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NFT-Trend Deutsche Börse und Commerzbank steigen in virtuellen Kunsthandel ein

Der Börsenbetreiber und das Geldhaus beteiligen sich am Fintech 360X. Gemeinsam wollen sie Investments in Kunst und Immobilien über die Blockchain ermöglichen.
29.04.2021 - 18:45 Uhr Kommentieren
Non-fungible Tokens (NFT) sind eine Möglichkeit, Eigentumsanteile etwa an einem digitalen Kunstwerk fälschungssicher und nicht reproduzierbar in einer Blockchain zu speichern. Quelle: AFP
Ein Galerie-Besucher vor einem digitalem Kunstwerk

Non-fungible Tokens (NFT) sind eine Möglichkeit, Eigentumsanteile etwa an einem digitalen Kunstwerk fälschungssicher und nicht reproduzierbar in einer Blockchain zu speichern.

(Foto: AFP)

Frankfurt Die Deutsche Börse und die Commerzbank steigen in den virtuellen Kunst- und Immobilienhandel ein. Beide Unternehmen investieren gemeinsam in das Fintech 360X, das Marktplätze für existierende reale Vermögenswerte wie Kunst und Immobilien schaffen will. Von der Deutschen Börse stammen zehn Millionen Euro für knapp 50 Prozent an dem Start-up. Die Beteiligung der Commerzbank liegt deutlich darunter im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

Durch die Handelsplattformen von 360X können Investoren in Zukunft Anteile an Bildern, Skulpturen, Häusern oder auch Gegenständen in Computerspielen über die Blockchain erwerben. 360X-Chef Carlo Kölzer erklärte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass die Blockchain-Technologie eine einfachere und flexiblere Teilhabe an Kunst und Immobilien ermögliche. „Anleger können somit künftig zum Beispiel 100.000 Euro in zeitgenössische Triple-A-Kunst investieren, ohne sich direkt einen ganzen Picasso zu kaufen.“

Darüber hinaus könnten Museen zehn Prozent an einem Bild verkaufen, um sich Liquidität zu beschaffen, das Kunstwerk aber weiter ausstellen, sagte Kölzer. „Zudem können Künstler mithilfe von Token an ihren Werken beteiligt bleiben und somit an deren Wertentwicklung partizipieren.“

Die Partner haben sich mit ihrem Ansatz auf den neuesten Trend der Krypto-Welt spezialisiert: „Non-fungible tokens“ (NFTs), also virtuell abgebildete Anteile üblicherweise nicht austauschbarer Güter.

Diese NFTs sind eine neuartige Anlageklasse, bei der der Nachweis über den anteiligen Besitz des Käufers an einem Objekt und der legitime Eigentumstitel in einer dezentralen Blockchain-Datenbank gespeichert werden. Grundsätzlich können auf diese Weise alle digitalen Objekte – von Musik-Stücken über Nutzernamen bis zu Tickets für virtuelle Events – handelbar gemacht werden.

Volker Brühl: „Krypto ist viel mehr als Bitcoin“

Die Nachfrage nach NFTs zieht seit ein paar Monaten massiv an. Im März machte ein in Singapur lebender Unternehmer Schlagzeilen, als er ein digitales Werk des Künstlers Beeple für 69,3 Millionen Dollar kaufte.

Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität, hält das Vorhaben von Deutscher Börse und Commerzbank für einen wichtigen Schritt: „Er kommt etwas spät, aber es ist gut, dass sich die Börse nun beim Thema Krypto-Anlagen positioniert. Dieser Schritt ist auch für den deutschen Finanzmarkt wichtig“, glaubt Brühl. „Die Tokenisierung von Kunstgegenständen, Oldtimern und anderen Assets ist ein wichtiger Zukunftsmarkt. Krypto ist viel mehr als Bitcoin.“

In den nächsten Wochen seien erste Testläufe geplant, sagte Kölzer. Dabei sollen zwischen ausgewählten Anbietern und Investoren erste Transaktionen stattfinden. „Im ersten Schritt wollen wir eine Handelsplattform für professionelle und institutionelle Anleger aufbauen, in einem zweiten Schritt könnten dann auch Privatanleger dazukommen.“

Das neue Konzept umfasst bewusst keinen Marktplatz für klassische Kryptowährungen wie Bitcoin und Co., wie ihn etwa die Börse Stuttgart mit ihrer Privatanleger-Plattform Bison betreibt. Hier ist die globale Konkurrenz bereits groß, sodass ein neues Angebot aus Sicht der Deutschen Börse keinen großen Mehrwert bieten würde.

Eine direkte Konkurrenz könnte 360X für die professionelle Krypto-Handelsplattform BSDEX der Stuttgarter darstellen, die jedoch seit dem Abgang des digitalen Vordenkers und Ex-Chefs Alexander Höptner in Stuttgart laut Insidern strategisch aufs Abstellgleis zu geraten droht.

Unternehmerischer Ansatz

360X-Chef Kölzer arbeitete einst als Investmentbanker für die Dresdner Bank, bevor er 2000 mit Freunden die Devisenhandelsplattform 360T gründete. Die Firmenzentrale des Start-ups lag über einem griechischen Restaurant an einer Frankfurter Ausfallstraße, der Server stand auf einer Bierkiste. 15 Jahre später verkauften Kölzer und der damalige Mehrheitseigner Summit Partners das Fintech dann für 725 Millionen Euro an die Deutsche Börse.

Kölzer blieb nach der Übernahme an Bord und hat das Geschäft von 360T seitdem weiter ausgebaut. Zudem verständigte er sich mit Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer darauf, mit 360X ein weiteres Start-up ins Leben zu rufen, mit dessen Hilfe die Deutsche Börse auf Basis der Blockchain-Technologie in neue Geschäftsfelder vorstoßen will.

„Wir haben uns bewusst für einen unternehmerischen Ansatz entschieden, weil wir so schneller agieren können“, sagt Kölzer. „In diesem Markt ist es wichtig, Produkte schnell an den Markt zu bringen.“ Dazu seien kurze Wege und schnelle Entscheidungen wichtig. „Das ist in den Strukturen von Großkonzernen nicht immer möglich.“

Kölzer und mehrere andere Gründungspartner haben eigenes Geld in 360X investiert, die Mehrheit liegt aber bei der Deutschen Börse und der Commerzbank. „Bei 360X handelt es sich um eine Beteiligungsgesellschaft, unter der sich dann Verticals um konkrete Projekte wie Immobilien und Kunst kümmern“, erklärt Kölzer. „Perspektivisch könnte auch eine Plattform für den Handel mit sogenannten In-Game-Items dazukommen.“

Neue Beteiligungsstrukturen

Bei 360X sollen zentrale Ressourcen wie Technologie, Personal und Finanzen gebündelt werden. „Um die Entwicklung der einzelnen Projekte kümmern sich dann die Verticals, die eigene Gründer und Geschäftsführer haben“, betont Kölzer. Somit bleibt ihm genug Zeit, sich weiterhin um die Geschäfte von 360T zu kümmern.

Die Deutsche Börse hat in jüngster Vergangenheit mehrere Deals getätigt, bei denen sie nicht 100 Prozent an einer Firma hält, sondern auch Partner und das Management beteiligt. Bei der rund 1,5 Milliarden Euro teuren Übernahme des US-Stimmrechtsberaters ISS begnügte sich die Börse beispielsweise mit einer Beteiligung von 81 Prozent.

Bereits 2019 brachten die Hessen ihr Indexgeschäft in ein Joint Venture mit dem US-Softwarekonzern Axioma ein. An diesem Gemeinschaftsunternehmen namens Qontigo hält die Börse 78 Prozent, der Rest entfällt auf den US-Finanzinvestor General Atlantic und das Axioma-Management.

Mehr: Digitale Kunst, Tweets, Sammelkarten: Wie Anleger vom NFT-Trend profitieren können

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