Auskunftei Sparkassen und Genossen wollen Schufa-Anteile halten

Die Schufa ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro und einer operativen Marge von knapp einem Drittel hochrentabel.
Frankfurt Die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken stehen einem Verkauf der Schufa, Deutschlands größter Wirtschaftsauskunftei, kritisch gegenüber. Es sei unter Sparkassen, die zusammen 26,4 Prozent an der Schufa halten, kein Interesse zu erkennen, Anteile zu verkaufen, erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen.
Einer der Insider erklärte, die Sparkassen hielten es für wichtig, auch weiterhin auf eine Sperrminorität an der Schufa zu kommen. Auch in der genossenschaftlichen Finanzgruppe, die 25,8 Prozent hält, besteht Finanzkreisen zufolge derzeit kein Verkaufsinteresse.
Jeder neue Eigner ist auf die Zusammenarbeit mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken angewiesen, die 35 Millionen beziehungsweise 26 Millionen Girokonten führen. Ohne die Daten zu diesen Konten würde der Schufa ein zentraler Teil des Geschäfts wegbrechen.
Vergangene Woche war bekannt geworden, dass der schwedische Finanzinvestor EQT vor dem Einstieg bei der Schufa steht. EQT will von der französischen Großbank Société Générale einen Anteil von knapp zehn Prozent zu einer Bewertung von mehr als zwei Milliarden Euro kaufen, wie das Handelsblatt aus Finanzkreisen erfahren hatte.
Die Verkaufspläne von Société Générale sorgen für viel Gesprächsbedarf unter den übrigen Eigentümern, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichteten. EQT peilt mittelfristig an, auf eine Mehrheit aufzustocken, und sondiert bereits, ob die Deutsche Bank, die 6,3 Prozent der Anteile hält, und die Commerzbank, die 12,3 Prozent besitzt, verkaufswillig sind.
Die Targobank, Tochter der französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel, gilt mit ihren 11,3 Prozent Finanzkreisen zufolge ebenfalls als möglicher Verkäufer. Schufa, EQT und die Banken lehnten eine Stellungnahme ab.
Im Dialog mit den Sparkassen
Mit den Sparkassen ist EQT Finanzkreisen zufolge bereits in den Dialog getreten. Die Sparkassen verweisen darauf, dass bei Verkaufsplänen zunächst andere Schufa-Anteilseigner gefragt werden müssten, ob sie zugreifen wollen.
Die Landesbank Berlin, die mit der Berliner Sparkasse verwoben ist und 5,1 Prozent an der Schufa hält, erklärte auf Anfrage: „Sollten einzelne Aktionäre wirklich Verkaufsabsichten haben, ist es unser Verständnis, dass die verkaufswilligen Aktionäre vor dem Hintergrund der Regelungen in der Satzung das Gespräch mit den übrigen Aktionären suchen.“
Ähnlich äußerte sich die Kreissparkasse Köln, die mehr als drei Prozent der Schufa-Anteile besitzt. Sie erklärte weiter, dass ihr ein solches Verkaufsangebot nicht bekannt sei. Beide Großsparkassen betonen, dass die Schufa ein „wichtiges Asset in Deutschland und für die gesamte deutsche Kreditwirtschaft ein wertvoller Dienstleister“ sei.
Die Genossenschaftsbanken halten ihre Schufa-Beteiligung vor allem über den Konsumentenfinanzierer Teambank, eine Tochter des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ Bank, der auf 17,9 Prozent der Schufa-Anteile kommt. Die Teambank will sich zu den Verkaufsabsichten von Société Générale nicht äußern, stellt sich aber hinter das Unternehmen: „Wir vertrauen dem Vorstand und dem Geschäftsmodell der Schufa als neutralem Sachwalter der Verbraucherdaten in Deutschland.“
Die Schufa ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro und einer operativen Marge von knapp einem Drittel zwar hochrentabel. Allerdings zählt die Firma bei den meisten Aktionären nicht zum Kerngeschäft. Das Kerngeschäft von Auskunfteien wie der Schufa ist es, die Bonität von Menschen zu bewerten. Ihre Informationen verkaufen sie an Unternehmen und Privatpersonen – etwa an Banken, Vermieter oder Mobilfunkanbieter.
EQT will das Geschäft der Schufa ausweiten
Will ein Verbraucher einen Kredit abschließen, eine Wohnung mieten oder ein Smartphone mit Vertrag kaufen, stellen die Auskunfteien ihren Kunden innerhalb weniger Sekunden einen sogenannten Score-Wert zur Verfügung. Bei der Schufa liegt er zwischen null und 100. Je niedriger der Wert, desto schlechter schätzt sie die Kreditwürdigkeit des Verbrauchers ein.
Pro Tag erteile die Schufa im Schnitt 490.000 Auskünfte an andere Unternehmen, heißt es auf der Website der Auskunftei. Ihr Datenbestand zähle inzwischen mehr als eine Milliarde Informationen über 68 Millionen Personen und sechs Millionen Unternehmen.
Damit ist die Schufa, die 900 Mitarbeiter an sechs Standorten beschäftigt, die größte deutsche Auskunftei. Zu den bekannten Konkurrenten gehören Crif Bürgel, Creditreform Boniversum und Infoscore Consumer Data. Auch Fintechs wie Bonify mischen im Markt mit.
Aus Sicht des Finanzinvestors EQT lässt sich das Geschäft der Schufa deutlich ausweiten. Die Schweden planen, das Unternehmen durch Akquisitionen in Europa breiter aufzustellen und so zu stärken. Auch könnte das Geschäft mit der Kreditwürdigkeit von Firmen ausgeweitet werden.
Dafür müsste die Schufa allerdings investieren. Die Alteigentümer dürften daran wenig Interesse haben, da die meisten lediglich die Dividende aus dem Gewinn der Gesellschaft einstreichen wollten. Deshalb hat sich EQT Finanzkreisen zufolge bereit erklärt, das Geschäft mit eigenem Geld zu erweitern.
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