Morning Briefing: Netanjahu will ganzen Gazastreifen erobern – Armee rät ab

Projekt Drohnenbomber: Helsings geheime Pläne
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
Die Einstufung „streng geheim“ klingt wie ein Schlagwort aus einem Agentenfilm. Tatsächlich steht dahinter eine genaue rechtliche Definition. „Streng geheim“ sind demnach in Deutschland Dokumente, wenn
Meldet sich also ein Anwalt der Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells beim Handelsblatt und behauptet, ein internes Dokument aus Deutschlands wichtigstem Rüstungs-Start-up sei als „streng geheim“ eingestuft und dürfe auf keinen Fall öffentlich werden – dann hat er zunächst einmal unsere Aufmerksamkeit.
Warum haben wir uns entschlossen, dennoch über die Pläne des Münchner Unternehmens Helsing zu berichten? Nun, bei aller Liebe zur Tragweite der eigenen Story, sehen wir den Bestand der Bundesrepublik durch die Veröffentlichung dann doch nicht als akut gefährdet an.
Laut den Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, erwägt Helsing den Bau eines unbemannten Drohnenbombers. Mit der Übernahme des mittelständischen Flugzeugherstellers Grob Aircraft könnte Helsing in den Wettbewerb um unbemannte Luftkampfsysteme einsteigen, die mehrere Tonnen schwer sein und Bomben von mehreren Hundert Kilo tragen könnten.
Helsings Konzept stößt womöglich in eine strategische Lücke. Denn das „Future Combat Air System“, das die deutsche Luftwaffe als zentrales Verteidigungssystem ab 2040 einsetzen wollte, droht an Streitigkeiten zwischen den beteiligten Konzernen Airbus und Dassault zu scheitern. Und das Konzept von Helsing liest sich wie ein Ausweg aus dem Dilemma.
Viele Aufgaben eines Kampfjets könnte künftig wohl auch eine Flotte autonomer Riesendrohnen übernehmen. Das System aus mehreren Drohnen, das Helsing vorschlägt, hat einen Gefechtsradius von deutlich mehr als 1000 Kilometern und erreicht damit auch das Hinterland des Gegners. Dort soll es selbstständig ein Verständnis der Lage entwickeln und Missionsziele umsetzen.
Aber Pst... streng geheim.
Will Netanjahu den Gazastreifen komplett erobern?

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll sich laut israelischen Medienberichten entschieden haben, den Gazastreifen vollständig einzunehmen. Dafür wolle er sich in den nächsten Tagen die Rückendeckung des Kabinetts und der Militärführung holen, soll er zu Ministern seines Kabinetts gesagt haben.
Die israelischen Streitkräfte kontrollieren derzeit rund 75 Prozent des Küstengebiets, das in etwa so groß ist wie München. Die Geiseln werden in jenen Teilen vermutet, in die das israelische Militär bislang nicht vorgedrungen ist und die weiterhin von der Hamas kontrolliert werden.
Das israelische Militär hat sich in der Vergangenheit gegen eine Komplett-Besatzung des Gazastreifens ausgesprochen. Die Beseitigung sämtlicher Hamas-Tunnel und -Bunker könne Jahre dauern, beschrieb die „Times of Israel“ die Bedenken der Armeeführung. Auch könnten dadurch Geiseln in Gefahr geraten und getötet werden.
Schweiz sucht nach Zoll-Ausweg

Die Schweizer Regierung sucht nach Möglichkeiten, doch noch eine Einigung im Zollstreit mit den USA zu finden. Die Regierung Trump will Importe aus der Schweiz künftig mit einem Zollsatz von 39 Prozent belegen, die Zölle sollen am Donnerstag in Kraft treten. Gestern kündigte die Schweizer Regierung an, den USA ein verbessertes Angebot vorlegen zu wollen.
Haben die Schweizer Verhandler keinen Erfolg, fürchten Experten harte Einschnitte für die Schweizer Exportwirtschaft. Schließlich sind die USA nach der EU der wichtigste Handelspartner des Landes.
Zwei wichtige Exportgüter, Medikamente sowie Goldbarren, sollen zwar von den Zöllen ausgenommen werden. Die Schweizer Maschinenbauer und die Luxusgüterindustrie, vor allem die Uhrenhersteller, werden hingegen mit voller Härte getroffen.
Die hohen US-Zölle erwischen die Schweizer Regierung auch deshalb auf dem falschen Fuß, weil es monatelang so aussah, als befänden sich die Verhandlungen auf einem guten Weg. Die eidgenössischen Verhandler standen umso blamierter da, als das deutlich kleinere Fürstentum Liechtenstein angedrohte Zölle in Höhe von 37 Prozent abwenden und sich die gleichen Konditionen wie die EU sichern konnte. Liechtenstein gehört anders als die Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum, ist allerdings kein EU-Mitglied.
Sollten die Zölle wie geplant in Kraft treten, würde es sich für US-Zöllner auf jeden Fall lohnen, bei Flügen aus der Schweiz nach allzu neu glänzenden Armbanduhren an den Handgelenken der Passagiere Ausschau zu halten. Bei 39 Prozent Einfuhrzoll für eine Rolex kann man schon mal in Versuchung kommen.
Chinas Energiewende der Widersprüche

Kein Land baut erneuerbare Energien schneller aus als China. Im ersten Halbjahr sind 268 Gigawatt dazugekommen, fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Insgesamt beläuft sich die bislang installierte Kapazität erneuerbarer Energien in China auf 2159 Gigawatt.
Zum Vergleich: Deutschland hatte Ende 2024 knapp 190 Gigawatt installierte Leistung aus regenerativen Quellen. China baute also in sechs Monaten mehr Windräder und Solaranlagen zu als Deutschland insgesamt hat.
Seit April gibt es in China mehr installierte Kapazitäten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien als aus fossilen Brennstoffen. Doch trotz des Rekordausbaus wurde im ersten Halbjahr nur knapp ein Viertel des Stromverbrauchs durch Sonne und Wind gedeckt, der Großteil stammt nach wie vor aus Kohle. Das macht China weiterhin zum größten Kohlenstoffdioxid-Emittenten der Welt. Hinzu kommt: Die fossile Energie feiert ein Comeback – derzeit werden so viele neue Kohlekraftwerke gebaut wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Die Erklärung: Die größten alternativen Energieressourcen sind im Landesinneren konzentriert, weit entfernt von den dicht bevölkerten Industriezentren an der Ostküste. Eine der größten Herausforderungen besteht laut unserer China-Korrespondentin Sabine Gusbeth nun darin, neue Leitungen zu bauen. Die sollen den Ökostrom dorthin bringen, wo er tatsächlich gebraucht wird.
Falls Ihnen das Problem aus Deutschland bekannt vorkommt: mir auch.
Last Exit Eigenzulassung

Ein schwacher Dienstwagenmarkt, strenge CO₂-Vorgaben aus Brüssel und ambitionierte Vertriebsziele: Deutschlands Autohersteller können derzeit alles gebrauchen, was die Zulassungszahlen an E-Autos steigert. Dazu setzen sie immer häufiger auf ein bewährtes Mittel – sie lassen ihre Fahrzeuge auf sich selbst zu.
Fast 128.000 Eigenzulassungen zählt der Branchendienst Dataforce für das erste Halbjahr 2025 auf dem größten europäischen Einzelmarkt – knapp 30.000 mehr als noch vor genau einem Jahr. 29 Prozent der Eigenzulassungen entfallen demnach auf Elektroautos.
Spitzenreiter ist dabei Opel, die mit einem Wert von 48,5 Prozent fast jedes zweite produzierte Elektromodell zuerst auf sich selbst zulassen, gefolgt von Audi und Mini.
Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands spricht Klartext:
Ein Treiber sei der verschärfte CO₂-Grenzwert der EU, der seit Anfang des Jahres gilt. Damit die Autos den Wert im Schnitt einhalten, müssen die Unternehmen mehr emissionsfreie Elektrofahrzeuge zulassen.
Das hat Folgen für den Gesamtmarkt: Die Preise für neue Stromer sinken. Laut dem Center Automotive Research (CAR) von Ferdinand Dudenhöffer zählen aktuell der Opel Corsa Electric sowie die BMW-Modelle i4 und i5 zu den Rabattkönigen. Käufer erhielten teils bis zu 25 Prozent Preisnachlass.

Neue gedruckte Tageszeitung für Kalifornien
Das US-Boulevardblatt „New York Post“ plant eine neue gedruckte Zeitung in Kalifornien. Anfang 2026 werde „The California Post“ erscheinen und ihren Sitz in Los Angeles haben, heißt es auf der Webseite der Boulevardzeitung, die zum Portfolio von Medienmogul Rupert Murdoch gehört.
In Zeiten, in denen Medien inklusive des Handelsblatts immer stärker auf ihre digitalen Produkte setzen, stellt eine neue gedruckte Tageszeitung ein bewundernswertes Wagnis dar.
Keine Bestätigung gibt es für Gerüchte, laut denen die „California Post“ durch einen berittenen Pony-Stafettendienst zugestellt wird und Abonnenten Werbeprämien in Form von Pökelfleisch und Schnupftabak erhalten.
Ich wünsche Ihnen einen Dienstag auf der Höhe der Zeit.






Herzliche Grüße,
Ihr
Christian Rickens





