Nel Asa-Aktie Nach dem Wasserstoffhype muss Nel Asa fundierte Zahlen liefern

Quelle: dpa
Genau wie die Konkurrenz aus dem Sektor wurde auch der norwegische Wasserstoffzellenhersteller Nel Asa im vergangenen halben Jahr nach vorherigen Boom-Zeiten massiv abgestraft. Nach Kursverlusten von gut 50 Prozent lauern nun aber womöglich wieder Chancen.
Das Unternehmen mit Produktionsstätten in Norwegen, Dänemark und USA ist – im Vergleich mit breit aufgestellten Konkurrenten wie Linde – zwar klein, dafür gibt es einen klaren Fokus auf die Entwicklung und Produktion von Elektrolyseuren und die Bereitstellung der Energie an Tankstellen. Dennoch bietet der Wasserstoffmarkt aufgrund der Schwankungen derzeit weiterhin eher eine Bühne für Spekulation als für sicheres Investment.
So steht es aktuell um die Nel-Asa-Aktie:
In den vergangenen Jahren konnten die Norweger ihre Umsätze kräftig steigern. Im Unterschied zu anderen Unternehmen aus der Branche waren sogar schwarze Zahlen in Reichweite. 2020 wuchs der Umsatz auf 651,9 Millionen Norwegische Kronen (NOK), also rund 62,3 Millionen Euro. Der operative Verlust stieg im vergangenen Jahr nicht nur aufgrund von Investitionen, wie der Beteiligung am Beteiligung am US-Wasserstoff-Autobauer Nikola, sondern in geringerem Maß auch durch eine Strafzahlung, die nach einem Brand in einer Wasserstoff-Tankstelle fällig geworden war.
Nel Asas Auftragsbücher sind gut gefüllt und das Unternehmen ist deutlich auf Expansionskurs. Dennoch konnten die im ersten Quartal 2021 um ein Viertel gestiegenen Umsätze die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Die Aktie sackte nach Bekanntgabe der Zahlen ab.
Nachdem sich der Kurs der Nel-Asa-Aktie im Vorjahr verdreifacht hatte und im Januar 2021 bei rund 35 NOK, umgerechnet 3,45 Euro, ihren Höchststand erreichte, ging es mit dem Abebben der Wasserstoff-Euphorie in den Keller: Anfang März handelte sie bei 2,06 Euro und pendelte im August in der Spanne zwischen 1,60 und 1,40 Euro ein. Der Wert der Aktie hat sich zwischenzeitlich fast halbiert. Den aktuellen Kurs der Nel-Asa-Aktie finden Sie hier.
Das sagen die Analysten zur Nel-Asa-Aktie:
Mit Blick auf die Zukunft sind sich die Marktbeobachter der Nel Asa-Aktie uneinig: Viermal „Kaufen“, fünfmal „Aufstocken“ und einmal „Halten“ stehen zurzeit drei Empfehlungen zum Verkauf und zwei zum Reduzieren des Wertpapiers gegenüber. Hier zeichnet sich eine Skepsis gegenüber den Unwägbarkeiten des Wasserstoffmarkts generell und eines vergleichsweise kleinen Anbieters im Speziellen ab.
Die Analysten geben Nel Asa im Mittel ein Kursziel von 26 NOK an, was 2,49 Euro entspricht und damit einen Euro über dem aktuellen Kurs liegt. Am optimistischsten zeigte sich Mitte Juli die britische Investmentbank Barclays mit einem Zielwert von 39 NOK, also 3,74 Euro. JPMorgan indessen stufte die Aktie zur selben Zeit von auf „Underweight“ ab und bezifferte das Kursziel mit nur noch umgerechnet 1,43 Euro.
Die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal haben die Situation kaum verbessert. Der norwegische Spezialist für die Herstellung von Wasserstoff aus elektrischer Energie habe bei Umsatz und operativem Ergebnis die Markterwartungen verfehlt, schrieb Analyst Patrick Jones von der US-Bank JPMorgan.
Das sind die Chancen der Nel-Asa-Aktie:
Nicht nur die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr für unvorhersehbare Erschütterungen an der Börse gesorgt. Auch stürmten zu dieser Zeit extrem viele Neulinge an den Aktienmarkt. Noise Trader, als Händler die primär Stimmungen und keinen Fundamentaldaten folgen, ließen dabei ihren Impulsen freien Lauf. Das bescherte insbesondere Aktien mit dem Thema Wasserstoff erst regen Zulauf, dann massive Einbrüche. Nun ist der Hype vorbei und es ist wieder Raum für fundierte Entscheidungen.
Auch wenn die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, können Aktionäre davon ausgehen, dass Wasserstoff-Technologie ein Feld mit Zukunft ist. Zumindest, für die, die einen langen Atem haben.
Für das Unternehmen spricht der hohe Auftragsbestand. Auch zeigt man sich umtriebig und aktiv, was aussichtsreiche Kooperationen betrifft. Am 23. Juli gab Nel Asa bekannt, in ein Wasserstoff-Pilotprojekt vor der niederländischen Küste einzusteigen. Zudem will das Unternehmen gemeinsam mit Partnern eine Wasserstoff-Initiative aufbauen, die für die Stahlproduktion genutzt werden soll.
Das sind die Risiken der Nel-Asa-Aktie:
Nel Asa ist deutlich weniger breit aufgestellt als andere Wasserstoffzellenhersteller. Ein Warnsignal ist das anhaftende Bild, es handele sich bei Nel Asa um ein gehyptes Unternehmen. Wer im Netz zu den Norwegern recherchiert, stößt zunächst nämlich eher auf Aktiencharts als auf Informationen zum Unternehmen selbst, zu Produkten und Kooperationen.
Von den Schlagzeilen in Zusammenhang mit einer Explosion an einer Wasserstofftankstelle 2019 hat sich das Unternehmen inzwischen erholt. Dennoch zeigt sich, dass solche Vorfälle den Kurs deutlich beeinflussen können.
So sieht das Branchenumfeld von Nel Asa aus:
Nel Asa stellt Elektrolyseuren, also Anlagen her, mit denen Wasserstoff aus Strom und Wasser gewonnen wird. Ein Markt, der hart umkämpft wird. Konzerne wie Siemens bauen den Bereich aus, gleichzeitig gründen sich in der Branche viele neue Unternehmen. Zu den Wettbewerbern von Nel Asa zählen unter anderem die nordamerikanischen Unternehmen Plug Power und Ballard Power.
Zurzeit sind die größten Player die Gashersteller Linde und Air Liquide. Allerdings hat Nel Asa ihnen gegenüber den Vorteil, voll auf den immer stärker nachgefragten grün produzierten Wasserstoff fokussiert zu sein.
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