Buchtipp: Alles eine Frage der Einstellung? Umdenken als Weg zum Glücklichsein

Es lohnt sich, Umstände zu hinterfragen.
Düsseldorf. Es gibt diese Bücher, die sich nicht aus der Hand legen lassen. Bücher, die mehrmals gelesen werden. Bücher, die ein Leben verändern. „Du musst nicht von allen gemocht werden. Vom Mut, sich nicht zu verbiegen“, das gemeinsame Werk von Fumitake Koga und Ichiro Kishimi, soll genau so eine Lektüre bieten. Dabei lassen die Autoren in ihrem Buch erst mal einen unglücklichen Mann auf einen Philosophen treffen.
„Lassen Sie uns nun den jungen Mann begleiten, wagen wir uns durch die ,Tür‘“, appellieren die beiden Autoren im Vorwort an ihre Leser. Den Rest erledige die Geschichte.
Diese dreht sich dann um die philosophischen und psychologischen Erkenntnisse Alfred Adlers, des Vorreiters der Achtsamkeitsbewegung. So lautet die zentrale These des Philosophen in diesem Buch: „Der Mensch kann sich ändern und von diesem Moment an glücklich sein.“
Genau darüber – und über die Probleme des Lebens – führen die Hauptcharaktere, der Philosoph und der junge Mann, einen Dialog und fungieren auf der Suche nach dem Glück als Wegweiser durch die Geschichte – sowie die komplexen Gedankengänge Adlers.
Der literarische Philosoph behauptet ja, dass das Glück für jeden erreichbar sei – genau deshalb hat ihn der junge Mann aufgesucht. Denn dieser ist mit seinem Leben unzufrieden, sucht Erklärungen für sein Unglück.
Er erzählt etwa: „Gestern Nachmittag las ich gerade ein Buch in einem Café, als ein Kellner vorbeilief und Kaffee auf meine Jacke schüttete.“ Er sei dann „einfach ausgerastet. Ich schrie ihn aus vollen Halse an.“ Diese Situation analysiert anschließend der Philosoph: „Sie sind nicht in Wut geraten und haben gebrüllt. Sie sind einzig und allein wütend geworden, damit Sie brüllen konnten.“ Es entspinnt sich eine Debatte, in deren Verlauf der junge Mann auf seiner Sicht der Dinge beharrt, zweifelt, Fragen stellt.
Die Dialogform ermöglicht es dem Leser, sich hineinzuversetzen in den Zweifler, die Situation und die Gedanken nachzufühlen. Damit wenden die Autoren einen Kunstgriff der griechischen Philosophie an. Denn schon Platon verfasste fiktive Dialoge von Sokrates mit rhetorischen Gegenspielern, um dessen Standpunkte zu verbreiten und zu verdeutlichen.

So gehen die beiden viele Situationen aus dem privaten Umfeld durch, aber auch die Berufswelt und der Arbeitsplatz sind ein großes Thema, etwa in dem Kapitel über „Arbeitssucht“.


Die Erklärungen und Lösungsansätze des Philosophen sind in der Regel bestechend einfach – oft soll ein Umdenken die Lösung sein, die Einstellung ist also alles. Genau hier offenbart sich eine Schwäche des Buchs. Manches Thema wird zu leicht abgetan. So leicht, wie es uns der Philosoph machen möchte, lassen sich viele Ängste und Sorgen nicht „umdenken“.
Und dennoch: Dieses Buch regt zum Nachdenken an, zeigt, dass es sich lohnt, Umstände zu hinterfragen, dass sich tatsächlich manches anders denken und wahrnehmen lässt. Und so ist die Lektüre ein schöner Anlass, zwischen den Jahren einmal die Füße hochzulegen, zu schmökern, das Jahr Revue passieren zu lassen und nach vorn zu blicken.





