Immobilienkonzern Evergrande Wealth – Stadt Shenzhen nimmt Vermögensverwaltung des angeschlagenen Konzerns ins Visier

Die Krise des Konzerns wirkt sich zunehmend auf eine einzelne Sparte aus.
Shanghai Die Provinzregierung der Stadt Shenzhen will eine Sparte des angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande unter die Lupe nehmen. In einem Brief an Anleger, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte, teilte die Finanzaufsicht von Shenzhen mit, dass man öffentliche Einschätzungen zur Vermögensverwaltungssparte Evergrande Wealth eingeholt habe und damit eine gründliche Untersuchung der Probleme der Firma einleiten wolle.
In der südchinesischen Stadt hat der Konzern seinen Hauptsitz. Die Behörde forderte zudem Evergrande und Evergrande Wealth dazu auf, sich um Rückzahlungen an Anleger zu bemühen. Das Schreiben wurde verschickt, nachdem Investoren eine Untersuchung gefordert hatten. Weder Evergrande noch die Regierung von Shenzhen nahmen dazu Stellung.
Evergrande hat – wie andere hoch verschuldete Konglomerate auch – hochverzinsliche Anlageprodukte an Anleger verkauft und sich so Geld unter Umgehung der staatlichen Vorschriften für die Aufnahme von Krediten besorgt. Die Firma hat Schulden von über 300 Milliarden Dollar und ist gegenüber Kunden, Banken und Anleihegläubigern in Zahlungsverzug geraten. Eine Frist für Anleihezinsen hatte Evergrande am Freitag verstreichen lassen.
Die Krise des Unternehmens könnte Immobilienfirmen den Zugang zu Kredit erschweren, die Qualität von Vermögenswerten bei bestimmten Banken beeinträchtigen und den Immobilienmarkt in China insgesamt schwächen, der ein wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums sei, erklärte Analyst Michael Taylor von der Ratingagentur Moody's.
Die chinesische Zentralbank pumpte am Montag erneut 15,5 Milliarden Dollar in die Finanzmärkte, nachdem sie vergangene Woche bereits drei Mal so viel injiziert hatte. Medienberichten zufolge haben mehrere Lokalregierungen in China spezielle Depots für Immobilienprojekte von Evergrande eingerichtet.
Die Probleme des Immobilienkonzerns wirken sich zunehmend auch auf andere zugehörige Gesellschaften aus. Die Tochter New Energy Vehicle Group warnte am Freitag nach Börsenschluss vor einem Liquiditätsengpass, die Aktien brachen am Montag zeitweise um 26 Prozent ein.
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