Anlagestrategie Mit diesen Fonds profitieren Anleger von der demografischen Entwicklung

Die Menschen auf der Erde werden nicht nur zahlreicher, sondern insgesamt auch älter.
Köln Tagesnachrichten beschäftigen kurzfristig ausgerichtete Investoren. Börsentäglich befassen sie sich mit Geschäftszahlen, Zinsentscheidungen, Konjunkturdaten, neuen Gesetzen und mehr. Das ist auch für private Anleger spannend zu verfolgen. Doch für ihre konkreten, eher mit langem Horizont ausgerichteten Anlageentscheidungen zählen eher langfristige Entwicklungen.
Ein mächtiger Trend ist die Demografie. Kim Catechis, Investment-Stratege bei Franklin Templeton, vergleicht die Demografie mit einer mächtigen „Welle“, die über kurzfristige Ereignisse hinwegfegt und „die wirtschaftlichen, politischen und öffentlichen Grundlagen der Vermögenspreise grundlegend verändert“. Eben diese Veränderungen böten Anlagechancen – auch weil zwischen Demografie und anderen „Wellen“ wie Technologie und Geopolitik Wechselwirkungen bestünden.
Die Chancen resultieren zum Teil aus dem Wachstum der Weltbevölkerung. Laut einer Projektion der Vereinten Nationen leben 2050 etwa 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde – 1,8 Milliarden mehr als heute.
Zwar sinkt die Fortpflanzungsrate in vielen Ländern, doch im globalen Durchschnitt werden immer noch 2,4 Kinder pro Frau geboren. Jeder dieser neuen Erdenbürger braucht Wasser, Nahrung, Energie, Bildung, Medizin und Internet. Das bringt Herausforderungen, aber eben auch Chancen für die globale Wirtschaft mit sich. Hinzu kommt, dass in Indien und China immer mehr Menschen zur konsumfreudigen Mittelschicht gehören.
Die Menschen auf der Erde werden nicht nur zahlreicher, sondern insgesamt auch „grauer“, denn die Anzahl der über 65-Jährigen wächst überdurchschnittlich. Das trifft auch auf China zu. Jahrelang erlaubte die Kommunistische Partei den Bürgern nicht, mehr als ein Kind zu haben. Seit 2015 waren maximal zwei Kinder erlaubt. Jetzt, nach der jüngsten Volkszählung und angesichts einer schnellen Überalterung der chinesischen Gesellschaft, dürfen Paare drei Kinder haben.
Fondsmanager setzen auf Gesundheits- und Immobilienaktien
Auch in Deutschland wird es bis 2035 viel mehr Menschen im Rentenalter geben. Die Zahl der Personen im Alter ab 67 Jahren wird von 16 Millionen auf 20 Millionen steigen, teilte das Statistische Bundesamt Ende September mit. Einen immer höheren Anteil von Älteren an der Gesamtbevölkerung gibt es auch in Japan, Italien und anderen Ländern.
Vor diesem Hintergrund haben einige Vermögensverwalter Demografiefonds aufgelegt. Weil die kommenden Umwälzungen so umfassend sind, sind die Anlagevehikel zwangsläufig breit aufgestellt. „Das Thema ist facettenreich“, betont Aneta Wynimko, Fondsmanagerin des „Fidelity Global Demographics Fund“, gegenüber dem Handelsblatt. Oder anders formuliert: Ein Demografiefonds investiert in viele Unternehmen aus zig Branchen und Ländern. Das reduziert dann das Risiko von Vermögensverlusten.
Wynimko nennt Beispiele: „Für eine alternde Gesellschaft sind Gesundheitsausgaben ein zentrales Thema. Unternehmen, die bessere Therapien bieten oder durch Prävention Krankheiten verhindern, werden die Gewinner sein.“ Daher gehöre Thermo Fisher, ein weltweit führender Anbieter von Labortechnik, zu den größten Positionen im Fonds. Und der Luxusgüterkonzern LVMH profitiere von der wachsenden Mittelschicht.
Interessant ist auch der Aktienfonds „Guliver Demografie Invest“. Guliver Anlageberatung fungiert als Portfolioberater. Fondsmanager ist Greiff Capital und Kapitalverwaltungsgesellschaft Monega. Guido Lingnau, Geschäftsführer von Guliver Anlageberatung, hat die Demografiestrategie für den Fonds entwickelt, wie er auf Anfrage berichtete.
Auch er spricht von „demografischen Wellen und daraus resultierenden Superzyklen mit Laufzeiten von bis zu 20 Jahren“. Der Vorteil: „Wir müssen uns nicht am allgemeinen Konjunktur-Ratespiel beteiligten.“ Laut Produkt-Faktenblatt sollte die Anlagedauer mindestens zehn Jahre betragen.
In den ersten bald fünf Jahren seit Auflage hat der Fonds eine Rendite von rund 50 Prozent geschafft. Aktuell übergewichtete sind laut Lingnau die Branchen Gesundheit, mit zum Beispiel aus China Wuxi Apptec, sowie Wohnimmobilien-Aktien wie Vonovia und TAG Immobilien, beide aus Deutschland.
Und schließlich ist auch im Aktienfonds „Pictet Global Megatrend Selection“ viel Demografie enthalten: Zu dessen gewichtigsten Aktien gehören neben Thermo Fisher die Zahlungsdienst-Riesen Paypal und Visa sowie der britische Catering- und Facility-Manager Compass Group.
Es gibt eine Fülle von Unternehmen, deren Wachstum und Gewinne durch die demografische Entwicklung angetrieben werden. Auch Anleger können auf dieser „Welle“ reiten; am besten viele Jahre lang.
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