Energie Briefing: Darum gibt es Grund zur Hoffnung für die Windkraft
Düsseldorf. Gerade mal 250 neue Windräder wurden im ersten Halbjahr 2024 aufgestellt. Das hat der Bundesverband der Windindustrie (BWE) am Donnerstag verkündet. Damit ist schon jetzt klar: Das Jahresziel von 8000 Megawatt wird damit um Längen verfehlt. Die neuen Windräder kommen gerade mal auf knapp 1000 Megawatt.
Jetzt rächt sich die lange verschlafene Windpolitik der Vorgängerregierungen. Der Grund für den schleppenden Ausbau sind jahrelange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und politische Stimmungsmache einiger Politiker gegen die Windkraft, die den Widerstand von Anwohnern massiv befeuert hat.
Aber es gibt Grund zur Hoffnung: Die Ampelregierung hat nach Jahren des Stillstands endlich dafür gesorgt, dass die Genehmigungsverfahren um einiges schneller werden und der bürokratische Aufwand zum Bau eines Windparks deutlich schrumpft. Da sind sich alle in der Branche einig.
In Einzelfällen hört man sogar von Windparks, die innerhalb eines Jahres genehmigt wurden. Zum Vergleich: An Land dauert das in der Regel bis zu fünf Jahre. Auf See sogar noch länger.
Die Verbesserungen zeigen sich jetzt auch in den Genehmigungszahlen: In der ersten Jahreshälfte wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund ein Drittel mehr Genehmigungen erteilt. Und auch immer mehr Firmen beantragen den Bau von Windparks für den Eigenbedarf. Sie erreichten mit rund 4200 Megawatt Leistung einen Rekord, der sich 2025 auch in den Zahlen neuer Anlagen niederschlagen dürfte.
Dafür steht die Bundesregierung aber auch schon wieder vor neuen Problemen: Die Netzanschlüsse für Offshore-Windparks verzögern sich um bis zu zwei Jahre. Das dürfte den Ausbauplan weiter nach hinten ziehen.
Erste geplante Windräder chinesischer Hersteller vor Borkum lösen Sicherheitsbedenken aus. Und der niedrige Börsenstrompreis (hauptsächlich durch viele günstige Erneuerbare verursacht) kostet den Bundeshaushalt über die Förderungen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz Zigmilliarden Euro.
Einen positiven Punkt gibt es aber: Bislang haben sich die Offshore-Windaktivitäten maßgeblich auf die Nordsee konzentriert. Dabei schlummert auch in der beschaulichen Ostsee erhebliches Potenzial. Möglichkeiten gibt es also genug. Müssen nur noch die Netzanschlüsse zeitig her.
Dieser Text ist zuerst im Handelsblatt-Newsletter „Energie Briefing“ am 19. Juli 2024 erschienen.
Erstpublikation: 21.07.2024, 13:12 Uhr.