Gastkommentar: Aufsichtsräte denken zu wenig nachhaltig

Ingo Speich ist Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment.
Das Treffen der G20-Staaten und der unmittelbar darauf folgende Weltklimagipfel in Glasgow verliefen eher enttäuschend. Verbindliche und ambitionierte Ziele zur Verringerung des CO2-Ausstoßes der großen Wirtschaftsnationen sind weiter Fehlanzeige. Dennoch: Der Druck auf die deutschen Konzerne, nachhaltig zu produzieren, wird nicht sinken. Jedes Klimaereignis, das ist die Lehre aus der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, dürfte ihn weiter steigern.
Der Druck kommt von allen Seiten – nicht zuletzt von der Straße und den Nichtregierungsorganisationen. Die NGOs setzen zunehmend darauf, dass Unternehmen schneller auf die Herausforderungen reagieren als die Politik. Wer „Fridays for Future“ für eine vorübergehende Jugendlaune gehalten haben mochte, sieht sich getäuscht. Aber auch die Politik, ob in Berlin oder Brüssel, wird sich nicht aus der Verantwortung stehlen können.
Der selbst auferlegte Anspruch, eine „Klimaregierung“ zu sein, setzt die künftige Ampelregierung von Tag eins an unter Zugzwang. Allerdings wird die Kombination aus Marktliberalismus der FDP und ordnungspolitischen Zielen der Grünen gerade angesichts begrenzter Staatsbudgets dazu führen, dass die Umsetzungsverantwortung den Unternehmen zufällt. Druck kommt aber auch vom Kapitalmarkt. Nachhaltigkeitsrisiken, steigende CO2-Kosten und fehlende Veränderungsgeschwindigkeit werden negative Folgen für die Bewertung und Entwicklung der Aktienkurse von Unternehmen haben, die zu wenig nachhaltig wirtschaften.





