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Homeoffice

Handelsblatt-Umfrage Banker bleiben lieber zu Hause: Banken und Belegschaft ringen um das Recht auf Homeoffice

Gegen einheitliche Homeoffice-Regeln im Tarifvertrag sträuben sich viele Banken. Die meisten handeln aber individuelle Vereinbarungen aus.
22.07.2021 - 08:00 Uhr 3 Kommentare

Frankfurt Seit Monatsbeginn ist die Homeoffice-Pflicht Geschichte, doch unter Bankern dominiert nach wie vor die Arbeit am heimischen Schreibtisch. Das zeigt eine Umfrage des Handelsblatts unter 13 großen Banken in Deutschland. Bei acht Instituten, darunter BayernLB, Dekabank, DZ Bank, HSBC, ING und KfW, liegt die „Büroquote“ aktuell zwischen zehn und 20 Prozent. Bei Deutscher Bank – ausgenommen in den Filialen –, Aareal Bank und LBBW sind es zwischen 25 Prozent und einem Drittel der Beschäftigten.

Wann in den Frankfurter Bankentürmen wieder so etwas wie Normalität herrschen wird, lässt sich noch nicht absehen. „Nach wie vor arbeitet die absolute Mehrheit unserer Belegschaft in Deutschland, die nicht der Filialstruktur zugehört, von zu Hause aus“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank.

Jenseits der Filialen liegt die Homeoffice-Quote bei Deutschlands größtem Geldhaus bei 70 bis 75 Prozent. Anders sieht es bei der Commerzbank aus: Dort ist mittlerweile wieder jede zweite Mitarbeiter im Büro. Das Institut empfiehlt den Mitarbeitern aber nach eigenen Angaben, „weiterhin im Homeoffice zu arbeiten, wenn dies betrieblich möglich ist“.

Mit dem Ende der Sommerferien soll die Büropräsenz bei vielen Instituten allmählich ansteigen, konkrete Pläne haben bislang aber die wenigsten Häuser. Sie wollen die weitere Entwicklung der Pandemie abwarten.

Viele Mitarbeiter haben Gefallen gefunden am Arbeiten von zu Hause. Quelle: action press
Bankenviertel in Frankfurt

Viele Mitarbeiter haben Gefallen gefunden am Arbeiten von zu Hause.

(Foto: action press)

Dabei spielen auch die Fortschritte bei den Corona-Impfungen eine Rolle, vielerorts gibt es hauseigene Angebote: Über die Betriebsimpfungen wurden bislang mehr als 20.000 Banker geimpft. Die KfW, die Dekabank und Santander rechnen damit, dass sich die Büros nach dem Ende der Sommerferien, also im Laufe des Monats August, wieder zur Hälfte füllen werden.

Das Vorgehen der deutschen Institute unterscheidet sich deutlich von dem der US-Konkurrenten, die zum Teil mit erheblichem Druck wieder zu mehr Büropräsenz drängen. „Wenn Sie in ein Restaurant in New York City gehen können, dann können Sie auch ins Büro kommen, und wir wollen Sie im Büro“, sagte Morgan-Stanley-Chef James Gorman vor einigen Wochen auf einer Konferenz. Ähnlich deutlich äußerten sich die Chefs der Großbanken JP Morgan und Goldman Sachs.

Zum Teil dürfte dies der weiter fortgeschrittenen Impfkampagne in den USA geschuldet sein. Doch unabhängig davon scheinen deutsche Geldhäuser generell empfänglicher für das Thema Homeoffice zu sein, schließlich bieten sich dadurch ganz neue Sparmöglichkeiten. Die deutschen Banken stellen sich entsprechend darauf ein, dass ihre Mitarbeiter auch künftig einen Teil ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen.

„Ohne ein wettbewerbsfähiges Angebot“ keine Mitarbeiter

Viele Mitarbeiter haben ohnehin Gefallen gefunden am Arbeiten von zu Hause aus, macht es doch in vielen Fällen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leichter. „Das Thema Homeoffice beziehungsweise ,work from home‘ ist sicher derzeit aus Sicht von Beschäftigten und unserer Gewerkschaft das Topthema“, sagt etwa Stephan Szukalski, Vorsitzender der Bankengewerkschaft DBV. Die Gewerkschaften Verdi und der DBV fordern daher in den laufenden Tarifverhandlungen auch ein Recht auf Homeoffice.

Bislang sperren sich vor allem die privaten Banken gegen solche allgemein bindenden Vereinbarungen. Auf der betrieblichen Ebene führen aber fast alle Institute Gespräche mit ihren Betriebsräten.

„Ohne ein wettbewerbsfähiges Angebot an die Mitarbeiter wird kein Unternehmen am Arbeitsmarkt bestehen können“, heißt es etwa bei der Dekabank. Auch der Fondsanbieter der Sparkassen führt derzeit Gespräche mit seinen Arbeitnehmervertretern über eine entsprechende Dienstvereinbarung, ist aber gegen „starre Pauschalregelungen“.

Zähes Ringen mit den Betriebsräten

Einige Banken haben mittlerweile für Klarheit gesorgt, wie es nach der Pandemie weitergehen soll. Bei der staatlichen Förderbank KfW tritt dann eine Dienstvereinbarung in Kraft, die es Mitarbeitern erlaubt, 40 Prozent ihrer individuellen monatlichen Arbeitszeit außerhalb des Büros zu erbringen. 

Auch bei der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank gibt es konkrete Ziele. „Eine Mischung aus Remote Working und persönlichem Austausch hat sich bewährt“, sagte Personalleiter Christoph Auerbach dem Handelsblatt. „Deshalb planen wir, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt nach der Pandemie bis zu 20 Prozent ihrer Arbeit remote erledigen können, alle anderen bis zu 40 Prozent.“ Eine Rahmenvereinbarung dazu hatte Unicredit im Oktober mit seinem europäischen Betriebsrat getroffen.

Santander strebt „künftig eine unternehmensweite Quote von durchschnittlich 50 Prozent“ für Homeoffice und Büroarbeit an. „Unser hybrides Modell wird auch in unseren Betriebsvereinbarungen reflektiert“, teilte eine Sprecherin mit. Bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gilt aktuell ein Übergangsmodell, das 50 Prozent Homeoffice erlaubt. Auf Basis der damit gewonnenen Erfahrungen strebt die Helaba aber „eine dann dauerhafte Dienstvereinbarung“ an.

Mit am weitesten geht wohl die Bayerische Landesbank (BayernLB). Ihre Dienstvereinbarung behandelt die Arbeit im Homeoffice mit der im Bankbüro gleichberechtigt. „Damit kann jeder Mitarbeitende grundsätzlich selbst entscheiden, wo sie oder er zukünftig arbeiten will – immer vor dem Hintergrund der betrieblichen und gegebenenfalls regulatorischen Belange und Anforderungen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die freie Ortswahl des Arbeitens gelte „komplett für das gesamte Bundesgebiet und für beschränktere Zeit auch im EU-Ausland“.

Über Mischung aus Heim- und Büroarbeit wird noch verhandelt

Einige Banken wollen feste Quoten dagegen vermeiden. So existiert bei der DZ Bank eine Betriebsvereinbarung, die keine festen Obergrenzen vorsieht und auf beidseitiger Freiwilligkeit beruht.

Auch die „in finaler Abstimmung mit den Betriebsräten“ befindliche Vereinbarung bei der HSBC Deutschland sieht „keine festen Unter- oder Obergrenzen“ für Homeoffice-Tage vor. „Das Ausmaß an Homeoffice wird sich künftig sehr flexibel an den Bedürfnissen des einzelnen Mitarbeiters sowie der Bank orientieren“, sagt ein Sprecher. 

Die meisten Institute befinden sich allerdings noch mitten in Verhandlungen über die künftige Mischung aus Heim- und Büroarbeit. Das gilt etwa für die Deutsche Bank, die mittlerweile Verhandlungen mit ihren Betriebsräten aufgenommen hat. Das Institut bezeichnet es als „durchaus denkbar“, dass künftig „in manchen Bereichen“ maximal 60 Prozent – also drei Tage in der Woche – Homeoffice möglich sein werden. „Ausgenommen im ersten Schritt ist die Filialwelt“, sagt eine Sprecherin.

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Die ING hat zwar schon festgelegt, dass mobiles Arbeiten künftig für alle Mitarbeiter innerhalb „betrieblicher, gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen möglich ist“. „Welche allgemeinen Spielregeln hierfür benötigt werden, wird in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat festgelegt“, heißt es bei dem Institut. Die Commerzbank und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) besitzen bereits Regeln für mobiles Arbeiten aus der Vor-Corona-Zeit, wollen diese Vereinbarungen nun aber aktualisieren.

„Viele Häuser tun sich noch sehr schwer mit konkreten Zusagen“, moniert DBV-Chef Szukalski. Aus Beschäftigtensicht sei das „natürlich unbefriedigend“. Zum einen bräuchten die Mitarbeiter Planungssicherheit. Zum anderen stellten sich auch materielle Fragen, wie nach der Kostenübernahme für ergonomische Büromöbel und technischen Anschaffungen wie Headsets und größere Bildschirme.

Einige Großbanken wie ING, HSBC und Hypovereinsbank – aber auch die Volksbank Sprockhövel – haben ihre Mitarbeiter immerhin mit 1500 Euro unterstützt. Längst nicht jedes Institut ist so großzügig. Dabei könnte sich der großzügigere Umgang mit flexiblen Arbeitsmodellen für viele Banken auch rechnen. Viele Institute wollen die wohl dauerhaft geringere Büropräsenz ihrer Mitarbeiter nutzen, um Mietverhältnisse für Büroflächen zu beenden oder sie unterzuvermieten.

60 Arbeitsplätze pro 100 Mitarbeiter

Der Trend dürfte Folgen für den Immobilienmarkt haben. „Insgesamt gehen wir im Büroimmobilienmarkt davon aus, dass Spitzenimmobilien in A-Lagen mit guter Ausstattung nicht stark vom Homeoffice-Trend betroffen sein werden“, prognostiziert ein Deka-Sprecher. „In B-Lagen hingegen wird sich der Druck erhöhen.“

Denn nicht wenige Banken wollen ihre Büroplätze drastisch reduzieren. „Homeoffice ist auch eine dankbare Möglichkeit zur Kostenreduzierung“, sagt Joachim Hasebrook, Wirtschaftspsychologe und Senior Manager der Management- und Strategieberatung zeb.

Die Commerzbank etwa geht davon aus, dass der Bedarf an Büroarbeitsplätzen „nach heutiger Schätzung mittelfristig um etwa ein Drittel sinken wird“. Schon heute arbeiten in Frankfurt bereits etwa die Hälfte der Mitarbeiter in Gebäuden mit flexiblen Arbeitsplätzen. Das Institut will bis zum Jahr 2024 rund 100 Millionen Euro an Raumkosten sparen – durch Filialschließungen ebenso wie durch die Kündigung von Mietverhältnissen oder die Untervermietung nicht mehr benötigter Büroräume.

Viele Häuser tun sich noch sehr schwer mit konkreten Zusagen. Stephan Szukalski, Vorsitzender der Bankengewerkschaft DBV

Noch ehrgeiziger ist die deutsche HSBC: Sie will bis Ende 2021 rund 50 Prozent der Bürofläche einsparen, die sie Ende 2019 noch hatte. Das Institut hat seinen alten Hauptsitz an der Düsseldorfer Königsallee verkauft. Am neuen Standort in Oberkassel werden alle Mitarbeiter Platz finden. Back- und Frontoffice seien erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder an einem Standort vereint. Die BayernLB etwa hält künftig 70 Büro-Arbeitsplätze pro 100 Mitarbeiter für ausreichend, ähnlich kalkuliert die DZ Bank. 

Die deutsche ING, die Ende 2020 zwei Mietverträge für Zusatzflächen in den Frankfurter Bürogebäuden Kastor und Pollux planmäßig auslaufen ließ, hält sogar 60 Büroplätze pro 100 Mitarbeiter für genug. Allerdings wächst im Gegenzug auch der Bedarf an „Kollaborationsflächen“ wie etwa Besprechungsecken, wie das Institut anmerkt. Die DZ Bank will ihre Büroflächen „in den kommenden Jahren“ ebenfalls neu strukturieren. „Dadurch entstehende Freiflächen in Eigentumsimmobilien der Bank, zum Beispiel im Frankfurter Cityhaus 1 sollen, mittelfristig vermietet werden, vorzugsweise an Unternehmen der genossenschaftlichen Finanzgruppe“, teilte eine Sprecherin mit.

Allerdings lässt sich nicht immer so leicht prognostizieren, wie viele Flächen wirklich überflüssig werden. Zwar kommen die Beschäftigten künftig wohl seltener ins Büro. „Im Hinblick auf die Pandemie müssen zukünftige Bürokonzepte aber entsprechend räumlich großzügig etwa mit gesunden Abständen gestaltet sein“, merkt Hypovereinsbank-Vorstand Boris Scukanec Hopinski an. Hinzu kämen neue Arbeitsweisen. „Diese Faktoren sind derzeit noch sehr dynamisch und müssen aus Arbeitsplatz- ,IT- und Immobiliensicht eng begleitet und analysiert werden.“ 

Deshalb wagen viele Institute noch keine Prognose, auf wie viel Büroflächen sie künftig verzichten wollen. So will zwar auch die KfW Mietverhältnisse für Büroflächen zu beenden, weiß aber noch nicht für wie viele. „Der Umfang wird mittelfristig von der tatsächlichen Inanspruchnahme des Homeoffice-Angebots abhängig sein“, sagt eine Sprecherin.

Mehr: Bis zu 1500 Euro steuerfrei: Wie Banken das Homeoffice ihrer Mitarbeiter unterstützen

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3 Kommentare zu "Handelsblatt-Umfrage: Banker bleiben lieber zu Hause: Banken und Belegschaft ringen um das Recht auf Homeoffice"

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  • Mich wundert, dass unsere Wohnungspolitiker*innen nicht die Chance nutzen und die Umwidmung von Bürofläche in Wohnfläche zu fördern. Stattdessen sollen große Wohnungsunternehmen verstaatlicht werden.
    Schon während Corona, hat unsere Politikerklasse bewiesen, dass sie keine Fantasie haben. Unseren Politikern fallen immer nur Verbote und Gebote ein.

    Um eine Vorredner hier zu unterstützen - Auch im Politikbetrieb fehlt es an talentierten jungen Menschen und Topleuten.


  • Homeoffice, früher als Heimarbeit bezeichnet, wird für viele eine Ausfahrt sein in die Arbeitslosigkeit oder aber auch Selbstständigkeit.
    Vier Worte mit "K" formulieren vielleicht etwas überspitzt die Gefahr, die nach Jahren Homeoffice lauert.
    Kontaktarmut zum Team, Karriereende mangels Führung, Ersatz durch KI und Kündigung.

  • Regelmäßig beschweren sich Finanzinstitute doch, dass sie Schwierigkeiten haben, junge Mitarbeiter anzuwerben oder Topleute zu halten.

    Hier bieten sich Chancen, die so groß sind, dass man sie nur mit wirklich viel Mühe und Mutwill nicht sehen kann. Die Menschen wollen ihr Privat- und Berufsleben besser vereinbaren - und Homeoffice ist eine sehr gut funktionierende Möglichkeit dazu, wie die Pandemie gezeigt hat.

    In den USA ist oft eine engere Überwachung der Mitarbeiter üblich, das sollten wir uns Deutschland in diesem Fall mal nicht als Vorbild nehmen und auch nicht damit messen/vergleichen. Wir fahren hier doch schon recht lange ganz gut damit, dass wir unseren Mitarbeiten ein größeres Vertrauen entgegenbringen.

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