

Regie: Luc Besson

Darsteller: Scarlett Johansson, Morgan Freeman, Min-sik Choi

Genre: Sci-Fi , Action

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