Wirtschaftsbuchpreis: Eine faszinierende Reise durch Jahrhunderte des Abfalls

Düsseldorf. Wir alle produzieren ihn täglich, denken aber nur selten darüber nach: Müll. Eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, das täglich größer wird. Jedes Jahr werden weltweit mehr als zwei Milliarden Tonnen Abfall produziert – gelagert auf Deponien, in Müllsäcken oder im Meer.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass verschwenderisches Verhalten keineswegs ein Phänomen der Moderne ist. Früher hatten die Menschen einfach weniger Mittel zur Verfügung. Mit zunehmendem Wohlstand sind die Müllberge gewachsen – ebenso wie das Problem der illegalen Müllentsorgung, das in manchen Regionen sogar von der Mafia kontrolliert wird. Der Historiker Roman Köster führt in seinem Buch „Müll: Eine schmutzige Geschichte der Menschheit“ auf eine faszinierende Reise durch die Jahrhunderte.
Roman Köster: Müll.
C.H.Beck Verlag,
München 2023,
422 Seiten,
29,00 Euro
Schon in der Zeit der Neandertaler entstanden Abfälle. Essensreste und Exkremente verrotteten damals jedoch fast von selbst. Köster erklärt: „Mit den frühesten menschlichen Siedlungen konnte (und musste) der Müll irgendwann zu einem Problem werden.“ Auf 422 Seiten führt er uns durch die Geschichte, von den Neandertalern über das antike Rom und das mittelalterliche Europa bis zur industriellen Revolution und in die moderne Wegwerfgesellschaft. Dabei verknüpft er historische Fakten geschickt mit kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen.
Köster räumt mit dem Mythos auf, dass Städte schon immer schmutzige Orte gewesen seien. Der Dichter Juvenal mag das antike Rom als „rechten Schweinestall“ bezeichnet haben, doch gerade die zentralisierten Müllprobleme zwangen urbane Gegenden dazu, sich frühzeitig mit der Abfallentsorgung auseinanderzusetzen. Diese Herausforderung wurde anfangs durch Müllsenken, Stadtgräben und die Entsorgung in Wasserwegen oder im Meer bewältigt. Meist handelte es sich dabei um menschliche oder tierische Exkremente und Kadaver.
Der Autor zeigt, wie Müll im Laufe der Geschichte zum Katalysator für sozialen Wandel, technologische Innovationen und kulturelle Veränderungen wurde. Abfall ist mehr als nur ein lästiges Nebenprodukt unserer Existenz – er spiegelt unsere Gesellschaft, unsere Werte und unseren Fortschritt wider.



Wie viel Müll schwimmt wirklich in den Weltmeeren?
Heute ist Müll weit mehr als ein Ärgernis oder hygienisches Problem – er stellt eine ernsthafte Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Mit dem Wohlstand sind auch die Müllberge gewachsen, und gerade Kunststoffe stellen ein besonderes Problem dar. Sie zersetzen sich über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg kaum, setzen schädliche Chemikalien frei und belasten das Ökosystem nachhaltig. Plastik ist eben nicht kompostierbar, und seine allgegenwärtige Präsenz in unserer Umwelt verdeutlicht die Dringlichkeit, nachhaltige Lösungen für unser globales Müllproblem zu finden.
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