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Sotheby's Auktionen in ParisInventar aus dem Haus Al Thani: Impulse für Luxusdekor aus dem 18. Jahrhundert

Sotheby‘s hat Erfolg mit Kunst aus der Luxusimmobilie der Familie Al Thani. Das gibt dem Handel mit Mobiliar und Prestigeobjekten des 18. Jahrhunderts Aufwind.Olga Grimm-Weissert 27.10.2022 - 12:06 Uhr Artikel anhören

Vergoldungen, Goldbronze und teure Materialien schätzten die Scheichs von Katar in ihrer Pariser Residenz.

Foto: Sotheby's

Paris. Der internationale Antiquitätenhandel atmete auf, als die mehrtägige Auktion von Mobiliar und Kunsthandwerk aus dem Pariser „Hôtel Lambert“ gut verlief. Sotheby’s Paris versteigerte vom 11. bis 17. Oktober 1.134 Lose im Saal und online für insgesamt 76,6 Millionen Euro.

Das hochherrschaftliche Stadtpalais „Hôtel Lambert“ aus dem 17. Jahrhundert auf einer Seine-Insel gehörte bis Anfang 2022 Cousins des regierenden Herrschers von Katar, der Familie Al Thani. Der Vater, Prinz Abdullah bin Khalifa Al Thani, hatte es 2007 erworben.

Gleichzeitig mit den aufwendigen Restaurierungen übernahm der heute 42-jährige kunstaffine Sohn, Scheich Hamad bin Abdullah Al Thani, Ankäufe von Mobiliar und Kunsthandwerksobjekten. Da weder die Familie, noch Hamad Al Thani regelmäßig im überladenen Luxusdekor abstiegen, trennten sie sich kurzerhand von Immobilie und Inventar.

Hamad Al Thani hat spartenübergreifend angekauft. Er galt fünfzehn Jahre lang weltweit als der größte und finanziell potenteste Sammler. Er erwarb europäisches Kunsthandwerk, Juwelen, Möbel von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert, Stammeskunst und Antike Kunstwerke bei fast allen großen Kunsthandlungen und auf Messen.

Sotheby’s Auktion wirft viele Fragen auf: erstens nach den heutigen Käufern, zweitens, ob Hamad Al Thani weiterhin Kunst aus dem 17. und 18. Jahrhundert sammeln wird. Denn dieses Marktsegment war zuletzt auf Grund des Geschmackswandels nur im Spitzenbereich verkäuflich.

Die in Bronze montierte Porzellanskulptur kam auf 220.500 Euro.

Foto: Sotheby's

Doch Pariser Antiquitätenhändler sahen schon im Sommer Lichtblicke, seit der Versteigerung von 1.513 Losen aus dem Nachlass von Modezar Hubert de Givenchy. Für Mobiliar, Objekte und moderne Kunst hatte Christie’s Paris im Juni 119,7 Millionen Euro einnehmen können. Dabei war die Provenienz „Givenchy“ oft entscheidend.

Das Handelsblatt befragte nach der Al Thani-Auktion Antiquitätenhändler aus Paris und Deutschland nach den neuen Käufern von Luxusobjekten. Die Bremer Spitzenhändler Neuse und Wurster offerierten ihre erlesenen Stücke wiederholt in Paris bei Aveline gegenüber vom Elysée-Palast. Alfredo Reyes von Röbbig aus München ist in die Ausstellungen von Schloss Chantilly eingebunden, da sein Porzellansortiment und seine Möbel zum Besten am Markt zählen.

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Alle Händler verkünden, das 18. Jahrhundert käme wieder in Mode. Mit geänderter Präsentation, wie bei dem Antiquitätenhändler Léage, der seine Möbel gemeinsam mit dem Gemälde- Galeristen Daniel Gervis ausstellt. Die gleiche „Mélange“ zwischen einem erlesenem Möbel und einem modernen Gemälde sieht die Besucherin in den Salons der Pariser Händlerfamilie Kraemer.

Daniel Gervis, Gründer der verblichenen Kunstmesse „Fiac“, ist der Experte für Hans Hartung schlechthin. Seit seiner Zusammenarbeit mit dem jungen Guillaume Léage hängt er Gemälde von Hartung oder Jean Dubuffet über Kommoden oder Schreibtische der besten Kunsttischler des 18. Jahrhunderts. Das Konzept sei kommerziell schlüssig, berichtet Gervis.

„Wenn wir etwa 40-jährigen Interessenten den Preis eines Gemäldes von Hartung oder von Gregor Hildebrandt sagen, und dann den Preis des Sofas darunter, kaufen sie oft beide“, ergänzt Alain Kraemer. „Wir zeigen die Fotos unserer Einrichtung demnächst auf Instagram“, fügt Sandra Kraemer hinzu.

Die beiden Vasen erhalten durch die Bronzemontierungen aus dem 19. Jahrhundert noch einmal einen kräftigen dekorativen Touch.

Foto: Sotheby's

Alexis Kugel war mit seinem Bruder Nicolas der größte „Lieferant“ von Hamad Al Thani. Der Pariser erzählt, dass es einen neuen Käufer aus den USA gäbe, der genug Geld, Platz und gute Berater hätte, um voll in diesen Sektor einzusteigen. „Er entdeckte das 18. Jahrhundert anlässlich des Besuchs am Place de la Concorde, als das stilgetreu eingerichtete Hôtel de la Marine eröffnet wurde und verliebte sich in das Ambiente“.

Nebenbei bemerkt verfügt die Collection – Fondation Al Thani im gleichen Gebäude über ein Stockwerk, in dem Hamad Al Thani und sein Konservator das Programm bestimmen.

Wenn der Scheich „en passant“ die besten Möbel aus dem Hôtel Lambert an diesen Einsteiger aus Amerika verkauft hätte, bestätigte sich ein Gerücht. Es besagt, dass ein einziger Sammler die Topstücke bereits vor der Auktion übernommen haben soll.

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In jedem Fall stehen amerikanische und kanadische Sammler an erster Stelle der Käufer für exzeptionelles Kunsthandwerk und Prunkmobiliar. Es folgen Kenner aus der Schweiz, Italien, in London Ansässige sowie einige Türken, verrät man dem Handelsblatt. Laut Alfredo Reyes hat „Osteuropa, besonders Polen, großen Nachholbedarf“. Dazu kämen bei Röbbig noch vereinzelte Sammler aus Thailand und Indien.

Da Mikael Kraemer gut zehn Jahre lang in Schanghai, Hongkong, Macao und Singapur lebte, verkaufte die Familie Kraemer gut in Asien bis zum Lockdown. Dagegen ist der Nahe Osten laut Händleraussagen in diesem Sammelgebiet nicht aktiv. Hamad Al Thani war die Ausnahme und hielt wegen seiner Sachkenntnis und schier grenzenlosen Mittel eine Monopolstellung.

Dass die Familie Al Thani bei der Pariser Auktion Gewinn macht, gibt Alfredo Reyes zu verstehen. Er verkaufte Hamad Al Thani ein Bronzemontiertes Meissen-Rhinozeros von Johann Joachim Kaendler für 100.000 Euro. Mit 40. 000 Euro geschätzt, übernahm es angeblich eine Pariser Sammlerin auf Anraten von Herrn Reyes für 220.500 Euro.

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Nicht zu unterschätzen sind die Banken als Investment- oder Spekulations-Käufer. Sie sichern sich entweder hochpreisiges, als Kulturgut eingestuftes Mobiliar. Oder sie unterstützen Händler durch Kredite, wenn diese teure Objekte ankaufen.

„Im Topqualitätsbereich werden die teuren Stücke immer teurer“, versichert Laurent Kraemer. Volker Wurster ist weniger euphorisch. Er wartet die Tefaf-Messe in Maastricht ab, denn sie ist seine „Kontaktbörse“. Der jüngere Guillaume Léage wirft optimistisch ein: „Es geht aufwärts, denn es gibt wieder Verkäufer – wie Givenchy, Al Thani, Ann und Gordon Getty – und Käufer“.

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