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Hans WilsdorfWarum der Rolex-Gründer heute kaum bekannt ist

Hans Wilsdorf gründete 1905 die Firma, die später als Rolex weltberühmt wurde. Christian Rupprecht schildert das Leben des wohl am meisten übersehenen Unternehmers der Wirtschaftsgeschichte.Thorsten Firlus 05.11.2025 - 09:47 Uhr Artikel anhören
Rolex-Gründer Hans Wilsdorf: Baute und machte Armbanduhren so salonfähig, dass heute nahezu niemand mehr die einst gängige Taschenuhr nutzt. Foto: Rolex

Ferdinand Porsche, Steve Jobs, Bill Gates, Jeff Bezos. In der Aufzählung visionärer Unternehmer fehlt: Hans Wilsdorf. Zumindest, wenn man Christian Rupprecht fragt. Der Autor hält ihn für einen visionären Unternehmer, dessen Prinzipien heute noch in Unternehmen wie Red Bull angewandt werden.

Wilsdorf gründete 1905 sein Unternehmen Wilsdorf & Davies, das er später in Rolex (ein Kunstwort vermutlich von Rolling Export abstammend) umbenannte, 1960 in eine Stiftung überführte und das heute wohl zu den bekanntesten Marken weltweit gehört.

Dass Menschen heute Uhren überhaupt am Armgelenk tragen, ist auf Wilsdorfs Arbeit zurückzuführen, der Uhren so baute und salonfähig machte, dass heute nahezu niemand mehr die einst gängige Taschenuhr nutzt.

Dabei wäre Rupprecht Hans Wilsdorf selber beinahe nie nähergekommen. „Ich war für einen Besuch nach Kulmbach gereist und sah dort eine Hinweistafel. Hätte ich die 64.000-Euro Frage bei ‚Wer wird Millionär?‘ bekommen, wer Hans Wilsdorf sei, hätte ich die Antwort nicht gewusst.“

Christian Rupprecht: Rolex: Der Traum des Hans Wilsdorf: Ein biografischer Roman über das faszinierende Leben des Rolex-Gründers, Plassen, 6. November 2025, 220 Seiten, 17 Euro. Foto: Plassen Verlag

Rupprecht, promovierter Theologe und Autor, wurde neugierig und fand zunächst: „So gut wie nichts.“ Hans Wilsdorf als Mensch, so schien es, ist in der Wirtschaftshistorie nie über den Rang einer Fußnote hinausgekommen.

Die Person, die Geschichte und der Umstand, dass eben die Person so wenig in der Öffentlichkeit präsent ist, spornte Rupprecht an. „Ich dachte mir, das muss man doch erzählen.“

Rupprecht entschied sich für die Form des Romans statt des Sachbuchs. Auch, weil für eine Biografie viel zu viele exakte Informationen nicht zu beschaffen gewesen wären.

Kein Interesse bei Rolex an einer Biografie

Und vielleicht auch gar kein Interesse einzelner Parteien besteht, dass die Person bekannt wird. Das Unternehmen Rolex unterstützte die Recherche zu Wilsdorf nicht.

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Nachdem Rupprecht sich durch Quellen gearbeitet und zusammengetragen hat, passt das für Rupprecht ins Bild, ist konsequent und auch Teil des Geheimnisses, warum Rolex nach seiner Ansicht als Marke so erfolgreich ist: „Hans Wilsdorf wollte nie im Vordergrund stehen, es sollte immer nur um die Uhr gehen.“

Es existiert lediglich ein einziges gefilmtes Interview, das Wilsdorf 1959, ein Jahr vor seinem Tod, gab. Es ist auf Französisch.

Das ist nicht überraschend, Wilsdorf war Fremdsprachenkorrespondent zu Beginn seines Berufslebens nach seiner Schulzeit in einem Coburger Internat. Dort war der Vollwaise von Verwandten untergebracht worden. „Er war kein Uhrmacher“, sagt Rupprecht, der in seinem Roman den Weg von Wilsdorf von Kulmbach über das französischsprachige La Chaux-de-Fonds und London bis nach Genf nachzeichnet.

Rupprecht erhebt keinen Anspruch, historisch jedes Detail Wilsdorfs Lebens zu erfassen. Vielmehr ginge es ihm darum, auch den Menschen hervortreten zu lassen und ins Rampenlicht zu schieben, der sich selbst gerne hinter seine Uhren stellte.

Die wiederum konnten seiner Ansicht nach nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Frühzeitig begann Wilsdorf damit, seine Uhren bei außergewöhnlichen Unternehmungen zur Verfügung zu stellen. Der Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau hatte eine Rolex. Das Modell Rolex Deep Sea Special war auch 1960 an einem U-Boot auf der Fahrt zum Grund des Marianengrabens befestigt.

Ein Pedant, der Genauigkeit suchte

Rolex gelang es nach Wilsdorfs Tod mit dieser Methode, Sean Connery als James Bond auszustatten und damit das Modell Submariner bekannt zu machen. „Den Grundstein für diese Art des Influencermarketings hat Wilsdorf gelegt“, sagt Rupprecht.

Popkulturell kann es nach der Aussage des Luxuskaufhauses Fenwick kaum eine Marke mit Rolex aufnehmen. 2023 zählte Fenwick in einer Studie 1318 Nennungen der Marke.

Für Rupprecht ist das das folgerichtige Ziel von Wilsdorfs Strategie, „die Uhr jedem Abenteurer um den Arm zu legen, der nicht bei drei auf den Bäumen war“. Als die Britin Mercedes Gleitze 1927 als erste Frau den Ärmelkanal durchschwamm, trug sie eine wasserdichte Rolex Oyster. Wilsdorf ließ eine Anzeige schalten.

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Rupprecht näherte sich über Recherchen der Person. Zusammengearbeitet hätte er eher nicht gerne mit ihm. „Er war ein Pedant“, sagt Rupprecht, „alle Reklamationen zu den Uhren mussten über seinen Schreibtisch laufen.“ Aber einer, der seine Mitarbeiter sehr gut behandelte und als Manager den Uhrmachern größtmöglichen Freiraum ließ, so sie das lieferten, was ihm wichtig war: Präzision.

Kurz nach dem Tod seiner ersten Frau gründete der kinderlose Wilsdorf eine Stiftung, der bis heute das Unternehmen Rolex gehört und die regelt, was Rolex tun soll. Viel bekannt ist nicht, die Satzung von der Stiftung Hans Wilsdorf ist nicht öffentlich direkt zugänglich. Lediglich einige Stiftungsziele sind bekannt. „Es sollte alles hinter die Uhren zurücktreten“, sagt Rupprecht.

„Güte war sein Leben“

Als Mensch sei ihm Wilsdorf über die Zeit der Recherchen dennoch auch sympathisch geworden. Auch angesichts der Dinge, die Rupprecht rund um Wilsdorfs Rolle zur Zeit des Dritten Reichs herausfand. „Da kommen immer wieder die gleichen Geschichten hoch, die nach meinen Erkenntnissen nicht stimmen.“

Im Roman lässt Rupprecht die Figur Wilsdorf dieses Kapitel in einem Dialog erläutern. „Er hat nach allem, was ich finden konnte, immer alles gekappt, sobald eine Verbindung nah zu den Nazis kam“, sagt Rupprecht.

Der Roman endet mit dem Tod von Hans Wilsdorf am 6. Juli 1960. Bestattet wurde er im Familiengrab in Genf. Ein vergleichsweise schlichtes Kreuz mit den Daten von Wilsdorf und seinen beiden Ehefrauen May Wilsdorf-Crotty und Betty Wilsdorf-Mettler. Kein Hinweis auf Rolex, kein Verweis auf seine Leistung als Unternehmer. Lediglich in Wilsdorfs angelernter Sprache „La Bonte Fut Sa Vie“ – „Güte war sein Leben“.

Für alles, was nach Wilsdorfs Tod Rolex zu einem der bekanntesten Unternehmen der Welt und erfolgreichsten Luxusuhrenmarken machte, sieht Rupprecht die Basis in Wilsdorfs Leben und Wirken. „Mein Punkt ist, seine Lebensgeschichte zu erzählen. Und ich fand sie bis zum letzten Tag sehr konsequent und sehr strukturiert.“

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Erstpublikation: 30.10.2025, 13:10 Uhr.

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