Verbraucherzentrale: Der Schmu mit Protein-Shakes

Shakes zum Abnehmen sehen oft verlockend aus und versprechen zudem eine schlanke Figur in Rekordzeit. In den Produkten stecken allerdings häufig verbotene Zutaten und jede Menge Zucker.
Düsseldorf. Kohlenhydrate sind out, mehr Eiweiß in. In jedem Supermarkt sind die Riegel mit hohem Proteinanteil inzwischen zu haben. Schlank soll man damit werden, oder es zumindest bleiben. Sportler wollen so ihre Muskeln schneller wachsen lassen. Protein-Shakes erscheinen praktisch, doch viele Produkte halten nicht, was sie versprechen, warnen Verbraucherschützer und Mediziner.
„Eiweiß ist derzeit der Shootingstar unter den Nährstoffen“, stellt Ernährungsmediziner Hardy Walle fest. Immer mehr Figurbewusste würden zu praktischen Eiweiß-Shakes greifen. Viele im Handel, online oder in Apotheken erhältliche Eiweiß-Shakes enthielten jedoch deutlich zu viele Kohlenhydrate. Damit werde der erwünschte Effekt ins Gegenteil verkehrt.
Bei der richtigen Ernährung seien Proteinpulver und -drinks sogar überflüssig, meint die Verbraucherzentrale Bayern. Das gilt auch für andere Nahrungsergänzungsmittel: „Ein Nutzen ist selten zu erkennen. Und ein Zuviel kann schaden“, stellt die Verbraucherzentrale NRW heraus. Sportler hätten keinen erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen.
Wer unbedingt mehr Eiweiß essen möchte, finde gute Proteinquellen in tierischen Lebensmitteln wie Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch. „Sportler benötigen keine zusätzlichen Proteine (Eiweiß) in Form von Präparaten“, betonen die Verbraucherschützer seit Jahren. Dennoch boomen Eiweiß-Produkte in Supermärkten.
Nicht ohne Grund: Grundsätzlich begünstige Eiweiß einen gesunden Stoffwechsel, erklärt Walle. Studien zeigten, dass der Protein-Kick am Morgen die Kalorienaufnahme während des gesamten Tages reduziert. Es werde also fast „automatisch“ weniger gegessen. Allerdings funktioniere dies nicht mit jedem Produkt am Markt.
Wichtig sei, dass Molkenprotein in der Zutatenliste enthalten sei. Das vielfach eingesetzte Sojaprotein habe im Gegensatz dazu keinen entfettenden Effekt auf die Leber. Außerdem werde es vom Körper schlechter verwertet, so dass Muskelwachstum beziehungsweise Muskelerhalt geringer ausfielen. Soja sei deshalb nur zweite Wahl.
Damit der Protein-Shake eine Mahlzeit ersetzen könnte, sollte er entsprechend konzipiert und zugelassen sein. Wichtig sei neben den Inhaltsstoffen Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett ein bestimmter Gehalt an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Ballaststoffen. Ob ein Produkt diese Voraussetzungen erfüllt, sei an der Auszeichnung als Mahlzeitenersatz („Mahlzeit für eine gewichtskontrollierende Ernährung“) zu erkennen.
Proteine sind nur ein Problemfall im Markt für künstlich hergestellte Nahrungsmittel. Viele Pillen und Pulver erwecken bei Nutzern sogar die Erwartung, dass Nahrungsergänzungsmittel Krankheiten lindern oder sogar heilen – ganz wie Arzneimittel. Das zeigt das interaktive Online-Angebot www.klartext-nahrungsergaenzung.de der Verbraucherzentralen.


Doch anders als Arzneimittel müssten Nahrungsergänzungsmittel kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen, ehe sie auf den Markt kommen. Nur der Hersteller oder Importeur ist für die Sicherheit seiner Produkte verantwortlich, warnen die Verbraucherschützer vor allzu hochgesteckten Hoffnungen.
Die Verbraucherschützer fordern daher: Anbieter sollten für alle enthaltenen Stoffe die versprochenen Wirkungen wissenschaftlich klar belegen. Und sie müssten häufiger kontrolliert werden. Das dürfte jedoch ein frommer Wunsch bleiben. Am besten ist wohl dieser Tipp: „Wer vollwertig und abwechslungsreich isst, kann seinen Nährstoffbedarf gut decken – und das mit Genuss.“





