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GastkommentarDie Neuordnung der Welt mitgestalten

Europa sollte beim Umbau seiner Handelsbeziehungen die Welt nicht in Freund und Feind einteilen, rät Veronika Grimm. 21.07.2022 - 04:00 Uhr Artikel anhören

Die Autorin ist Professorin für Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Foto: Statistisches Bundesamt/Bildkraft

Die aktuelle Bedrohung durch einen russischen Gas-Lieferstopp dominiert die politische Debatte. Horrorszenarien werden an die Wand gemalt, sogar Massenarbeitslosigkeit und Gelbwestenproteste herbeigeredet. Die Bedrohungs-Szenarien überdecken – gewollt oder ungewollt – einige der Herausforderungen, die ohnehin auf uns zukommen. Wir stehen am Beginn eines Jahrzehnts, in dem wir bei hohen Energiepreisen, einem Krieg in Europa, Rohstoffengpässen, Fachkräftemangel und Inflation den wohl radikalsten Umbau der Wirtschaft gestalten müssen, den die Menschheit seit der Industrialisierung erlebt hat.

Trotz dieser unmittelbaren Herausforderungen kommt es jetzt darauf an, mit Weitblick neue Weichenstellungen vorzunehmen. Dabei müssen wir insbesondere unsere Partnerschaften und Handelsbeziehungen überdenken. Denn der Angriff Russlands auf die Ukraine beschleunigt die Erosion der regelorientierten Weltordnung und damit die Basis der Globalisierung. An deren Stelle tritt zunehmend eine machtbasierte Weltordnung, in der das Recht des Stärkeren gilt.

Wir müssen also gewappnet sein, unsere Freiheit zu verteidigen. Verteidigungsfähigkeit bekommt eine neue Priorität – bei den Staatsausgaben, aber auch in den Köpfen der Menschen. Für die Verteidigungsfähigkeit spielen neben der Armee auch ökonomische Stärke sowie die Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Klar ist, dass wir unsere Beziehungen zu Russland radikal neu ordnen müssen. Aber auch China ändert seine Strategie gegenüber dem Westen, teils unter dem Deckmantel der Coronapandemie.

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