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Verbraucherpreise Inflationsrate in der Euro-Zone steigt auf drei Prozent – Höchster Wert seit fast zehn Jahren

Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone sind noch einmal deutlich schneller gestiegen als im Vormonat. Die Erwartungen der Ökonomen wurden übertroffen.
31.08.2021 Update: 31.08.2021 - 12:43 Uhr Kommentieren
Die Energiepreise verteuerten sich im August um 15,4 Prozent. Quelle: dpa
Spritpreise

Die Energiepreise verteuerten sich im August um 15,4 Prozent.

(Foto: dpa)

Frankfurt, Düsseldorf Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche ist die Inflationsrate im Euro-Raum auf den höchsten Wert seit fast zehn Jahren gesprungen. Sie stieg im August im Jahresvergleich um drei Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Wert von 2,7 Prozent gerechnet.

Mittelfristig strebt die EZB laut ihrer neuen Strategie eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Im Juli hatte die Inflationsrate bei 2,2 Prozent gelegen.

Der Anstieg im August ist höher, als die EZB selbst erwartet hatte. EZB-Vizechef Luis de Guindos hatte Ende Juli im Interview mit dem Handelsblatt gesagt, dass die Notenbank den Höhepunkt der Inflation im Euro-Raum „im November mit etwa 3,0 Prozent“ erwartet. Dieser Wert ist nun bereits erreicht – und Ökonomen rechnen bis zum Jahresende mit einem weiteren Anstieg.

Der überraschend deutliche Anstieg der Verbraucherpreise im August dürfte die Debatte um die Inflation weiter anheizen. Die EZB und die meisten Ökonomen halten den Preisanstieg in diesem Jahr für ein temporäres Phänomen, das hauptsächlich durch Sondereffekte wegen der Pandemie bedingt ist. Dazu zählen Lieferengpässe, Nachholeffekte beim Konsum und sogenannte Basiseffekte. Bei Letzterem geht es darum, dass bestimmte Güter und Waren wie zum Beispiel der Ölpreis im vergangenen Jahr stark gefallen sind und dadurch nun im Vergleich zu den niedrigen Vorjahreswerten entsprechend höher liegen.

Allerdings ist die Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung groß, weil es kaum Erfahrungen mit einem Ereignis wie der Pandemie gibt. Die meisten Forschungsinstitute hatten den Preisschub in diesem Jahr nicht erwartet. Die neuen Zahlen sprechen auch dafür, dass die EZB auf der Sitzung in der nächsten Woche ihre Inflationsprognosen anheben wird.

Preise könnten noch weiter steigen

Jack Allen-Reynolds, Ökonom von Capital Economics, urteilt: „Wir gehen davon aus, dass die Inflation in der Euro-Zone in den kommenden Monaten noch weiter ansteigen wird.“ Aus seiner Sicht könnten sich die Folgen von Wiedereröffnungen und Versorgungsproblemen zunächst noch verstärken. Er geht aber weiter davon aus, dass die Probleme im nächsten Jahr nachlassen.

Der Inflationsschub ist vor allem auf die Energiepreise zurückzuführen: Diese verteuerten sich im August um 15,4 Prozent. Die Preise für Industriegüter ohne Energie erhöhten sich im August um 2,7 Prozent, die Preise für Dienstleistungen zogen um 1,1 Prozent an.

Die Kernteuerung ohne Energie und Lebensmittel zog ebenfalls deutlich an. Sie erhöhte sich von 0,7 auf 1,6 Prozent. Die Kerninflation gilt vielen Ökonomen als zuverlässigere Messgröße für die Teuerung, da sie in der Regel weniger stark schwankt.

Commerzbank-Ökonom Christoph Weil führt den starken Anstieg der Kernteuerung vor allem auf die Korrektur eines Sondereffekts zurück. So fiel im August die Verzerrung durch den verspäteten Sommerschlussverkauf in Frankreich und Italien aus dem Vorjahresvergleich heraus. Der Effekt hatte die Inflationsrate im Juli um etwa 0,4 Prozentpunkte gedrückt. Bei der Kernteuerung habe sich dieser Effekt noch stärker bemerkbar gemacht.

Zweitrundeneffekte sorgen für Unsicherheit

Auch Sondereffekte wie die vorübergehende Senkung der deutschen Mehrwertsteuer in der zweiten 2020 spielen eine Rolle. Bereits fürs kommende Jahr erwartet die EZB wieder schwächere Teuerungsraten in der Währungsgemeinschaft. Für das Gesamtjahr 2022 rechneten die Notenbank-Volkswirte zuletzt nur mit einer Teuerung von 1,5 Prozent.

Ein Unsicherheitsfaktor sind allerdings sogenannte Zweitrundeneffekte. Gemeint sind Preiserhöhungen als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen, zum Beispiel wenn Produzenten die Preise anheben, weil Vorprodukte teurer werden oder Gewerkschaften und Arbeitgeber als Reaktion auf die gestiegene Inflation höhere Löhne vereinbaren.

Laut Commerzbank-Ökonom Weil ist eine nachhaltig höhere Inflation erst zu erwarten, wenn sich der Lohnauftrieb deutlich verstärkt. „Hiervon ist bislang nichts zu spüren“, sagt er. Gemäß dem von der EZB berechneten Tariflohnindikator seien die Löhne im zweiten Vierteljahr 2021 gegenüber dem Vorjahr nur um moderate 1,7 Prozent gestiegen.

Besonders hoch liegt die Inflation im Euro-Raum in den baltischen Staaten Estland (5,0 Prozent), Litauen (4,9 Prozent) und Lettland (3,6 Prozent), aber auch in Belgien (4,7 Prozent). Für Deutschland hatte das Statistische Bundesamt bereits am Montag die Zahlen vermeldet. Nach dem europäischen Maß des harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) lag die Inflation bei 3,4 Prozent. Der etwas anders zusammengesetzte deutsche Verbraucherpreisindex (VPI) stieg im selben Monat sogar um 3,9 Prozent.

Mehr: Warum Ökonomen die massive Preissteigerung nicht erwartet haben

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