Gastkommentar: Corona-Hilfen: Viel hilft nicht immer viel
Jörg Rocholl ist Präsident der European School of Management and Technology Berlin. Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium. Seine Forschungsschwerpunkte sind Corporate Finance, Corporate Governance, Zentralbanken und Finanzregulierung.
Foto: Marc-Steffen UngerZu wenig oder zu viel? Europa hat mit Mühe eine Antwort auf die Frage gefunden und im vergangenen Jahr das Corona-Rettungspaket in Höhe von 750 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Die „sparsamen Vier“ – Dänemark, die Niederlande, Österreich und Schweden – hielten das Programm für überdimensioniert, anderen Staaten hingegen war es nicht groß genug. Kaum ist die Diskussion abgeklungen, beginnt sie mit Blick über den Atlantik umso intensiver wieder von vorne.
Denn das Volumen des europäischen Rettungspakets mutet gegen die Maßnahme des neuen US-Präsidenten Joe Biden – 1,9 Billionen Dollar zur Stützung der Konjunktur – fast bescheiden an. Schon werden Stimmen laut, das europäische Paket reiche nicht aus und solle erhöht werden. Europa müsse mehr tun, rät etwa Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz.
Viel hilft viel, diesen Eindruck könnte man angesichts der Diskussion gewinnen. Aber so einfach ist es nicht. Der frühere amerikanische Finanzminister Larry Summers und der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds Olivier Blanchard etwa traten in den vergangenen Jahren stets als Verfechter größerer staatlicher Programme und einer höheren Staatsverschuldung auf.