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Baden-Württemberg „Wir sind keine Entreicherungskassen“ – Sparkassen-Präsident beruhigt Sparer

Der baden-württembergische Sparkassen-Präsident ist gegen Negativzinsen. Eine Fusion zwischen Helaba und Dekabank will Schneider ergebnisoffen prüfen.
04.02.2020 - 18:05 Uhr Kommentieren
Dass die Einlagen die Kredite um rund zehn Milliarden Euro überschreiten, sei noch vertretbar, sagt der Präsident des baden-württembergischen Sparkassen-Verbandes. Quelle: dpa
Peter Schneider

Dass die Einlagen die Kredite um rund zehn Milliarden Euro überschreiten, sei noch vertretbar, sagt der Präsident des baden-württembergischen Sparkassen-Verbandes.

(Foto: dpa)

Stuttgart Baden-Württembergs Sparkassen-Präsident Peter Schneider hat sich am Dienstag gegen Negativzinsen ausgesprochen. „Bei Einlagen unter 100.000 Euro müssen die Kunden keine Negativzinsen befürchten“, sagte Schneider vor Journalisten. „Wir sind Sparkassen und keine Entreicherungskassen.“

Das gelte allerdings vor allem für Bestandskunden. Angesichts der Tatsache, dass andere Sparkassen bereits Negativzinsen eingeführt haben, räumte Schneider ein: „Wenn das auf breiter Front kommt, müssen sich unsere Institute vor Flutung schützen und ebenfalls Verwahrentgelte erheben.“ Das werde dann vor allem Neukunden treffen.

„Dabei geht es nicht um eine zusätzliche Einnahmequelle, sondern um das ausgewogene Gleichgewicht zwischen Einlagen und Kreditgeschäft“, betonte Schneider. Es sei nun einmal das Geschäftsmodell der Sparkassen, die anvertrauten Spareinlagen als Kredite an Kunden auszugeben. Ein sprunghafter Anstieg der Einlagen sei da nicht verkraftbar.

Ein solcher Anstieg ist bereits zu sehen: Die Kundeneinlagen bei den baden-württembergischen Sparkassen legten 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent auf 147,3 Milliarden Euro zu. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Darlehen hoch, die Kreditvergabe stieg um 4,5 Prozent auf 136,3 Milliarden Euro. Dass die Einlagen die Kredite um rund zehn Milliarden Euro überschreiten, sei aber noch vertretbar. Erst bei 15 oder 20 Milliarden Unterschied sei das Geschäftsmodell gefährdet.

Insgesamt ist die Ertragssituation der Sparkassen auch in Baden-Württemberg schon als Folge der niedrigen Zinsen belastet. Trotz eines florierenden Kreditgeschäfts sank der Zinsüberschuss – die wichtigste Einnahmequelle der Sparkassen – im vergangenen Jahr auf 3,17 Milliarden Euro von 3,22 Milliarden im Vorjahr. Zudem wurde das Ergebnis erstmals seit 2013 wieder durch Kreditabschreibungen in Höhe von 39 Millionen Euro belastet.

Aber einen Einbruch der Konjunktur sieht Schneider darin nicht, denn die langjährigen Durchschnittswerte für Kreditabschreibungen lägen bei 300 Millionen Euro. Die aktuelle Belastung sei also nur ein Schritt in Richtung Normalisierung. Der Gewinn der 51 Sparkassen in Baden-Württemberg fiel 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 988 Millionen Euro. Schneider bezeichnete das als sehr solide. Er habe um keine baden-württembergische Sparkasse Existenzangst.

Prüfung einer Fusion zwischen Helaba und Deka

Schneider äußerte sich auch zu einer möglichen Fusion zwischen Helaba und Dekabank. Einen solchen Zusammenschluss wolle der Verband intensiv und ergebnisoffen prüfen. Schneider erwartet, dass das Fusionsthema bis zur Jahresmitte entschieden sein wird. Der Sparkassenverband Baden-Württemberg ist mit rund 16 Prozent beteiligt. Schneider erklärte: „Ich schaue mir das ganz genau an. Es darf aber auf keinen Fall zu einer Erhöhung unseres Beteiligungsrisikos führen.“

Wie eine Fusion ohne Risiko gehen soll, beantwortete Schneider nicht. Es gebe viele Fragen, die es erst noch zu beantworten gelte, etwa welche Bestandteile von Deka und Helaba Teil einer Fusion sein würden. Erst danach werde sich der Verband positionieren. „Grundsätzlich bin ich offen für alles, was eine Verbesserung bringt“, sagte Schneider. Sein Verband hält auch knapp 41 Prozent an der LBBW.

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Schneider betonte, dass sein Verband die meiste Erfahrung mit Übernahmen habe, auch negative wie bei der Sachsen-LB durch die LBBW. Seither werden im Südwesten Landesbankenrisiken eher kritisch gesehen. Aber die Vorbehalte bei Verbänden, die keine eigene Landesbank mehr hätten, seien noch größer.

Der LBBW-Chef Rainer Neske hatte bereits in der vergangenen Woche angedeutet, dass er derzeit kaum Gründe sieht, sein Institut in die geplante Sparkassen-Zentralbank einzubringen, die aus Helaba und Dekabank entstehen könnte. „Am Ende einer solchen Fusion muss ein Geschäftsmodell herauskommen, das besser ist und stärker ist im Markt. Und da tue ich mich im Moment schwer, das zu erkennen“, sagte er.

Die Helaba und die Dekabank verhandeln seit Januar über eine Zusammenarbeit bis hin zu einer Fusion. Vorangetrieben wird das Projekt seit über einem Jahr von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis, der gerne auch andere Institute einbinden würde.

Neske bezweifelt, dass die LBBW durch eine Fusion beispielsweise im Firmenkundengeschäft neue Produkte oder Kunden gewinnen würde. Skeptisch zeigte er sich auch zu Einsparpotenzialen. „Im Unternehmenskundengeschäft kriegen wir kaum Kostensynergien her. Der Privatkundenbereich ist komplett auf der Sparkassen-Plattform. Und dann bleibt das Kapitalmarktgeschäft, was aber in seinen Kostensynergien für den Gesamtbereich nicht so viel prozentual ausmacht“, sagte er.

Für die Eigentümer lohne sich ein Zusammenschluss laut Neske auch nur dann, wenn am Ende eine höhere Rendite herauskomme. „Das ist schwer rechenbar“, sagte er.

Mehr: Die Sparda-Banken Berlin und Hannover wollen fusionieren. Dadurch erhoffen sie sich, besser auf regulatorische Anforderungen und die Digitalisierung reagieren zu können.

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