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Wein mit WeltkarriereFünf Brunello mit einem ausgezeichneten Preis-Genuss-Verhältnis

Brunello-Weine aus der südlichen Toskana haben eine Weltkarriere hingelegt – und sind entsprechend teuer geworden. Welche Weine ihren Preis rechtfertigen.Jürgen Röder 02.09.2018 - 16:10 Uhr Artikel anhören

Der Brunello, der ausschließlich aus der Sangiovese-Traube hergestellt wird, zählt zu den besten Weinen Italiens.

Foto: Handelsblatt

Düsseldorf. Wer zum ersten Mal in das Anbaugebiet des berühmten italienischen Weins Brunello fährt, dem fällt vor allem eines ins Auge: Abwesenheit. Dort stehen keine Schlösser wie in der vom winzerischen Ansehen vergleichbaren Weinregion Bordeaux und auch keine protzigen Champagner-Häuser wie in Epernay, der Hauptstadt des prickelnden Luxusgetränks. Dennoch entsteht hier ein Rotwein, der wie die Erzeugnisse der großen französischen Regionen weltweit in der Spitze spielt, was Qualität und Preis betrifft.

Um Montalcino herum, der zentralen Stadt der Brunello-Region in der südlichen Toskana, bestimmen statt traditionsreicher Prachtbauten Olivenhaine, Weiden und Getreidefelder das Landschaftsbild. Und Weinberge. Vor allem Weinberge.

Auch die Anbaufläche ist nichts zum Protzen. Auf nur 3.500 Hektar wird rund um Montalcino einer der besten Weine Italiens hergestellt. Zum Vergleich: 100.000 Hektar sind es in der Champagne und rund 120.000 Hektar in Bordeaux. Montalcino selbst ist mit rund 6.000 Einwohnern tiefste Provinz. Wenn auch ein angenehmes Provinzstädtchen.

Und doch wächst hier ein Wein, der eine Weltkarriere hingelegt hat. Auch weil sich die Winzer hundertprozentig auf den Anbau der Sangiovese-Traube konzentriert haben, der wichtigsten Rebsorte der Toskana. Der Brunello ist der kräftigste und auch einer der langlebigsten Vertreter der Sangiovese-Weine. Es treffen Kirsch- und Veilchenfrucht auf viele Kräuter und ein markantes Gerbstoffgerüst.

Wein-Tasting

Die Vielfalt der Toskana in den Weingläsern

Der Grund, warum die Region in der Toskana so provinziell geblieben ist, liegt in ihrer vergleichsweise kurzen Geschichte als Anbaugebiet. Während Bordeaux schon seit Jahrhunderten weltweit anerkannt ist, gab es in der Region Montalcino noch im Jahr 1968 lediglich 13 Winzer, die eine Fläche von insgesamt 50 Hektar bearbeiten. 50 Jahre später sind es auf den 3.500 Hektar inzwischen 250 Brunello-Produzenten geworden.

Der Umsatz aller Winzer liegt schätzungsweise bei über 120 Millionen Euro jährlich. So betrachtet ist diese Region eine – vor allem für italienische Verhältnisse – einzigartige Erfolgsgeschichte. Noch vor der Jahrtausendwende stiegen einst Branchenriesen wie die Vermouth-Dynastie Cinzano und die berühmte italienische Weinfamilie Marchese Antinori ein. Es folgten zwei US-Importeure, die auf einer großen Fläche den Brunello mit Namen Banfi für den amerikanischen Markt herstellen.

Der globale Markt wurde in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erobert. Zahlreiche Prämierungen folgten: Das US-Magazin „Wine Spectator“ listete im Jahr 1999 Brunello unter den besten zwölf Weinen des 21. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 wurde der Brunello di Montalcino der beste Wein im weltweiten Ranking. Die Folge: Viele Produzenten erzielen pro Flasche problemlos einen Preis im dreistelligen Euro-Bereich.

So zahlen beispielsweise Weinliebhaber für eine Flasche Biondi Santi Brunello de Montalcino Riserva des Jahrgangs 2010 auf Auktionen über 400 Euro. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. „Die Preise werden noch steigen“, prophezeit beispielsweise Brunello-Winzerin Emilla Nardi. Sie leitet das Weingut Tenuta Silvio Nardi, eines der größeren Güter der ganzen Appellation.

So teuer, dass sich auch Fälschungen lohnen: Im Mai 2014 hatten Ermittler 30.000 Liter eines gewöhnlichen Rotweins beschlagnahmt, der als Spitzen-Chianti und Brunello di Montalcino etikettiert worden war. Der Wein wurde zehnmal teurer verkauft, als er tatsächlich wert war.

In einem Brunello steckt viel Arbeit. Der Rotwein kann erst knapp fünf Jahre nach der Ernte verkauft werden, seit Anfang 2018 ist entsprechend der Jahrgang 2013 erhältlich. Innerhalb der vierjährigen Lagerzeit reift der Wein mindestens 24 Monate im Holzfass. Ein Riserva-Etikett darf der Brunello di Montalcino nur dann tragen, wenn er fünf Jahre lang – davon sechs Monate in der Flasche – gelagert wurde. Das Minimum beim Alkoholgehalt liegt bei 12,5 Volumenprozent – das zu erreichen ist im sonnigen Süden kein Problem.

Jeder Brunello-Jahrgang wird mit maximal fünf Sternen bewertet – das sollte aber aufgrund der kreativen Vorgehensweise italienischer Winzer nicht unbedingt der einzige Anhaltspunkt für Liebhaber sein. Fakt ist: Brunello-Weine schmecken oft sehr unterschiedlich, weil die Weinberge auch in verschiedenen Himmelsrichtungen liegen. Zudem ist der Brunello ein sehr jahrgangsabhängiger Wein. 2013 galt als schwieriges Jahr, 2012 hingegen als eines der besten. Auch 2010 wurde von vielen Weinkritikern als ein Topjahrgang bewertet.

Angesichts dieser vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren ist es nicht ratsam, einfach einen Brunello zu kaufen, ohne ihn vorher probiert zu haben. Dies gilt verstärkt für die eher preiswerten Einstiegsweine, die um die 30 Euro kosten.

Nachfolgend finden Sie fünf Brunello-Weine mit einem – wie immer bei Wein: subjektiven – sehr guten Preis-Genuss-Verhältnis. Die Auswahl umfasst persönliche Empfehlungen des Autors, der mehrfach durch die Montalcino-Region gereist ist und dabei unterschiedliche Weingüter kennen gelernt sowie an zahlreichen Verkostungen teilgenommen hat. Auf Vollständigkeit erhebt die Auswahl keinen Anspruch.

Il Poggione

Das Weingut hat mit seiner maßvollen Preispolitik zum weltweiten Bekanntheitsgrad und zur großen Anerkennung des Brunello insgesamt beigetragen. Die dem Brunello vorbehaltenen bepflanzten Sangiovese-Flächen erreichen Höhen zwischen 150 und 400 Metern. Der Wein ist langlebig und mineralisch geprägt und erzielt in fast jedem Jahrgang beste Noten.

Der 2010er wurde beispielsweise vom weltweit berühmtesten Weinkritiker Robert Parker mit 98 von maximal 100 Punkten bewertet – für einen Wein mit einem Verkaufspreis um die 35 Euro eine außerordentlich hohe Bewertung. „Das vielleicht beständigste Weingut für Brunello und Rosso di Montalcino“, meint auch der britische Weinkritiker Hugh Johnson.

Campogiovanni

Das Weingut gehört seit 1984 zum Besitz von San Felice, das wiederum seit der milliardenschweren Übernahme des Versicherungskonzerns Riunione Adriatica di Sicurta (RAS) dem Münchner Allianz-Konzern gehört. Die Campogiovanni-Qualitiät dürfte auch den Ansprüchen genügen, am Rande einer Allianz-Vorstandssitzung entkorkt zu werden.

Trotz vieler Auszeichnungen – wie ein vierter Platz in der Top-100-Liste des Magazins „Wine Spectator“ – verkauft das Weingut den Brunello noch zu einem moderaten Preis zwischen 30 und 35 Euro. Campogiovanni gelang es auch in dem schwierigen Jahrgang 2013, einen guten Brunello in die Flasche zu füllen. Es sind meist vielschichtige Weine mit langem Nachhall.

Tenute Silvio Nardi

Das Familienweingut gehört zu den Betrieben, die maßgeblich den exzellenten Ruf des Brunello vorangebracht haben. Die Familie gründete 1950 das Gut und gehörte damit zu den ersten Auswärtigen, die in der Montalcino-Region Land erworben hatten. Seit mehr als 30 Jahren führt Tochter Emilia Nardi mit viel Engagement das Gut mit insgesamt 54 Einzellagen. Spitzenprodukt ist der Brunello in drei Versionen, Silvio Nardi, Manachiara und Vigneto Poggio Doria, Letzterer auch als Riserva. Der „einfache“ Silvio Nardi ist bereits ausdruckvoll mit einem kräftigen Körper, aber auch elegant – und bietet für knapp über 30 Euro ein sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis.

Wie sehr Emilia Nardi Wert auf Qualität legt, zeigte sich auch am Jahrgang 2013. Ihr gelang bei einer Produktion von 150.000 Flaschen ein sehr guter Einstiegs-Brunello. Sie verzichtete aber angesichts des schwierigen Jahrgangs, ihre erheblich teureren (55 bis 80 Euro) Einzellagen-Weine – Manachiara und Vigneto Poggio Doria – auf den Markt zu bringen.

Podere la Vigna

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Ein kleiner Geheimtipp: Die Anbaufläche für Wein ist lediglich vier Hektar groß und gehört der Familie Rubegni, die seit Generationen Landwirte sind. Adriano Rubegni und seine Frau Sonia kümmern sich persönlich um die Produktion und setzen sich zudem direkt für die Produktvermarktung ein. Sie verkaufen einen würzigen Brunello mit seidigen Tanninen und sehr langem, fruchtigem Abgang. Die Flasche kostet um die 30 Euro.

La Fornace

„Dunkel und muskulös mit reichem Innenleben, zusammengehalten durch gesundes, festes Tannin: Kompliment“, beschreibt Weinkritiker Jens Priewe den 2013er-Jahrgang. Die Familie Giannetti baut seit drei Generationen auf rund 4,5 Hektar Wein an. La Fornace bedeutet „Die Ziegelei“ – eine Reminiszenz an eine Ziegelei, die dort früher stand. Entsprechend enthält der Boden viel kalkhaltigen Lehm. Zusammen mit Weinbergen, die aufgrund ihrer Ausrichtung stets in der Sonne sind, entstehen dort warme Brunello-Weine, die in Deutschland um die 37 Euro kosten.

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