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Arbeitsbedingungen Neobank N26: Der Weg ist frei für die Wahl des Betriebsrats

Mitarbeiter der Berliner Smartphonebank N26 sind unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und wollen einen Betriebsrat. Die Bank versuchte zu intervenieren.
13.08.2020 - 12:14 Uhr 2 Kommentare
Das Unternehmen hat 1300 Mitarbeiter in Berlin und 200 an weiteren Standorten. Quelle: Reuters
Büro von N26

Das Unternehmen hat 1300 Mitarbeiter in Berlin und 200 an weiteren Standorten.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Das Vorhaben gärt bereits seit einem Jahr, in diesen Tagen wollen es Mitarbeiter der Neobank N26 in die Tat umsetzen: Sie möchten einen Betriebsrat gründen. Sie sind unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen bei dem jungen Unternehmen, beklagen fehlende Transparenz, Ungleichheit bei den Gehältern und die Befristung von Verträgen.

Am Donnerstag und Freitag soll der Wahlvorstand für die Betriebsratswahl gewählt werden. Das Management der Bank intervenierte, doch nun können die Treffen trotzdem stattfinden.

Vor dem Berliner Arbeitsgericht hatte N26 am Mittwoch eine einstweilige Verfügung gegen die insgesamt sechs Initiatoren des Betriebsrats erwirkt. Die Vorwahlen sollten verschoben werden.

Begründung: In dem Berliner Hofbräu Wirtshaus, in dem der Wahlvorstand gewählt werden sollte, gebe es kein Gesundheits- oder Sicherheitskonzept für solch große Versammlungen.

Das Lokal sei um eine Bestätigung gebeten worden, dass die Vorschriften in Bezug auf das deutsche SARS-CoV-2-Infektionsschutzgesetz vor, während und nach dem Treffen eingehalten werden können. Dies sei nicht bestätigt worden, sagte ein Sprecher von N26 dem Handelsblatt.

Vorgeschobene Argumentation

Unterstützung erhalten die N26-Mitarbeiter von der Gewerkschaft Verdi in Berlin. Verdi-Vertreter Oliver Hauser hält die Argumentation des N26-Managements für vorgeschoben. „In dem Hofbräu Wirtshaus werden jeden Tag hunderte Leute bewirtet, das Gebäude ist riesig und die vorgesehene Etage bietet ausreichend Platz, um die Abstandsregeln einzuhalten“, sagte er dem Handelsblatt.

N26 dagegen betont seine Verantwortung als Arbeitgeber: Man habe eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Mitarbeitern und die gelte „ganz besonders während der aktuellen Coronakrise“.

Wie die Betriebsrats-Initiatoren am frühen Donnerstagmittag mitteilten, können die Treffen nun doch wie geplant stattfinden. Möglich sei das, da nun Verdi zu den Veranstaltungen einlädt und nicht mehr die sechs N26-Mitarbeiter. Damit haben sie sich an die einstweilige Verfügung gehalten. Dem Treffen muss die Gruppe fernbleiben, sie können aber dennoch in den Wahlvorstand gewählt werden. Das Recht der Mitarbeiter an dem Treffen teilzunehmen, bleibe unverändert bestehen. Zudem entspreche das Gesundheits- oder Sicherheitskonzept des Lokals vollständig den gesetzlichen Regeln.

An diesem Donnerstag um ein Uhr mittags sollen sich nun zunächst die Mitarbeiter der N26 Operations GmbH für die Wahl eines Wahlvorstands treffen, am Freitagvormittag sollen dies die Mitarbeiter der N26 GmbH tun.

In diesem beiden Organisationseinheiten sei der Leidensdruck der Mitarbeiter am höchsten, so Hauser, deshalb habe man sich zunächst auf diese konzentriert, die N26 Bank könnte später folgen.

N26 wurde 2015 gegründet und ist schnell gewachsen. Insgesamt zählt das Unternehmen aktuell mehr als fünf Millionen Kunden und etwa 1500 Mitarbeiter an fünf Standorten. Mit 1300 arbeiten die meisten davon in Berlin – etwa 900 von ihnen in der N26 GmbH und der N26 Operations GmbH. Die übrigen sind bei der N26 Bank und der US-Tochter N26 Inc beschäftigt.

Vertrauen ins Management auf historischem Tiefstand

Die Initiatoren der Betriebsratswahl waren in der vergangenen Woche mit der Veröffentlichung der Website Worker26.com an die Öffentlichkeit getreten. Darüber hatte zunächst der Newsletter Finance FWD berichtet. Auf der Website heißt es, das Vertrauen in das Management sei „auf einem historischen Tiefstand“.

Eigentlich haben Arbeitgeber eine Mitwirkungspflicht, wenn ihre Mitarbeiter einen Betriebsrat wählen wollen. „N26 hat jedoch von Anfang an nur das allernötigste getan und gemauert, wo es ging“, schildert Hauser.

So sei den Initiatoren zwar der Zugriff auf ein internes Kommunikationstool gewährt worden, um über die Betriebsratswahlen informieren zu können, hierzu mussten sich die Mitarbeiter aber aktiv freischalten, so dass nachvollziehbar sei, wer sich für das Thema interessiere. „Für die Mitarbeiter ist das ungünstig, denn die fürchten Repressalien“, so Hauser.

Dagegen betonte N26, „dass weder die Gründer noch das Managementteam von N26 sich gegen eine Arbeitnehmervertretung und -beteiligung – egal welcher Form – stellt oder gegen sie vorgeht“. Wenn einige Mitarbeiter das Bedürfnis hätten, „die Feedback-Kultur anders zu organisieren, werden wir dies natürlich voll und ganz respektieren und unterstützen“.

Dabei komme es darauf an, dass die gesamte Belegschaft an allen Standorten gehört werde und niemand aus diesem Prozess ausgeschlossen werde. Das Management von N26 erarbeitet daher gerade mit interessierten Teammitgliedern einen Vorschlag wie eine „solche moderne und internationale Mitarbeitervertretung aussehen“ könne.

Häufiges Problem schnell wachsender Start-ups

Die Mitarbeiter drängen dennoch auf einen formalen Betriebsrat. Laut Verdi-Vertreter Hauser ist es bei international agierenden Unternehmen möglich, dass der Betriebsrat an einem Standort gegründet wird und die anderen Standorte dann an die Vereinbarungen angeschlossen werden. Klar sei auch: „Die Gegenwehr kann die Wahl des Betriebsrats verzögern, dauerhaft verhindern kann N26 sie aber nicht“, so Hauser.

Dass Start-ups schnell wachsen und dabei der Aufbau interner Organisationsstrukturen nicht Schritt hält, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Von manchen Beobachtern wird dies als „Wachstumsschmerz“ bezeichnet.

Probleme hatte N26 im vergangenen Jahr auch schon mit dem Kundenservice. Die Kapazitäten reichten zunächst nicht aus, um die hohe Zahl der Kundenanfragen zu bewältigen. Auch die Finanzaufsicht Bafin rügte das Unternehmen im vergangenen Jahr, da die Geldwäsche-Kontrolle der Smartphone-Bank N26 nicht ausreichend war.

Mehr: 100 Millionen für N26: Internationale Investoren legen bei Smartphone-Bank nach

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2 Kommentare zu "Arbeitsbedingungen: Neobank N26: Der Weg ist frei für die Wahl des Betriebsrats"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wie schön, in der vermeintlichen "Gründerhauptstadt Berlin" ein Unternehmen aufbauen zu dürfen. Begehrliche Gewerkschaften gehören doch auch so sehr zur echten Start-Up-Kultur, ganz anders als in der "Old Economy".
    Auch für Start-Ups, nicht nur für Immobilien, gilt also: "Location, Location, Location" ...

  • Das ist aber auch eine fürsorgliche Unternehmensleitung! Die nehmen die Organisation der Mitarbeitervertretung lieber selbst in die Hand, denn Arbeitnehmer machen sonst Fehler beim Infektionsschutz. Wer so einen netten Arbeitgeber hat, der braucht doch eigentlich gar keinen Betriebsrat.

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