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Handelsblatt testet Arbeitskraftversicherung: Die besten Versicherungen gegen Berufsunfähigkeit

Die Auswahl an Versicherungen rund um die Berufsunfähigkeit ist groß. Erfahren Sie welche Alternativen es gibt und welche Versicherer im Test überzeugen.
25.08.2021 - 11:27 Uhr Kommentieren
Sich gegen das Risiko der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit individuell gut und passend zu versichern, ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Quelle: dpa
Baustelle

Sich gegen das Risiko der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit individuell gut und passend zu versichern, ist ein anspruchsvolles Unterfangen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Den Beruf nicht mehr auszuüben zu können ist ein unterschätztes Risiko. Im Laufe des Berufslebens kann jeder vierte Erwerbstätige meist wegen einer Erkrankung nicht mehr seinem Beruf nachgehen. Bei Handwerkern ist sogar jeder Dritte betroffen.

Deutschland hat 2001 die staatliche Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherung für alle nach 1960 Geborenen abgeschafft. Im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung gibt es nur noch eine Erwerbsminderungsrente. Deren Höhe liegt im Schnitt lediglich bei 850 Euro im Monat.

Das reicht nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Junge Menschen, die am Beginn ihres Berufslebens stehen, haben erst nach fünf Jahren Beitragszahlung in die Rentenversicherung Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.

Eine private Absicherung bei Verlust der eigenen Arbeitskraft ist unverzichtbar. Die Berufsunfähigkeitsversicherung dient dazu, das entfallene Einkommen zu ersetzen, wenn ein Betroffener nicht mehr im zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten kann. Eine Alternative ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Sie springt dann ein, wenn der Betroffene überhaupt nicht mehr arbeiten kann.

Eine weitere Möglichkeit ist die Grundfähigkeitsversicherung. Franke und Bornberg hat diese Versicherungen für das Handelsblatt unter die Lupe genommen und anhand von konkreten Einzelfällen bewertet.

Worauf es bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ankommt

Wer eine Versicherung abschließen will, möchte eine möglichst geringe Prämie bezahlen. Wichtiger sind aber Qualität und Leistung einer Police. Das gilt besonders für die Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie bezahlt eine monatliche Rente, egal ob die Berufsunfähigkeit durch einen Unfall oder eine Krankheit verursacht wurde. Die Leistungen der Versicherer unterscheiden sich stark.

Bei der Bewertung durch die Ratingagentur Franke und Bornberg spielt das Produktrating mit 50 Prozent die zentrale Rolle. Dabei haben die Experten Vertragsbedingungen und Klauseln im Detail analysiert. „Eine abstrakte Verweisung sollte im Vertrag ausgeschlossen sein. Denn sonst könnte der Versicherer verlangen, dass man einen anderen Beruf ausüben muss“, nennt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg, ein wichtiges Kriterium.

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Die Police sollte auch eine Nachversicherungsoption enthalten. Dann können Versicherte die Höhe der Rente an veränderte Lebensverhältnisse anpassen. Die Option legt die Höchstgrenzen, Altersgrenzen oder auch Anlässe fest, zum Beispiel die Geburt eines Kindes oder die Heirat.

„Im Detail gibt es hier sehr viel Unterschiede bei den Versicherern. Die Vertragsbedingungen sind nicht standardisiert“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Das Angebot hat sich nach der Erfahrung des Verbraucherschützers in den vergangenen Jahren qualitativ verbessert. Das liege am starken Wettbewerb.

Die langfristige Stabilität des Versicherers und damit verbunden der Prämie geht als Kriterium zu 20 Prozent in die Bewertung ein. „Ein Versicherter möchte sich darauf verlassen können, dass die Prämien auskömmlich kalkuliert sind und er sie über die gesamte Vertragslaufzeit bezahlen kann“, sagt Franke.

Wie Eltern ihre Kinder versichern können

Wichtig ist der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoprämie. Nettoprämie ist der Beitrag, den ein Versicherter aktuell bezahlen muss. Sie berücksichtigt auch Überschüsse. Der Versicherer kann den monatlichen Beitrag bis zur Höhe der Bruttoprämie anpassen. Diesen Betrag muss sich ein Versicherter leisten können.

„So früh wie möglich“, lautet die Antwort von Verbraucherschützer Grieble auf die Frage, wann Menschen eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen sollten: „Wenn Eltern für sich selbst eine Berufsunfähigkeitsversicherung als sinnvoll erachten, ist es die Absicherung des zukünftigen Einkommensstroms für ihre Kinder regelmäßig auch.“ So könnten Eltern für ihre Kinder zunächst eine Invaliditätsversicherung abschließen.

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Ab dem Alter von zehn Jahren empfiehlt er den Wechsel in eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Vorteil: Die Police lässt sich später ohne Gesundheitsprüfung anpassen.
Denn mit zunehmendem Alter scheitert der Abschluss einer Berufsunfähigkeit an Vorerkrankungen.

Bei der obligatorischen Gesundheitsprüfung rät Grieble dazu, die Fragen der Versicherer wahrheitsgemäß zu beantworten. Er empfiehlt auch beim Arzt nachzufragen, welche Krankheiten in der Patientenakte stehen und diese dann auch unbedingt anzugeben.

Denn sonst kann es dazu kommen, dass eine in den Unterlagen vermerkte Krankheit im Versicherungsantrag nicht angegeben wurde. Das kann zum Ausschluss der Leistungspflicht führen.

18 Versicherungen erhalten die Höchstnote

Wer eine Versicherung abschließen möchte, sollte auch Geduld mitbringen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Verbraucher, die bei einem Versicherer abgelehnt werden, nicht schnell aufgeben sollten. Denn oft gibt es andere Versicherer, die Versicherungsschutz anbieten“, lautet die Erfahrung von Grieble. Spätestens dann ist der Gang zu einem spezialisierten Makler oder Honorarberater angesagt.

Von den untersuchten 29 Versicherern mit einem Angebot für Berufsunfähigkeitsversicherungen erhalten 18 die Höchstnote sehr gut. Im Test am besten schneidet die HDI Lebensversicherung mit dem Tarif „SBU EGO/Baustein Leistung bei Krankschreibung“ ab.

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Sie erzielt die maximal mögliche Punktzahl von 100. „HDI bietet optional die Leistung bei Krankschreibung, die schon bei einer voraussichtlichen Dauer der Krankschreibung von durchgehend sechs Monaten leistet, rückwirkend ab dem ersten Tag“, erklärt Thomas Lüer, Vorstand Makler- und Kooperationsvertrieb bei HDI.

Parallel dazu wird geprüft, ob eine Berufsunfähigkeit vorliegt. Mit einer monatlichen Nettoprämie von 64,63 Euro bietet HDI im Musterfall den günstigsten Tarif an. Dafür hat der Versicherte Anspruch auf eine monatliche Rente von 1.500 Euro.

Zu den Siegern zählt auch die Swiss Life Deutschland mit dem Tarif „SBU Baustein Plus“. Die monatliche Nettoprämie liegt bei 71,23 Euro. „Für Swiss-Life-Kunden gilt das Fairnessversprechen. So hat sich noch nie der zu bezahlende Nettobetrag für unsere Kunden erhöht“, sagt Stefan Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und Mitglied der Geschäftsleitung bei Swiss Life Deutschland.

Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung als alternative Absicherung

Auch mit Corona ist der Abschluss einer Police möglich: „Ist die Corona-Infektion folgenlos überstanden, kann der Versicherungsschutz zu normalen Konditionen gewährt werden“, sagt Holzer. Bei „Long-Covid“ komme es auf die langfristigen Folgen der Infektion an.

„Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist die beste Variante, um sich abzusichern. Wer aus Gesundheitsgründen abgelehnt wird, sollte dann eine alternative Lösung überlegen“, empfiehlt Grieble. Er rät dann zu einer Kombination zum Beispiel aus Erwerbsunfähigkeits-, Grundfähigkeits- und Unfallversicherung.

In der jüngsten Vergangenheit rückt die Erwerbsunfähigkeit in den Hintergrund. Lediglich sechs Versicherer bieten Policen an, von denen zwei die Höchstnote erhalten. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bezahlt dann, wenn ein Mensch überhaupt nicht mehr arbeiten kann.

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Sie ist kein gleichwertiger Ersatz für die Berufsunfähigkeitsversicherung, kann aber für Personen mit hohen Berufsrisiken eine Alternative sein, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung zu teuer ist. Auch hier sollte die Produktqualität im Vordergrund stehen.

Bei der Bewertung macht das Rating für die Produktqualität 70 Prozent aus, der Preis nur 30 Prozent. „Wer sich interessiert, sollte eine Police mit einem Produktrating von FFF oder FFF+ wählen“, empfiehlt Franke.

Continentale Versicherung auf dem ersten Platz

Am besten schneidet die Continentale Versicherung mit dem Tarif „PremiumEU“ ab: „Er ist eine echte Alternative gerade für Personen, die zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen keine Berufsfähigkeitsversicherung abschließen können“, sagt Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben beim Continentale Versicherungsverbund.

Das gelte für Menschen in Berufen, bei denen aufgrund des berufsspezifischen Risikos die Beiträge für einen Berufsunfähigkeitsversicherung sehr hoch sind.
Deutlich weniger Leistungen als eine klassische Berufsunfähigkeitsversicherung bietet die Grundfähigkeitsversicherung.

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Im Test konnten von 14 Versicherern sechs die Höchstnote sehr gut erreichen. Sie zahlt dann, wenn bestimmte Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Autofahren durch Krankheit oder einen Unfall nicht mehr ausgeübt werden können. Sie kommt infrage für Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht abschließen können.

Sich gegen das Risiko der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit individuell gut und passend zu versichern, ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Die Beratung durch Verbraucherschützer, Versicherungsmakler oder unabhängige Honorarberater ist empfehlenswert.

Mehr: Berufsunfähigkeits-Policen: Worauf Kunden während der Coronakrise achten sollten

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