Pandemie-Folgen Commerzbank bläst Verkauf von polnischer Tochter M-Bank ab

Die Tochter der Commerzbank wird nun doch nicht verkauft.
Frankfurt Der geplante Verkauf der polnischen Commerzbank-Tochter M-Bank hat sich schon vor der Coronakrise schwierig gestaltet. Jetzt gibt das Frankfurter Geldhaus den Plan endgültig auf. „Im aktuell von der Coronakrise geprägten Umfeld erscheint eine Transaktion zu attraktiven Bedingungen nicht erreichbar“, erklärte die Commerzbank am Montag. Das Institut habe den Verkaufsprozess deshalb beendet und werde seine Mehrheitsbeteiligung von 69,3 Prozent an der M-Bank behalten.
„Es ist klar, dass wir ein so wertvolles Asset wie die M-Bank nur dann verkaufen, wenn die Bedingungen stimmen“, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. Wegen der Coronakrise sei es jedoch nicht möglich, eine Bewertung zu erzielen, die dem tatsächlichen Wert der M-Bank entspreche.
Die Commerzbank hatte im September 2019 angekündigt, die M-Bank loszuschlagen. Damals gingen die Frankfurter davon aus, dass sie die Verkaufserlöse benötigen, um ihren anstehenden Umbau zu finanzieren.
Da sich die Kapitalsituation des Instituts aber laut Orlopp gebessert hat, ist dies mittlerweile nicht mehr der Fall. „Unsere starke Kapitalposition gibt uns den Spielraum, unsere Strategie ‚Commerzbank 5.0‘ auch ohne den M-Bank-Verkauf umzusetzen und die dafür geplanten Investitionen zu tätigen.“
Das Handelsblatt hatte bereits im April berichtet, dass die Verhandlungen über die M-Bank wegen der Pandemie zum Erliegen gekommen sind – und dass die Zweifel an einem erfolgreichen Abschluss wachsen. Im Zuge der Coronakrise hat sich der Marktwert der M-Bank mehr als halbiert auf aktuell 1,7 Milliarden Euro. Damit rückte das Ziel der Commerzbank, das Institut über Buchwert zu verkaufen, in weite Ferne.
Politik erschwert Verkaufsprozess
Hinzu kommt, dass sich der M-Bank-Verkauf schon vor der Corona-Pandemie schwierig gestaltete. Anfangs bekundete zwar eine Vielzahl an Instituten Interesse an der fünftgrößten polnischen Bank, die als eines der innovativsten Geldhäuser Europas gilt.
Dazu zählten unter anderem die polnischen Töchter der europäischen Großbanken BNP, Santander und ING sowie die österreichische Erste Group. Doch angesichts der Positionierung der nationalkonservativen Regierung in Warschau, die sich für eine „Repolonisierung“ des Finanzwesens einsetzt, verabschiedeten sich die ausländischen Interessenten relativ schnell wieder aus dem Verkaufsprozess.
Als einziger ernsthafter Bieter blieb Finanzkreisen zufolge die zweitgrößte polnische Bank Pekao übrig. An dieser ist der polnische Staat über den Versicherer PZU indirekt beteiligt. Dass andere polnische Institute wie Alior und PKO BP kein Angebot abgaben, führen Experten auf politischen Druck zurück, schließlich ist der Staat an diesen Instituten ebenfalls beteiligt.
Einige Investoren wie Andreas Thomae von der Fondsgesellschaft Deka hatten den M-Bank-Verkauf ohnehin kritisch beäugt. Thomae begrüßt die Kehrtwende der Commerzbank deshalb ausdrücklich. „Es ist der richtige strategische Schritt, die M-Bank nicht zu verkaufen, denn sie zeigt gutes Wachstum und ist wesentlich profitabler als der Rest der Commerzbank.“
Belastungen durch Franken-Kredite
Völlig unproblematisch ist der Verbleib der M-Bank allerdings nicht. Zum einen haben die polnischen Behörden dem Institut Insidern zufolge schon seit einigen Jahren untersagt, eine Dividende nach Frankfurt zu überweisen.
Die Commerzbank kann über in Polen erzielte Gewinne somit nicht frei verfügen. Zum anderen sitzt die M-Bank auf einem milliardenschweren Portfolio an Krediten in Schweizer Franken, das künftig zu hohen Belastungen führen könnte.
Die M-Bank hatte wie andere polnische Institute vor der Finanzkrise im großen Stil Fremdwährungskredite vergeben. Weil der polnische Zloty gegenüber dem Franken anschließend stark an Wert verlor, wurden die Darlehen für die Kreditnehmer unerwartet teuer. Im Oktober 2019 urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass solche Darlehensverträge unwirksam werden können, wenn sie missbräuchliche Klauseln enthalten. Ob dies der Fall ist, müssen polnische Gerichte in jedem Einzelfall entscheiden.
Seit der EuGH-Entscheidung haben die Zahl der Klagen und die Zahl der Fälle, in denen polnische Gerichte zugunsten der Kunden entschieden haben, deutlich zugenommen. Die M-Bank musste ihre Rückstellungen für diese Darlehen deshalb deutlich aufstocken.
Mehr: Stimmrechtsberater kritisieren Vergütungssystem der Commerzbank.
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Der ganze Vorgang zeigt die traditionelle und jahrzehntelange Unfähigkeit des Vorstände der Commerzbank AG überhaupt etwas Vernünfitiges für die Bank und deren Aktionäre zu tun.Seit der Gründung der Comdirect gibt es in der CoBa nur noch Dilletantismus.Und diese Perle geht jetzt auch noch in dieser gelben Masse auf.