Neuer Aufsichtsratschef Cerberus gibt Rebellion bei der Commerzbank auf

Nach der einstimmigen Wahl des künftigen Aufsichtsratschefs plant der Großaktionär Cerberus vorerst wohl keine weiteren Aktionen.
Frankfurt Nach der Wahl von Hans-Jörg Vetter zum neuen Aufsichtsratschef der Commerzbank dürfte vorerst Ruhe im Streit mit dem amerikanischen Investor Cerberus einziehen. „Das Wahlergebnis zu Herrn Vetter war sehr eindeutig und wir akzeptieren die Entscheidung. Cerberus wird keinen Kampf gegen Windmühlen führen“, hieß es am Dienstag im Umfeld des US-Finanzinvestors.
Vetter war am Montag Insidern zufolge einstimmig und ohne Enthaltungen gewählt worden und damit auch mit Unterstützung des Arbeitnehmerflügels im Aufsichtsrat. Am Dienstag bestellte das Frankfurter Amtsgericht Vetter auch formell in den Aufsichtsrat, wie eine Sprecherin des Instituts auf Anfrage bestätigte.
Die Wahl eines neuen Aufsichtsratschefs bei der Commerzbank war notwendig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Stefan Schmittmann nach heftiger Kritik von Cerberus an Vorstand und Aufsichtsrat der Bank sein Mandat zum 3. August niedergelegt hatte. Auch Vorstandschef Martin Zielke will bis zum Jahresende aus der Bank ausscheiden.
In Berlin zeigt man sich zufrieden über die geglückte Wahl Vetters. Schließlich hatte mit Jutta Dönges, der Chefin der Finanzagentur des Bundes, eine von der Bundesregierung entsandte Aufsichtsrätin die Kandidatensuche geleitet. „Als größter Anteilseigner begrüßt es der Bund, dass in Herrn Vetter ein ausgewiesener Bankenexperte mit großer Transformationserfahrung gefunden wurde“, hieß es in Regierungskreisen. Der Bund halte an einer starken und zukunftsfähigen Commerzbank fest.
Dönges hatte bei der Kandidatensuche den kritischen US-Investor, der gut fünf Prozent der Anteile an der Commerzbank hält, nicht konsultiert – sehr zu dessen Verdruss. „Was gestern geschah, war keine Glanzleistung der deutschen Investorenlandschaft“, hieß es daher im Umfeld der Amerikaner. Cerberus werde nun aber keine „obstruktiven Maßnahmen“ ergreifen wie etwa dem zuständigen Gericht einen eigenen Gegenkandidaten vorzuschlagen. Das sei nicht die Art von Cerberus, man gehe stets konstruktiv vor, hieß es. Cerberus werde mit Vetter zusammenarbeiten.
Vetter gilt als Sanierungsexperte
Im Vorfeld des Doppel-Rücktritts von Schmittmann und Zielke hatte es noch intensive Kontakte zwischen Finanzstaatssekretär Jörg Kukies und Vertretern von Cerberus gegeben. Damit hatte sich das Bundesfinanzministerium den Vorwurf eingehandelt, Cerberus die „Drecksarbeit“ bei der Commerzbank machen zu lassen.
Vetter gilt als Sanierungsexperte, da er die Bankgesellschaft Berlin und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in schwierigen Phasen geführt hatte. Cerberus sprach ihm dennoch die nötige Erfahrung zur Sanierung der Commerzbank ab.
Andere institutionelle Investoren, die namentlich nicht genannt werden wollten, hatten die Wahl Vetters dagegen positiv gesehen. „Vetter wäre ein veritabler Aufsichtsratschef. Er hat bei der LBBW einen guten Job gemacht und die Bank auf gesunde Füße gestellt“, heißt es bei einem Großanleger, der an der Commerzbank beteiligt ist.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.