Staatliche Kunstsammlungen Dresden: „Dresden ist ein Brückenkopf nach Osten“

Dresden. Marion Ackermann freut sich über sehr gute Besucherzahlen für die von ihr geleiteten 15 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, auch wenn sie das Niveau der Vor-Coronazeit noch nicht erreicht haben. Zurzeit baut sie unter Hochdruck eine intensive Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Nachbarn auf.
Lesen Sie hier das komplette Interview:
Frau Ackermann, die SKD haben mit Jiri Fajt einen „Außenminister“. Bis zu seiner politisch bedingten Entlassung war er Direktor der Prager Nationalgalerie. Was macht er?
Seit 2016 organisieren wir einen Mitarbeiteraustausch zwischen der Prager Nationalgalerie und den SKD, um voneinander zu lernen. Da der östliche Teil Europas für viele noch immer Terra incognita ist, arbeitet Jiri Fajt vor allem, aber nicht nur am Blick nach Osten. Dresden ist ein Brückenkopf. In unseren Sammlungen spiegelt sich gemeinsame Kulturgeschichte, die bis zum Bosporus reicht. Auf die zeitgenössische und moderne Kunst aus Tschechien, der Ukraine und Polen folgt 2025 ein Blick nach Estland.
Die Besucherzahlen waren Corona bedingt zurückgegangen. Wo liegen sie jetzt?
2023 zählten wir 2,1 Millionen Besuche. Das ist ein sehr gutes Ergebnis und nahe an unserem Rekordjahr 2019 mit 2,6 Millionen Besuchen. Damals kamen die Besucher zur Hälfte aus dem Ausland und aus der Region oder Deutschland. 30 Prozent der ausländischen Gäste reisten aus Russland und China an. Sie fehlen jetzt vor allem bei den Alten Meistern. Dafür haben wir verstärkt Besucher aus Polen und Tschechien hinzugewinnen können, dazu solche aus Italien und den Benelux-Ländern.
Im Vergleich mit Florenz ist das wenig. Die Uffizien zählten über 5 Millionen, davon 30 Prozent junge Besucher.
Wir haben 15 Museen in mehreren Städten. Die Uffizien sind ein Gebäudekomplex mitten in Florenz, einer Stadt, die ein extrem hohes Touristenaufkommen hat und auch viele junge Menschen anzieht. Die Uffizien bespielen TikTok. Wir waren dort auch, halten uns aber aus Datenschutzgründen vorerst zurück. Sehr erfolgreich sind wir mit der Kinderbiennale und dem Imaginarium und vielen weiteren Programmen für die heranwachsenden Generationen. Es dürfen aber gern noch mehr Besucherinnen und Besucher werden.
Wie viel erwirtschafteten die SKD 2023 selbst?
Zu unserem 60 Millionen-Etat gab der Freistaat Sachsen 40,8 Millionen. Der Rest sind Drittmittel und eigene Einnahmen. Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen für unsere Dauerausstellungen mit 8,9 Millionen Euro sogar über den erwarteten 7,5 Millionen Euro. Wir nähern uns der Vor-Corona-Marke von 10 Millionen Euro Einnahmen wieder an.

2024 steht Ihr Vertrag als Generaldirektorin zur Verlängerung an. Haben Sie schon entschieden?
Wir führen derzeit intensive Gespräche. Ich stecke tief in der Arbeit. Die intensive Zusammenarbeit mit unseren osteuropäischen Nachbarn nimmt immer mehr Fahrt auf. Ich möchte noch mehr von den jüngsten Generationen lernen. Es gibt mir eine solche Hoffnung, dass so viele Menschen hier für eine wehrhafte Demokratie auf die Straße gehen. Das Thema Handwerk liegt mir am Herzen: die Verzahnung unserer internationalen Impulse mit den großen regionalen Traditionen.
Frau Ackermann, vielen Dank für das Gespräch.
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