Nachhaltiges Investieren Grüne Aktien: Droht eine Blase durch Regulierung?

Mit dem grünen Gewissen lässt sich Geld verdienen – viel Geld.
Frankfurt Das Top-Thema in der Finanzbranche heißt Nachhaltigkeit. Wie sehr es auch die Vermögensverwalter aufwühlt, belegt der Fall SEC und DWS. Die US-Börsenaufsicht überprüft aktuell, ob die Deutsche-Bank-Fondsgesellschaft bei den Angaben zu ihren nachhaltigen Anlagen übertrieben hat. Sie geht Anschuldigungen der ehemaligen DWS-Nachhaltigkeitschefin nach. Der Vermögensverwalter sprach am Freitag von „unbegründeten Vorwürfen“ und stellte klar: „Wir weisen die Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin entschieden zurück.“
Die Aufregung um die Vorwürfe zeigt auch, wie wichtig der Bereich für Asset-Manager und Anleger geworden ist. Mit dem grünen Gewissen lässt sich Geld verdienen – viel Geld. Wer vor knapp zehn Jahren Aktien von Vestas Wind Systems kaufte, der konnte sie beim Höchststand im Januar dieses Jahres zum 60-fachen Preis verkaufen.
Das Beispiel des dänischen Herstellers von Windkraftanlagen ist kein Einzelfall. Auch ähnliche Aktien sind durch den Ansturm der Anleger entsprechend teuer geworden. „Die Investoren kaufen, weil die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigt und weil die weltweiten regulatorischen Initiativen für eine nachhaltige Wirtschaft in diese Richtung drängen“, erklärt Norbert Keimling, Aktienstratege beim Vermögensverwalter Taunus Trust. Er glaubt allerdings: „Irgendwann müssen sich die Bewertungen normalisieren.“
Am Markt hat sich eine Kluft aufgetan zwischen erneuerbaren und fossilen Energien. Das illustrieren die Aktienindizes für beide Bereiche: Der „Clean Energy Index“ von S&P gewann seit Beginn letzten Jahres deutlich – trotz des Corona-Börsencrashs im März. Der „World Energy Index“ von MSCI für Firmen aus dem fossilen Energiesektor hat zuletzt zwar ebenfalls zugelegt, liegt aber noch weit unter dem Niveau des vergangenen Jahres.
Stark gewichtet ist im Clean Energy Index unter anderem Vestas, das mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 47 gehandelt wird. Unter den großen Positionen ist auch die US-amerikanische Enphase Energy. Anleger zahlen für Aktien des Anbieters von Solarstromtechnik momentan das 86-Fache des Gewinns – eine extrem hohe Bewertung.
Ganz anders verläuft die Entwicklung bei den Förderern fossiler Energien, die maßgeblich mitverantwortlich sind für die Erderwärmung. Investoren trennen sich von solchen Firmen, was Kurse und Bewertungen drückt. Aktien europäischer Ölkonzerne wie Royal Dutch Shell oder BP werden zu Kurs-Gewinn-Verhältnissen von unter acht gehandelt – das sind sehr niedrige Bewertungen.
Zwei große Indexfonds
Anleger können beide Indizes als Indexfonds kaufen und damit deren Wertentwicklungen direkt einfangen. Bei erneuerbaren Energien ist das größte Produkt das Blackrock-Angebot „iShares Global Clean Energy Ucits ETF“ mit 4,8 Milliarden Euro Kapital. Bei fossilen Energien vereint die DWS-Offerte „Xtrackers MSCI World Energy Ucits ETF“ mit 1,2 Milliarden Euro das meiste Geld auf sich.
Die verschiedenen Größenordnungen scheinen auch das unterschiedliche Interesse der Anleger widerzuspiegeln: Viele setzen auf die Zukunftshoffnungen. Eher eine Minderheit sucht Chancen bei den als Auslaufmodell geltenden Konzernen für fossile Energien – nicht zuletzt weil die Titel billig sind.
Doch der Größenunterschied hat mehrere Gründe. „Die wachsende Kluft bei den Aktienbewertungen zwischen ‚grünen‘ und ‚braunen‘ Unternehmen ist auch regulierungsgetrieben“, sagt Ingo Speich. Den steigenden Druck erkennt der Nachhaltigkeitsexperte bei Deka Investment bei den Unternehmen der Realwirtschaft etwa durch die CO2-Bepreisung und für die Finanzbranche durch die Vorgaben bei ihren Anlagen. In beiden Sektoren steckt dahinter die Absicht, das Klimaziel von Paris zur Senkung der Treibhausgasemissionen zu erreichen.
„Uns betreffen vor allem die EU-Definitionen für nachhaltige Geschäftsaktivitäten in der sogenannten Taxonomie und die Vorgaben der deutschen Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin für nachhaltige Fonds“, sagt Speich. Im Sinne der Taxonomie gilt eine Wirtschaftsaktivität als konform, wenn sie wesentlich zu einem von sechs Umweltzielen beiträgt, ohne einem anderen zu widersprechen. Die Bafin wiederum will eine Mindestanlagequote von drei Vierteln der Gelder in nachhaltige Firmen bei jenen Fonds fordern, die sich als nachhaltig bezeichnen wollen.
Der Trend gilt als intakt
Speich hält moderate Korrekturen bei den hochpreisigen Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energie durchaus für möglich. Einen solchen Rückgang gab es bereits zu Jahresanfang. Eine Trendwende erkennt der Experte aber nicht. Die EU-Definitionen würden erst für einen Teil des Klimabereichs vorliegen, weitere für Umwelt und Soziales noch folgen.
Außerdem beobachtet der Deka-Mann, dass andere wichtige Regionen einen ähnlichen Weg beschreiten wie Europa. „In den USA fordert die Börsenaufsicht von Unternehmen demnächst den Ausweis für Treibhausgasemissionen, in Hongkong und damit China werden ähnliche Anforderungen diskutiert“, sagt er. Sein Fazit: „Die Neubewertung bei den Aktien wird anhalten. Wir stehen erst am Anfang, denn der Duck durch das Klima wird weiter zunehmen.“
Großinvestoren reagieren darauf bereits, erklärt Taunus-Trust-Experte Keimling: „Portfoliomanager denken um, sie legen eigene Nachhaltigkeitsfonds auf, bereinigen bisherige Depots um Titel mit einem schlechten Nachhaltigkeits-Rating.“ So entsteht ein gewaltiger Anlagemarkt mit Ansprüchen an Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, in Finanzkreisen mit den englischen Begriffen Ecology, Social und Governance beschrieben und mit ESG abgekürzt.
Das Vermögen nachhaltiger Fonds hat sich in Deutschland laut BVI binnen Jahresfrist bis Ende Juni verdreifacht und 361 Milliarden Euro erreicht. Der Finanzdatenanbieter Bloomberg Intelligence beziffert das nach Nachhaltigkeitskriterien verwaltete Vermögen Ende vergangenen Jahres auf weltweit 38 Billionen Dollar und erwartet in vier Jahren einen Anstieg auf 53 Billionen Dollar.
Regulierung verstärkt Überbewertung
Auch unabhängige Beobachter erkennen die hohen Kurse der grünen Unternehmen. So sagt etwa Ali Masarwah, Fondsexperte bei der Online-Plattform Envestor: „Regulierung verstärkt die Überbewertung von Aktien grüner Unternehmen.“ Eine vor dem Platzen stehende Spekulationsblase erkennt er jedoch nicht. Die meisten Staaten wollten sich von fossilen Energieträgern verabschieden. So sei wachsende Nachfrage nach den Alternativen programmiert.
Diese Erwartung spiegele sich in den Börsenkursen wider. „Das absehbare Wachstum zieht einfach Investoren an, aber wann die Kurse überschießen, das ist weniger klar“, sagt Masarwah. Einen Vergleich lehnt er übrigens ab: „Wir sehen hier keine Mega-Blase wie Anfang des Jahrtausends bei den Internet-Aktien.“
Klassische Privatanleger können mit neuen Regeln ab März in Berührung gekommen sein. Seither gilt die sogenannte Offenlegungsverordnung für Investmentfonds und Altersvorsorgeprodukte – etwa von Versicherungen oder jenen im betrieblichen Rahmen. Danach müssen die Verwalter darstellen, inwieweit sie bei ihren einzelnen Angeboten Nachhaltigkeitsüberlegungen berücksichtigen. Ab Sommer kommenden Jahres werden die Bankberater über die europäische Finanzmarktrichtlinie einbezogen. Sie müssen dann ihre Kunden im Gespräch aktiv auf das Thema Nachhaltigkeit ansprechen.
Unbehagen bei Investoren
Die zunehmende Regulierung scheint bei manchen Großinvestoren Unmut zu erzeugen. „Verantwortliche für die Anlage von Geldern zur Altersvorsorge fühlen sich gedrängt, in ‚grüne‘ Firmen zu gehen und die ‚braunen‘ zu meiden“, erklärt ein Investorenberater. Das bereite ihnen Unbehagen. „Nach außen können sie das nicht sagen, weil sie sonst als Klimafeinde und als die Bösen dastehen würden“, ergänzt der Fachmann. Oft höre er, die Politik solle lieber die Realwirtschaft regulieren als die Finanzbranche.
Viele Vorsorge-Einrichtungen würden schon wegen der Nullzinswelt überzeugt sein, die Ertragsziele für ihre Beitragszahler zu verfehlen, also die versprochenen Rentenzahlungen nicht halten zu können. Jetzt komme die Regulierung mit zusätzlichen Einschränkungen des Anlage-Universums erschwerend hinzu.
Solche Fragen beantwortet Aktienstratege Keimling ganz anders. Der Taunus-Trust-Mann löst das Problem für die Vermögensverwaltung mit einem Ansatz jenseits des Mainstreams. Er reagiert aktiv auf die divergierenden Aktienbewertungen und kauft das, worauf andere jetzt verzichten: „Die Firmen im Bereich Öl und Gas sind zu billig, das bietet Anlagechancen, auch wenn wir Nachhaltigkeit für wichtig halten.“
Bei Taunus Trust sind sogar Aktien des russischen Gaskonzerns Gazprom in den Beständen. Die Aktie gilt rein aus Bewertungssicht mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von vier als extrem billig, was natürlich auch politische Gründe hat.
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Die Spekulationsgeschäfte mit Klimaschädlichen Produkten und Unternehmen sollten reguliert werden, denn es ist gegen unsere gesamte Gesellschaft gerichtet. Es bedeutet Rückschritt und Schäden für Alle. Banker & Broker aller Welt, werdet endlich weiser, es gibt spannende Innovationen, in die es lohnt zu investieren mit gutem Gewissen. Die neue Ära der Energienutzung mit der Neutrino-Technologie wird machbar und grundsätzlich die Abnabelung von Kabel und Steckdose bewirken, vergleichbar mit der Abnabelung der Telefonie vom Festnetz zur heutigen Smartphone - Mobilkommunikation. Der einstige BundesVerkehrsminister a.D., CDU Partei, Prof. KRAUSE veröffentlichte dazu kürzlich: "Das ewige Licht - Der Beginn eines neuen Zeitalters" Er begründet eindringlich, die günstigste und sauberste Variante der Energienutzung basiert auf Neutrino Technologie. Eine mobile und dezentrale Energienutzung über die Neutrinovoltaic kann jetzt möglich werden, denn sie wird die Photovoltaik ergänzen und ablösen, denn sie kann auch in vollkommener Dunkelheit Energie wandeln. Die Patente der Berliner Neutrino Energy Group sind bereit. Die Einführung der Neutrinovoltaik zur Gewinnung von elektrischem Strom unter dem Einfluss verschiedener elektromagnetischer Strahlung, einschließlich hochenergetischer kosmischer Neutrinos basiert auf neueste Forschungsergebnisse. Die auf Neutrinovoltaik-Technologie basierenden DC-Neutrinoquellen sind sehr kompakt und wetterunabhängig, erzeugen in einem Grundmodus 24h x 365 Tage Strom und können in Gerätegehäuse oder sogar in Elektroautos eingebaut werden. Mobile, dezentrale Haushaltsenergie und unendliche Reichweite für die Elektromobilität. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hatte bereits im Januar 2021 in einer von Daimler Benz beauftragten Studie die Effizienz der Technologie und die im Patent deklarierten Eigenschaften der "Neutrino-Voltaik" bestätigt. Das muss endlich in die Köpfe der Anleger und Börsen.
Aus Renditegründen ist es nur logisch, Kohle-Förderer zu kaufen. Einige Kohle-Minen wurden sehr preiswert verkauft.
Ideologie wirkt - und bildet Blasen. Was bei Kryptowährungen funktioniert, funktioniert auch bei Pseudo "grünen Investments"