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Wachstumstitel Bis zu plus 2000 Prozent in zwei Jahren: Fünf Ökostrom-Aktien im Check

Rasante Kurssteigerungen machen die Boombranche teuer, aber das betrifft nicht alle Aktien. Wir haben uns fünf Titel mit aussichtsreichen Geschäftsmodellen angeschaut.
09.03.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Die grüne Erholung der Wirtschaft stärkt den Run auf Öko-Aktien.  Quelle: obs
Energiewende

Die grüne Erholung der Wirtschaft stärkt den Run auf Öko-Aktien. 

(Foto: obs)

Düsseldorf Während viele Industriekonzerne im Corona-Jahr 2020 mit Verlusten kämpften, feierten Wind-, Solar- und Bioenergieunternehmen Umsatz- und Gewinnrekorde. Lange unterschätzt, erwiesen sich die grünen Unternehmen in Pandemie-Zeiten nahezu krisenfest. Unternehmen, die sich die Energiewende zu eigen machen, freuen sich seit Monaten über stetig steigende Kurse.

Enorme Kurssteigerungen in den vergangenen zwei Jahren sind die Regel. Jedes dritte der weltweit rund 100 börsennotierten Unternehmen in dieser Branche hat seinen Aktienkurs in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdreifacht.

Grund dafür ist der in vielen Industriestaaten beabsichtigte Umbau der Industrie: weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbarer Energie. Die US-Präsidentschaft von Joe Biden und sein Bekenntnis zur Klimawende auch in der weltweit größten Volkswirtschaft hat der Branche einen neuerlichen Schub verliehen.

Immer mehr Länder sehen die „Green Recovery“, eine grüne Erholung der Wirtschaft, als den Weg der Zukunft. So hat Kanada seine Staatshilfen in Corona-Zeiten an feste Klimaziele für die Unternehmen geknüpft, Europa fördert mit seinem „Green Deal“ den Umschwung von fossil auf grün. Bis 2050 will die Staatengemeinschaft klimaneutral sein und will dafür in den nächsten zehn Jahren eine Billion Euro investieren.

Das Handelsblatt hat die Geschäftsmodelle des Ökostromsektors genauer unter die Lupe genommen und dabei auch auf die Verschuldung und das Kurs-Gewinn-Verhältnis geachtet.

Viele dieser Aktien sind bereits teuer, aber nicht alle. Fünf aussichtsreiche Unternehmen verdienen einen näheren Blick.

1. Vestas

Die Nummer eins auf dem weltweiten Windmarkt ist der Turbinenhersteller Vestas. Mit über 700 Millionen Euro fuhren die Dänen im abgelaufenen Jahr den höchsten Nettogewinn in der Ökostrombranche ein. Das Unternehmen ist mit 35 Jahren einer der Ältesten seiner Branche und hat mit über 132 Gigawatt mehr Windkapazität installiert als alle seine Konkurrenten.

Obwohl die Windindustrie seit Jahren in einem harten Preiskampf ist und die staatlichen Subventionen vielerorts immer weiter sinken, können die Dänen ihren Umsatz kontinuierlich steigern: Nach zwölf Milliarden Euro 2019 waren es im vergangenen Jahr knapp 15 Milliarden. Für das laufende Jahr prognostizieren Analysten mehr als 16 Milliarden Euro.

Die Konsolidierung in der Windbranche geht aber auch an Vestas nicht spurlos vorbei: Tausende Jobs hat der Windriese in den vergangenen Jahren abgebaut. Auch haben Corona und die schwächere Weltwirtschaft Spuren in der Bilanz hinterlassen. Der operative Gewinn vor Sondereinflüssen (Ebit) sank 2020 um 25 Prozent auf 750 Millionen Euro. Trotzdem hat Vestas den Gesamtauftragsbestand auf ein Allzeithoch von 43 Milliarden Euro gesteigert.

Für den erst beginnenden Wind-Boom ist der Turbinenhersteller gut aufgestellt. Das Produktportfolio will Vorstandschef Henrik Andersen von Quantität auf Qualität umstellen und hat einen strategisch wichtigen Deal erst vor Kurzem abgeschlossen: Vestas hat seine Anteile an dem Offshoregeschäft von dem japanischen Mitsubishi-Konzern für mehr als 700 Millionen Euro zurückgekauft. Während die Windenergie an Land schon weit verbreitet ist, geht das Wachstum auf dem Meer gerade erst los.

Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen zwei Jahren glatt verdoppelt. Wer heute einsteigt, bezahlt das jeweils mit dem 32-Fachen des für 2021 laut Datendienst Refinitiv prognostizierten Gewinns je Aktie. Das ist nicht preiswert, aber für einen Weltmarktführer auch nicht überteuert. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat Anfang März das Kursziel leicht auf 1455 Kronen gesenkt, was aber immer noch weit über dem aktuellen Kurs liegt. Der Datendienst Bloomberg listet von Analysten zehn Kauf-, elf Halten- und sieben Verkaufsempfehlungen auf.

2. Siemens Gamesa

Jahrelang schockierte der deutsch-spanische Windkraftanlagenhersteller seine Aktionäre mit einer Gewinnwarnung nach der nächsten, mit Werksschließungen und roten Zahlen. Und das, obwohl die Nachfrage nach Windrädern stetig steigt.

Jetzt soll die Nummer zwei auf dem weltweiten Windmarkt unter neuer Führung profitabel werden. Im Juni vergangenen Jahres hatte der ehemalige Chef der Offshoresparte, Andreas Nauen, die Führung des Gesamtkonzerns von Markus Tacke übernommen. Der hatte es drei Jahre lang nicht geschafft, vor allem das Geschäft mit der Windkraft an Land auf Kurs zu bringen. Während Siemens Gamesa mit weitem Abstand Weltmarktführer im Bereich der Windkraft auf See ist, fiel es dem Konzern immer schwerer, sich an Land gegen starke Konkurrenten wie Vestas oder General Electric durchzusetzen.

Mehr als zwei Milliarden Euro Finanzverbindlichkeiten belasten den Konzern. Doch der neue Konzernchef steuert mit einem rigiden Sparkurs dagegen. Dieser zeigt Wirkung: Im abgelaufenen Geschäftsquartal erzielte der Windriese zum ersten Mal seit einem Jahr wieder Gewinne.

Die Aussichten sind gut: Allein die Europäische Union will laut ihrer Offshorestrategie bis 2050 rund 300 Gigawatt an Kapazität im Meer installieren – das entspricht etwa 300 großen Kohlekraftwerken und einer Steigerung der Leistung um das 30-Fache. Davon sollte der Weltmarktführer profitieren.

Die Schweizer Großbank UBS hob ihr Kursziel von 30 auf 33 Euro an. Der Markt für die europäischen Windturbinen-Hersteller sollte dank der beschleunigten Dynamik von Anlagen in Küstengewässern sowie des stetigen Wachstums landgestützter Anlagen Fahrt aufnehmen, urteilt Analystin Supriya Subramanian in einer aktuellen Studie. Noch liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit über 60 sehr hoch, wobei das Geschäftsjahr 2021 bei diesem Unternehmen schon mit dem September endet. Es gibt sechs Kauf-, elf Halten- und neun Verkaufsempfehlungen.

3. Eolus Vind

Von dem Ökostrom-Boom profitieren nicht nur Hersteller und Produzenten, sondern auch jene Unternehmen, die Wind- und Solarparks planen und betreiben. So wie Eolus Vind. Der Aktienkurs hat sich binnen zwei Jahren mehr als verdreifacht.

Das börsennotierte Unternehmen aus Schweden ist der erste kommerzielle Entwickler von Windparks in dem skandinavischen Land und schon seit den Anfängen der Ökosparte in den Neunzigerjahren dabei. Sein Geschäft konzentriert der Windkonzern maßgeblich auf Skandinavien und die baltischen Länder, betreibt aber auch Parks in den USA. Mit den großen Turbinenherstellern Siemens Gamesa, Nordex und Co. arbeitet Eolus Vind zusammen.

Im Vergleich zu den Turbinenherstellern sind die Projektierer dem harten Preiskampf in der Windbranche weniger ausgesetzt. Das spiegelt sich in starken Aussichten wider. Im laufenden Jahr rechnen Analysten für Eolus mit einem Umsatz von 4,2 Milliarden Euro – nach 1,3 Milliarden im abgelaufenen Jahr. Das Nettoergebnis dürfte sich auf über 300 Millionen Euro verdoppeln. Das für 2021 geschätzte KGV ist mit 19 für die Branche moderat. Bloomberg listet keine Empfehlungen auf.

4. Enphase

In nur zwei Jahren ist der Aktienkurs des amerikanischen Windkraftherstellers um fast 2000 Prozent gestiegen – eine Verzwanzigfachung. Die Aktie ist damit hoch spekulativ.
Für das laufende Jahr rechnen Analysten zwar mit mehr als 200 Millionen Euro Nettogewinn, das wäre fast eine Verdopplung. Doch selbst damit bleibt die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 68 sehr hoch bewertet.

Der Höhenflug resultiert aus einem Mix aus Zukunftsfantasie, aber auch einem starken, realen Geschäftsmodell. Enphase setzt auf Solarenergie. Keine andere Stromquelle ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen wie die Photovoltaik.

Davon profitieren nicht nur Zell- und Modulhersteller, sondern auch Wechselrichter-Hersteller wie Enphase. Das kalifornische Unternehmen ist außerhalb von China der weltweit zweitgrößte Hersteller von Solarstrom-Wechselrichtern.

Die Kursfantasie speist sich aus guten Aussichten für die Branche: Bis 2035 könnte sich die weltweit installierte Solarkapazität nach Schätzungen des Fraunhofer Instituts verzehnfachen. Das liegt vor allem daran, dass Solarenergie in vielen Ländern der Welt schon heute die günstigste Stromquelle ist.

Im Januar stieg Enphase als erster Solarkonzern überhaupt in den weltweit bedeutendsten Aktienindex auf, den S&P 500. Regelmäßige Quartalsgewinne machten den Aufstieg in die Beletage möglich. JP Morgan hat das Kursziel gerade von 212 auf 245 Dollar erhöht. Es gibt 13 Kauf- und acht Halten-Empfehlungen.

5. Verbio

Biokraftstoffe boomen in weiten Teilen der Welt. Mit Verbio kommt einer der Top-Hersteller aus Deutschland. Vorreiter ist das Leipziger Unternehmen mit seinem Verfahren, aus Strohabfällen Biogas herzustellen. Weil der deutsche Markt für Gasfahrzeuge gering ist, hat sich Konzernchef Claus Sauter auf das Ausland konzentriert: Für das in den USA produzierte Gas bekomme er dort dreimal so viel Geld wie in Deutschland.

Die Zahlen geben Sauters Strategie recht: Die Umsätze steigen stetig, der Gewinn des im SDax notierten Unternehmens hat sich im vergangenen Geschäftsjahr von 95 Millionen Euro auf 122 Millionen Euro verbessert. Auffällig ist die gute Finanzsituation mit einer Nettoverschuldung von nur 62 Millionen Euro bei einem Eigenkapital von 432 Millionen Euro. Kaum ein Unternehmen in der Branche kommt auf eine derart niedrige Verschuldungsquote von 14,4 Prozent.

Experten erwarten einen massiven Nachfrageanstieg. Bis 2024 rechnet die Internationale Energieagentur mit einem Wachstum des Ökospritmarkts von 25 Prozent.
In den vergangenen sechs Monaten hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Doch die Aktie ist nicht überteuert. Wer aktuell einsteigt, bezahlt das mit dem 27-Fachen des geschätzten Gewinns für das Geschäftsjahr, das Mitte 2021 endet. Die Experten von Stifel-Europe haben kürzlich eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 52 Euro, also weit über dem aktuellen Kurs, wiederholt. Es gibt drei Kaufempfehlungen.

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