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Rath checkt einLeinen los: So läuft eine Kreuzfahrt in Corona-Zeiten mit der MS Europa 2

Kreuzfahrtschiffe fahren aktuell unter verschärften Hygienebedingungen. Die MS Europa 2 bringt Passagiere mit Luxusversprechen rund um die Kanaren.Carsten K. Rath 31.01.2021 - 10:24 Uhr Artikel anhören

Das Schiff bewegt sich über die sieben Weltmeere vergleichbar mit dem Service-Level der Selektion Deutscher Luxushotels.

(Foto: Hapag-LLoyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Sanft brechen sich die Wellen des Atlantiks am mächtigen Schiffsbug der MS Europa 2, als wir uns mit 21 Knoten Geschwindigkeit und mehr als sechs Meter Tiefgang dem Festland nähern. Eine sommerwarme Seebrise empfängt mich in der Januarsonne, während ich erwartungsfroh das Schiffsdeck betrete. Backbord erkenne ich die entfernte Silhouette von Lanzarote. Richtig, die Insel vulkanischen Ursprungs liegt auf der linken Seite in Fahrtrichtung und hat im wabernden Nebel die Anmutung einer Fata Morgana.

Ich atme die salzige Luft an Deck und genieße in diesem Moment vor allem eines: die schier unsagbare Freiheit der Weltmeere, des Atlantischen Ozeans. Sie wissen schon: die Freiheit, die bereits so manchen Seefahrer und Entdecker wie Marco Polo oder Ferdinand Magellan in den naturgewaltigen Bann der Schiffsfahrt gezogen und nie wieder losgelassen hat. Vielleicht waren nicht alle von ihnen wie ich mit einem Fünf- Sterne-Plus-Kreuzfahrtschiff unterwegs. Ich selbst habe auch das Steuer nicht in der Hand. Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer bleibt indes dasselbe. Doch lassen Sie mich das näher erklären.

Die MS Europa 2 gilt seit Jahren unangefochten als bestes Schiff der Welt. Das behaupten nicht nur die Experten des Berlitz Cruise Guides, die das 2013 erbaute Luxusgefährt seit seiner Indienststellung kontinuierlich mit Fünf Sternen Plus kategorisieren. Das schraubt meine Erwartungen nach oben. Finde ich auf der Kreuzfahrt alle Annehmlichkeiten und vor allem den Service, der mit einer Fünf-Sterne-Bewertung einhergeht oder wird mir auch ein Fünkchen Seemannsgarn aufgetischt?

Meine einwöchige Kreuzfahrt führt mich vom Hafen in Santa Cruz, Teneriffa, einmal um die Kanaren. Genug Zeit also, um das Schiff samt Besatzung und Angebot ausgiebig zu entdecken.

Ein Service, der schon vor der eigentlichen Reise startet, ist ein außergewöhnlich guter Service. Hapag-Lloyd Cruises vereinfacht seinen Passagieren gemeinsam mit dem Logistikdienst Tefra Travel Logistic bereits die Anreise: Das Gepäck reist auf meinen Wunsch eigenständig von meiner Haustür wahlweise zum Flughafen oder direkt aufs Schiff. Das nehme ich gern in Anspruch.

Das Schiff gilt seit Jahren als bestes Kreuzfahrtschiff der Welt.

(Foto: Hapag-LLoyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Natürlich benötige ich auch als Schiffspassagier aktuell einen negativen Coronatest. Nach der Buchung erhalte ich einen Gutschein für eine der 89 Helios-Kliniken in Deutschland. Ohne Wartezeit und mit höchster Professionalität werde ich getestet. Herzlich sind die Gesundheitsprofis noch dazu. Das Ergebnis liegt mir nach 48 Stunden digital vor, ich trete meine Reise unbekümmert an. Die Schnittstelle oder neudeutsch Collaboration der beiden Marktführer Hapag-Lloyd Cruises und Helios Kliniken funktioniert ausgezeichnet.

Für die eigentliche Anreise nach Santa Cruz wähle ich einen Charterflug mit Tui Fly. Ich hätte auch privat buchen können, entschied mich aber dagegen. Die Flugbegleiter sind sehr zuvorkommend und verteilen freundlich Getränke, Müsliriegel und Brötchen. Heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr in einem Flieger. Während ich mich mit einem Snack stärke, stellt sich die Reiseleitung vor.

Auf Teneriffa gelandet, wird meine Temperatur gemessen. Mein Gepäck entspannt sich bereits in der Suite. Die nachfolgende Busfahrt versetzt meiner anfänglichen Euphorie jedoch einen kleinen Dämpfer, denn ich bekomme weder Getränke noch einen Snack oder eine weitere Information. Für eine 1,5-stündige Fahrt ist das etwas wenig.

Am Schiff angekommen, möchte ich so schnell wie möglich meine Suite beziehen. In meiner Aufregung entgeht mir die Wegbeschilderung. Fälschlicherweise oder vielleicht auch, weil ich im Herzen immer noch Hotelier und Gastgeber bin, biege ich nach rechts ab und lande im Crewbereich. So wurde ich gleich zweimal willkommen geheißen, als potenzielles Mitglied und ein paar Minuten später als Gast. Beide Male sehr herzlich und authentisch – eine großartige schiffsinterne Haltung sprüht mir hier entgegen.

Gefühlte 65 Quadratmeter stehen in der äußerst geräumigen Suite zur Verfügung.

(Foto: Hapag-Lloyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Der erste Eindruck wird nochmals verstärkt: Vor dem Check-in frage ich den Sommelier nach den Empfehlungen des Tages. Ein paar Minuten später kommt der Maître d‘Hôtel auf mich zu, begrüßt mich namentlich und beantwortet mir alle meine Fragen. Ich werde bis zu meiner Suite begleitet und durch einen Butler namentlich mit einem eisgekühlten Glas Champagner und Kaviar begrüßt. Ich vergebe ausnahmslos zehn Punkte für den Start meiner Reise.

Die schwimmende Suite: Sicheres Raumwunder

Ich erkundete alle Weltmeere, unter anderem auf der Aida, Tui Cruises Mein Schiff, mit amerikanischen und asiatischen Kreuzern. Daher stellte ich mich auf einen Kompromiss ein, der auf einem Schiff nun einmal nicht wegzudiskutieren ist: Platzmangel in der Kabine. Ich traue meinen Augen kaum, als ich meine Suite auf der MS Europa 2 betrete. Gefühlte 65 Quadratmeter stehen mir zur Verfügung. Sollte es mir „zu eng“ werden, kann ich auf den 20 Quadratmeter großen Balkon ausweichen.

Mein Bad umfasst noch einmal fünf Quadratmeter zuzüglich der Erlebnis-Dusche. Der Kopf meines Duschwunders misst 30 Zentimeter und bereitet mir ein Duschvergnügen, als stünde ich unter einem tosenden, natürlichen Wasserfall. So sieht schwimmender Luxus von heute aus.

Während ich noch die Ausmaße der Suite bestaune, frage ich mich, wofür eigentlich die „2“ in MS Europa 2 steht. Für doppelten Platz? Doppelte Sicherheit oder Service im Quadrat? Sicherheit steht jedenfalls ganz weit oben auf der Agenda. Jedes Crew-Mitglied muss nach dem Coronatest acht Tage in Quarantäne, obwohl nur fünf vorgeschrieben sind. Danach gibt es einen weiteren Test. Die Zahlen geben Hapag-Lloyd Cruises recht: Seit einem Jahr ist kein einziger Covid-19-Fall auf der MS Europa bekannt. Mehr Sicherheit geht kaum. 

Kulinarische Highlights in sechs Restaurants an Board

Die Entdeckungsreise auf hoher See führt mich und meinen Gaumen in die sechs Bordrestaurants. Das Flaggschiff unter ihnen trägt den vielversprechenden Namen „Weltmeere“. Täglich wechselnd präsentiert der Küchenchef internationale Gourmetküche. Ich habe die Wahl zwischen der klassisch mediterranen bis hin zu asiatischer Küche. Außerdem kann ich hier als Frühaufsteher auch ab 7 Uhr à la carte frühstücken.

Im „Yachtclub“, meinem kulinarischen Lieblingsort an Board, speise ich frisch gegrillte Spezialitäten, auf Wunsch sogar unter freiem Himmel. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Nach der langen Lockdown-Zeit in Deutschland kommen Freiluftangebote wie gerufen. Eine weitere Besonderheit des Yachtclubs: Es gibt hier keine offiziellen Schließzeiten. Ich bekomme den ganzen Tag über etwas zu Essen. Ein toller Service. Theoretisch nehmen im Yachtclub bis zu 266 Gäste Platz. In Corona-Zeiten sind sie auf 60 Prozent begrenzt, die übliche Selbstbedienung am Buffet entfällt. Damit kann ich gut leben.

Das „Weltmeere“ ist das Flaggschiff unter den insgesamt sechs Bordrestaurants.

(Foto: Hapag-Lloyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Ein Besuch im Restaurant ist eigentlich nichts Außergewöhnliches. Derzeit ist ein externes kulinarisches Erlebnis allerdings undenkbar und daher an Board ein wunderbarer Extragenuss. So speise ich in allen Spezialitätenrestaurants, vier sind es an der Zahl. Auf Deck neun stille ich meine aufkeimende Lust auf Sushi im japanischen Restaurant „Sakura“. Als Nachtisch gönne ich mir grünes Tee-Eis.

Nach der langen Lockdown-Zeit in Deutschland kommen Freiluft-Angebote wie gerufen.

(Foto: Hapag-Lloyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Asiatische Momente erlebe ich auch auf Deck vier im „Elements“ mit Geschmacksnoten wie Zitronengras, Limetten und frischen Meeresfrüchten. Das Savoir-vivre empfängt mich im „Serenissima“ mit vollmundigem Wein und mediterranen Klassikern wie Trüffel Tagliatelle mit Lobster. Einen geschmacklichen Abstecher nach Frankreich erlebe ich im „Tarragon“. Bei dieser Fülle an internationaler Cuisine auf Spitzenniveau tauche ich ganz in das jeweilige Land ein. Für viele köstliche Momente vergisst mein Gaumen, auf welchem Kontinent er sich gerade bewegt.

Sie merken es vielleicht, die Vielzahl an außergewöhnlichen Speisen an Bord verzückt mich. Auch zwischen den Hauptgängen möchte ich am liebsten meine kulinarische Neugierde bedienen und werde fündig. Zum Aperitif oder für einen entspannten Ausklang nach dem Dinner gehe ich an eine der zahlreichen Bars, wie die Sansibar. Sie ist das schwimmende Pendant der „echten“ Sansibar auf Sylt. Hier könnte man sogar bis 14 Uhr frühstücken. Als bekennender Frühaufsteher überlasse ich den Frühstücksplatz den Langschläfern an Bord und erlebe lieber die Abendstimmung mit wunderbarem Blick aufs Festland.

Meine Nachmittagswahl fällt ganz klassisch auf die Pool-Area: Nach einem ausgiebigen Bad gönne ich mir einen Nachmittagssnack an der Poolbar. Ich habe Glück. An diesem Nachmittag bekomme ich eine frisch gebackene warme Waffel mit süßer Aprikosen-Mandarinen-Grütze und reichlich Schokoladensauce. Das von einem Fitnesstrainer angeleitete Sixpack-Training findet am selben Tag in der Nähe der Poolbar statt. Ein Zufall?

Vom Belvedere aus genießt man bei guter Sicht einen grandiosen Blick auf den Berg Teide.

(Foto: Hapag-Lloyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Eine entspannte Teezeit fernab des Pooltrubels nehme ich in der Bar im Belvedere ein. Hier sitze ich bei einem großartigen Panoramablick auf das Meer in einer stimmungsvollen Lounge mit Bibliothek und genieße einen grandiosen Blick auf den Teide. Mit seinen 3715 Metern ist er der höchste Berg der Kanaren und gleichzeitig auch die höchste Erhebung des spanischen Staatsgebietes.

Für den späteren Nachmittag oder frühen Abend empfehle ich eines der zahlreichen Tastings. Ich entscheide mich für eine klassische Weinverkostung. Sommelier Sebastian Lisges erklärt mir die edlen Tropfen Österreichs im Grande Reserve direkt neben dem „Tarragon“. So mundet der Wein gleich doppelt aromatisch. 

Landgang oder Seatime?

Sinn und Zweck einer Kreuzfahrt ist es, sich das angesteuerte Festland oder in meinem Fall die kanarischen Inseln anzuschauen. Es ist mir nahezu unmöglich, Kritikpunkte für meine Schiffsreise zu finden. Für den Landgang vergebe ich allerdings keine zehn Punkte. Die Guides und Touren mögen den Geschmack anderer Passagiere treffen. Meine sechsstündige Radtour über Lanzarote hat mich persönlich nicht begeistern können, obwohl der Guide sehr bemüht war.

Auch in diesem Bereich kann das Schiff mit vielen Luxushotels mithalten.

(Foto: Hapag-Lloyd Cruises)

Foto: Handelsblatt

Die Sehnsucht nach den schiffsinternen Angeboten steigt mit jedem Pedaltritt. Ich cancele meine weiteren gebuchten Landausflüge, lasse mich im Spa des Schiffes verwöhnen und tauche lieber wieder in die Welt der Kulinarik ein. Ich teste außerdem Orte, die zum Entspannen einladen. Mein Favorit? Dafür müsste ich wohl noch eine Reise auf hoher See antreten, um mich wirklich zu entscheiden.

Fazit: Schwimmende Exzellenz, homöopathische Kritik

Ausstattung, Service und Qualität auf der MS Europa 2 sind auf allerhöchstem Niveau. Das liegt sicherlich daran, dass sich hier Mitarbeiter der deutschen Hotellerie versammeln. Egal, wen ich zu seinen vorherigen Stationen befrage, genannt werden namhafte Häuser wie Traube Tonbach, Vier Jahreszeiten Hamburg oder Brenners Park-Hotel und Spa. Die neue Führung unter CEO Julian Pfitzner hat das Schiff bestens auf Kurs gebracht. Die Marke Hapag-Lloyd Cruises ist mittlerweile ein Joint Venture/Tochterunternehmen von Tui Cruises. Unter der Leitung von Wybke Meier, CEO von Tui Cruises und Hapag Lloyd, wird das Unternehmen sicher gut durch die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit kommen.

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Das Schiff bewegt sich über die sieben Weltmeere vergleichbar mit dem Service-Level der Selektion Deutscher Luxushotels. Ich frage mich, warum es bislang keine Allianz gibt. Es wäre eine Win-win-Situation für beide. Näher kommt man an Klasse nicht heran. Wirkliche Kritikpunkte kann ich hier auf hoher See nur in homöopathischen Dosen verteilen. Wenn dieses Schiff ein Hotel mit festem Boden unter seinem Fundament wäre, dann wäre es ganz sicher eines der fünf besten Hotels Deutschlands – und Sie würden es hier wiederfinden.

Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber einer Reiseplattform ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist Ideengeber des neuen Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört.

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