Sotheby's und Phillips’ Abendauktionen der letzten zwei Wochen melden 2,3 Milliarden Dollar Umsatz
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Sotheby's und PhillipsTummelplatz für junge Leute mit viel Geld: die jüngsten Abendauktionen in New York
Nach einem nur zweiwöchigen Auktionsreigen melden die New Yorker Standorte von Sotheby's und Phillips Kunstverkäufe in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar.
Acht Bieter stritten um das Nachtbild und hoben es auf 4,9 Millionen Dollar, das Dreifache seiner Taxe.
(Foto: Sotheby's; VG Bild-Kunst, Bonn 2021)
New York Neun sorgfältig komponierte Abendauktionen von Impressionisten bis zu digitaler Kunst spielten den drei größten Versteigerern in zwei Wochen Ergebnisse der Superlative ein. Aufgewartet wurde mit bedeutenden Provenienzen und mit Trends. 298 verkaufte Lose sorgten für unglaubliche 2,3 Milliarden Dollar. Durch die ebenso erfolgreichen Tagesauktionen mit erschwinglicher Ware kamen noch einmal 240 Millionen Dollar dazu. Dutzende von Rekorden purzelten.
Laut Sotheby’s war das Feld der Teilnehmer in den Auktionen für zeitgenössische Kunst am 18. November so breit gestreut wie nie. Es deckte 48 Länder auf sechs Kontinenten ab. Bieter aus Asien waren wieder sehr aktiv, steuerten ungefähr 20 Prozent der Gebote bei. Eine ganze Reihe von Topzuschlägen konnten sie für sich entscheiden, darunter für Werke von Yoshitomo Nara, Ellsworth Kelly und Alexander Calder.
Er sehe einen wirklich sehr dynamischen Markt, freute sich Phillips’ gerade angetretener CEO Stephen Brooks. Das Haus hatte am 17. November mit „20th Century & Contemporary Art“ 139,1 Millionen Dollar eingenommen, das beste je erzielte Ergebnis.
Blue Chip-Kunst ist weiterhin gefragt, aber die Interessen der Sammler sind mittlerweile sehr breit gefächert. „Der kunsthistorische Kanon wird gerade neu überdacht“, sinnierte Phillips“ Robert Manley, Deputy Chairman, nach der Auktion. Künstlerinnen jeden Alters werden in neuem Licht gesehen und setzen starke Preise.
So wurde Joan Mitchells ungewöhnlich fulminantes gestisches Spätwerk (1992) mit attraktiver Taxe von mindestens 4 Millionen Dollar bei Phillips von etwa acht Bietern verfolgt und erst bei 11,9 Millionen Dollar mit Aufgeld zugewiesen. Auch Georgia O'Keeffe’s frühes Bild einer scharlachroten Hummerschere (Helikonie), das 1939 im Auftrag der Hawaiian Pineapple Company entstand, hob internationales Interesse auf 7,4 Millionen Dollar.
Phillips’ Stärke, junge Marktstars und auch noch unentdeckte Künstler in Abendauktionen zu platzieren, aktivierte wieder Spekulanten und junge Sammler. Erst vor wenigen Wochen hatten sie in London am 15. Oktober ein überraschendes Feuerwerk abgefackelt.
Raymond Pettibon "Untitled (The view from beyond the breakers)"
Das 1988 bis 1994 entstandene Bild war auf 300.000 bis 400000 Euro geschätzt. Verkauft wurde es für 1,02 Millionen Dollar (Ausschnitt).
(Foto: Phillips)
Nun verbesserte ein Online-Bieter in New York New den dort für Shara Hughes gesetzten Rekord auf 1,5 Millionen, auch für Amy Sheralds Bild „Welfare Queen“ von 2012, wurde bei 3,9 Millionen Dollar brutto laut Datenbank Artnet der zweithöchste Preis erzielt.
„Durch die Umverteilung von Reichtum haben viele jüngere Leute jetzt sehr viel Geld. Und sie interessieren sich für die Kunst ihrer Zeit“, weiß Jean-Paul Engelen, Phillips’ Deputy Chairman.
Sotheby’s drängte zum ersten Mal mit der Abendauktion „The Now“ am 18. November auf das einträgliche Territorium von höchstens zwanzig Jahre alter Kunst. Für 23 restlos verkaufte Lose wurden 72 Millionen Dollar eingehämmert und neun Rekorde gesetzt. Wer auf dem Primärmarkt keinen Zugang zu gesuchten Künstlern bekommen konnte, griff hier zum Aufpreis zu.
Lisa Brice
Für das Großformat „No Bare Back, after Embah“ (2017) wurden höchstens 300.000 Dollar erwartet. Der Bietkampf endete jedoch erst bei 3,2 Millionen Dollar mit Aufgeld (Ausschnitt aus einem Hochformat).
(Foto: Sotheby's)
Zu den sechs Debütanten auf einer Abendauktion zählte die Südafrikanerin Lisa Brice, die den Abend mit dem Großformat „No Bare Back, after Embah“ (2017) eröffnete. Statt bei höchstens erwarteten 300.000 Dollar endete der manchmal lautstark ausgetragene Wettbewerb bei 3,2 Millionen Dollar mit Aufgeld, einem Vielfachen ihres zuletzt in Johannesburg gesetzten Rekordes.
Auch um das schöne Selbstporträt „Through Line“ (2017) der in New York lebenden Nigerianerin Toyin Ojih Odutola, deren Londoner Soloausstellung gerade im Hirshhorn Museum in Washington, DC, Station macht, wurde gerungen. Das Großformat fiel erst bei 2,2 Millionen Dollar an einen Telefonbieter, den New Yorker Investor Glenn Fuhrmann.
Den Wettbewerb um das Highlight der Auktion, „Nice to See You Again“ (1996) des Japaners Yoshitomo Nara , machten acht asiatische Bieter unter sich aus. Es wurde erst beim Doppelten der unteren Taxe, bei 15,4 Millionen Dollar, zugewiesen. Der Einlieferer hatte das Bild im Mai 2005 in New York zu fast 330.000 Dollar ersteigert.
Gemäßigter ging es in der mit nur 34 Losen schmal besetzten abschließenden Auktion „Contemporary“ zu, die für 32 Verkäufe 119,2 Millionen Dollar einnahm. Im Zentrum standen elf Lose aus dem großen Nachlass des bekannten Fernsehproduzenten Douglas S. Cramer, der im Juni verstarb.
Douglas war ein großer Fan von Ellsworth Kelly und auch Cecily Browns Abstraktionen, die hier allein mit drei Werken zum Zuge kam. Ihr Werk „Spree“ von 1999, im selben Jahr bei Gagosian erworben, hob die New Yorker Beratungsfirma Ruth/Catone bei 6,35 Millionen Dollar bequem über die Taxe. Vier Bewerber, darunter auch Patti Wong, Chairman Asia, hievten Roy Liechtensteins „Two Paintings: Craig ...“ (1983), ein Geschenk des Künstlers, auf den Spitzenpreis von 20.4 Millionen Dollar.
Umsätze und Quoten
17.11.: 20th Century & Contemporary Art: 139.1 Millionen Dollar für 44 Lose (Verkauf nach Losen: 96 Prozent)
18.11.: The Now: 71,9 Millionen Dollar für 23 Lose (100 Prozent nach Losen verkauft)
Contemporary Art : 119,2 Millionen Dollar für 32 Lose (Verkauf nach Losen 94 Prozent) (zusammen 191,1 Millionen Dollar)
Entscheidenden Anteil an dem brillanten Wochenergebnis hat auch ein Stück Papier. Es ist zwar keine Kunstwerk, aber der seltene Erstdruck der „Official Edition“ der US-Verfassung von 1787. Sotheby’s packte den historischen Schriftsatz am 18. November kühn in die Versteigerung von Gegenwartskunst. Die Rechnung ging auf. Wenn ein Tyrannosaurus Rex oder drei Alfa Romeos in den New Yorker Prestigeauktionen versteigert werden, dann ist ihnen die Aufmerksamkeit der Milliardäre dieser Welt sicher.
Für das sechsseitige Dokument, das mit den berühmten Worten „We, the people“ beginnt, begeisterte sich Kenneth Griffin, Gründer und CEO des Chicagoer Hedgefonds Citadel und bedeutender Kunstsammler bis zu 43,2 Millionen Dollar brutto. Damit bewilligte er für eine der letzten Kopien in Privathand den höchsten Auktionspreis für ein historisches Dokument.
Zuletzt hatte diese Constitution im Jahr 1988 bei Sotheby’s zu 165.000 Dollar die Hände gewechselt, nun wurden schon mindestens zehn Millionen Dollar erwartet. „Die U.S. Constitution ist ein heiliges Dokument, das die Rechte eines jeden Amerikaners und all jener, die danach streben einer zu werden, bewahrt“, so Griffin anschließend in einem Statement.
Verlierer war bei 40 Millionen Dollar der einzige andere Interessent, die Kryptogruppe Constitution DOA („dezentralisierte autonome Organisation“), die das Dokument der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Innerhalb von nur drei Tagen konnte sie weltweit über 17.000 Teilnehmer mobilisieren und sammelte über Crowdfunding Ethereum im Gegenwert von über 40 Millionen Dollar ein.
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