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Goldman Sachs „Unmenschlich und missbräuchlich“: Junge Goldman-Mitarbeiter beklagen Arbeitsbelastung

In einer Präsentation fordert eine Gruppe von Analysten, die Wochenarbeitszeit von über 100 Stunden zu reduzieren. Das bringt CEO David Solomon unter Zugzwang.
19.03.2021 - 01:03 Uhr Kommentieren
Die Arbeitsverhältnisse in der New Yorker Finanzwelt sind erschütternd. Quelle: AP
Wall Street

Die Arbeitsverhältnisse in der New Yorker Finanzwelt sind erschütternd.

(Foto: AP)

New York
Es sieht aus wie eine gewöhnliche Powerpoint-Präsentation von Goldman Sachs, doch der Inhalt hat es in sich. „Es ist nicht ok, 110 bis 120 Stunden in einer Woche zu arbeiten. Die Rechnung ist einfach: das lässt vier Stunden pro Tag zum Essen, Schlafen, Duschen und generelle Übergangszeit“, moniert ein Analyst. „Das ist unmenschlich und missbräuchlich.“ Ein anderer sagt: „Arbeitslos zu sein macht wir weniger Angst als die Frage, was aus meinem Körper wird, wenn ich diesen Lebensstil fortführe.“ Ein Dritter: „Ich kann nicht mehr schlafen, weil meine Angstzustände durch die Decke gehen.“

Eine Gruppe von 13 Analysten in ihrem ersten Jahr bei der Investmentbank haben ihre Arbeitsbedingungen und ihre Kritik in einer anonymen Umfrage festgehalten und ihre Chefs mit den Ergebnissen konfrontiert. Nun ist das Dokument vom Februar an die Öffentlichkeit gelangt.

Die jungen Banker, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen, zeichnen darin ein verheerendes Bild über die Arbeitsbedingungen und die Folgen. So habe sich ihre körperliche und ihre mentale Gesundheit deutlich verschlechtert. 77 Prozent gaben an, dass sie sich als Opfer von Missbrauch am Arbeitsplatz fühlen.

Alle 13 sehen sich mit unrealistischen Arbeitsanforderungen konfrontiert, was sich ebenfalls bei allen Befragten auch negativ aus ihr Privatleben ausgewirkt hat. Sollten sich die Bedingungen nicht ändern, dann wollen viele von ihnen in den nächsten sechs Monaten kündigen.

Forderung nach „nur“ maximal 80 Stunden pro Woche

Die Präsentation endet mit einer Reihe von Verbesserungsvorschlägen, darunter „nur“ maximal 80 Stunden pro Woche zu arbeiten und nicht auf den letzten Drücker noch große Änderungen für Kundenpräsentationen einzufordern.

Zwar hat sich nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Analysten an der Umfrage beteiligt. Für Goldman-CEO David Solomon ist das Dokument jedoch ein Rückschlag. Er war 2018 als neuer Vorstandschef auch mit der Mission angetreten, das Image der überarbeiteten Investmentbanker zu verbessern. „Wir müssen eine Atmosphäre schaffen, in der wir hart arbeiten, aber auch die Möglichkeit haben, ein ausgeglichenes Leben zu führen“, hatte er damals in einem Podcast erklärt.

Solomon, der in seiner Freizeit gern Platten auflegt, wollte dabei mit gutem Beispiel voran gehen. „Das ist meine Leidenschaft. Und wenn man es nicht schafft, seine Leidenschaft mit seinem täglichen Leben zu verbinden, ist es einfach viel schwerer, die Energie für den Job aufzubringen“, stellte er klar.

Bei der Umsetzung dieser wohlklingenden Worte hapert es jedoch offenbar. Das habe der Bank zufolge auch mit der Pandemie zu tun und mit der regen Aktivität an den Finanzmärkten. „Wir verstehen, dass unsere Leute sehr beschäftigt sind, weil das Geschäft stark ist“, sagte eine Sprecherin in New York. „Ein Jahr nach der Pandemie sind Leute verständlicherweise stark ausgelastet.“

Goldman wolle nun mehr neue Mitarbeiter einstellen und den Prozess dadurch beschleunigen, heißt es bei der Bank. Auch sollen intern Banker in überlasteten Bereichen aushelfen. Goldman habe bereits auf Geschäft verzichtet, weil die Kapazitäten fehlen.

Solomon hatte eigentlich angeordnet, dass die jungen Mitarbeiter freitags ab 21 Uhr nicht mehr arbeiten und auch den Samstag komplett frei haben sollen. Diese Regel sei zuletzt jedoch kaum beachtet worden, wie es in der Präsentation hießt, und müsse daher wieder Priorität haben.

Mehr: Manhattans Finanzbranche wird sich durch Corona nachhaltig verändern. Die Wall Street der Zukunft ist kleiner – zahlreiche Banker werden im „Sunshine State“ bleiben.

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