Rezension: Die Geschichte des Westens und die Wende zum Schlechteren

Bei einem Treffen der G7 in Japan zeigten sich der Westen geeint.
Bonn. Der britische Historiker Timothy Garton Ash, 1955 in London geboren, bereist Europa seit gut 50 Jahren. „Freiheit statt Unterdrückung“ lautet sein Credo.
Er unterstützte nicht nur die oppositionelle Solidarnosc-Bewegung in Polen und begleitete später die deutsche Wiedervereinigung. Garton Ash traf auch Staatsmänner wie Bronislaw Geremek, Helmut Kohl, Tony Blair und George W. Bush.
Mit dem Buch „Europa. Eine persönliche Geschichte“ hat der „Berufseuropäer“ jetzt Bilanz gezogen – das Ergebnis fällt ernüchternd aus. Denn der demokratische Aufbruch der früheren Ostblock-Staaten führte in den Neunzigerjahren zwar zu einem beinahe rauschhaften Triumphzug des Kapitalismus und dem vermeintlichen „Ende der Geschichte“.
Dann aber sorgte spätestens die Weltfinanzkrise für einen Kater, von dem Europa sich bis heute nicht erholt hat. Wie konnte es so weit kommen?
An der Jahrtausendwende wurde der Westen „faul, selbstverliebt und übermütig“, weil er keinen Systemrivalen mehr sah, diagnostiziert Garton Ash. Dass China sich anschickte, mit einer beispiellosen Kombination aus Kapitalismus und staatlicher Lenkung ein Modell zu schaffen, das auf viele Schwellen- und Entwicklungsländer ausgesprochen attraktiv wirkte, wurde lange Zeit geflissentlich übersehen.





