Gastkommentar: Ein Bekämpfen führt zu keinen Ergebnissen

Deutschland geht die Luft aus. Wir müssen unsere Wirtschaft wieder ans Laufen bekommen. Das Gute ist: Dieses Ziel eint uns. Wir brauchen erfolgreiche Unternehmen, um Beschäftigung zu sichern. Wir brauchen einen wettbewerbsfähigen Standort Deutschland, um in der neuen Geopolitik mithalten zu können. Wir brauchen eine starke Wirtschaft, um den Sozialstaat zu bewahren.
Ich traue unserem Land zu, sich zu modernisieren und wieder eine Erfolgsgeschichte zu werden. Deutschland kann mehr. Wir werden das aber nur zusammen schaffen – Arbeitgeber, Beschäftigte, Sozialpartner und Politik. Ein Gegeneinander blockiert uns alle. Ein Bekämpfen führt zu keinen Ergebnissen. Misstrauen fördert kein Engagement.
Die deutsche Volkswirtschaft wächst seit Jahren nicht mehr. Wir haben uns mit starren Strukturen zugemauert, sind viel zu kompliziert geworden und nehmen den Betrieben immer mehr unternehmerischen Spielraum.
Der härter werdende internationale Wettbewerb gleicht einem steilen Berganstieg. Die Politik hat den Unternehmen in den letzten Jahren zusätzlich zu diesem Anstieg immer wieder kleinere und größere Steine in den Rucksack gelegt. Jetzt geht uns die Luft aus.
Es wächst faktisch nur noch einer: der Staat. Mehr Ausgaben, mehr Personal, mehr Schulden, mehr Bürokratie. Dass dieses Land wirtschaftlich noch funktioniert, liegt an den Unternehmerinnen und Unternehmern und ihren Beschäftigten. Und sie leisten das nicht wegen, sondern trotz der politischen Rahmenbedingungen.
Die Politik orientiert sich an einzelnen schwarzen Schafen
Unternehmerinnen und Unternehmer nehmen Risiken auf sich und übernehmen Verantwortung für den Betrieb und die Belegschaft. Sie müssen täglich harte Entscheidungen treffen. Sie reagieren direkt auf Digitalisierung, Klimavorgaben, Energiepreise, Fachkräftemangel, geopolitische Spannungen.
» Lesen Sie auch: Das Bild von Bärbel Bas vom Unternehmertum ist erschreckend
Jede Fehlentscheidung trägt unmittelbare Konsequenzen. Viele haften mit ihrem eigenen Vermögen. Dafür verdienen sie Anerkennung und Dank. Nicht Misstrauen.
Um wieder auf Wachstumskurs zu kommen, braucht Deutschland mehr von dieser Leistungs- und Risikobereitschaft, mehr von diesem Mut und dieser Verantwortung. Die Politik müsste all ihre Kraft darauf verwenden, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass mehr unternehmerische Tätigkeit entsteht. Sie müsste Unternehmergeist und unternehmerische Leistungen positiv herausstellen, fördern, anerkennen und wertschätzen.
Der überwiegende Teil der Unternehmerinnen und Unternehmer handelt nach dem Grundsatz des ehrbaren Kaufmanns. Die Politik orientiert sich jedoch an einzelnen schwarzen Schafen, schert alle Unternehmer über einen Kamm und reguliert, von Misstrauen getrieben, bis ins kleinste Detail.
Es wird nicht darüber gesprochen, was Unternehmerinnen und Unternehmer für unser Land leisten. Nein, es wird darüber gesprochen, dass sie angeblich nur Gewinne im Sinn hätten und nicht an ihre Beschäftigten denken würden.
Misstrauen schafft keine Zukunft
Unternehmer hören politische Debatten über Vermögensteuern, über höhere Erbschaftsteuern, über neue Verpflichtungen und künftige Belastungen. Sie sehen eine Finanz- und Rentenpolitik, deren Ausweg mittelfristig nur eine noch höhere Steuerbelastung ist.
Frei nach Winston Churchill: „Manche halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse; andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne; nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht.“
Wer solche Debatten führt, darf sich nicht wundern, wenn Investitionen ausbleiben, kluge Köpfe unser Land verlassen und Investitionen deutscher Unternehmen ins Ausland fließen. Erfolgreiche Volkswirtschaften machen genau das Gegenteil: Sie unterstützen jene, die investieren, ausbilden, innovieren, ins eigene Risiko gehen und Verantwortung übernehmen.
Wachstum braucht ein Umfeld, in dem sich unternehmerische Initiative lohnt. Unternehmerinnen und Unternehmer tragen Verantwortung in Familienbetrieben, im Mittelstand, im Handwerk und in global erfolgreichen Unternehmen.
Sie bilden Fachkräfte aus, engagieren sich in ihrem kommunalen Umfeld und investieren langfristig. Sie schaffen Chancen, nicht nur Jobs. Ohne ihre Leistung gäbe es keinen wirtschaftlichen Kern, der dieses Land stabil hält.
Um aus der strukturellen Krise herauszukommen, braucht Deutschland ein anderes Mindset: eines, das unternehmerische Leistung anerkennt und Erfolg nicht misstrauisch beäugt. Ein Land, das versteht, dass Beschäftigung und Wohlstand nur entstehen, wenn unternehmerisches Handeln möglich ist.


Nur wenn Unternehmen erfolgreich sind, geht es auch den Beschäftigten gut. Misstrauen schafft keine Zukunft. Unternehmer und ihre Belegschaften ermöglichen den Wohlstand dieses Landes. Wer sie bekämpft, gefährdet Arbeitsplätze, Wohlstand und soziale Sicherheit. Wer ihre Rolle schwächt, schwächt Deutschland.
Der Autor: Rainer Dulger ist Arbeitgeberpräsident.
Mehr: Bas attackiert Unternehmen und Arbeitgeber – und stößt damit auf Widerstand





