Gastkommentar: Simone Tagliapietra: Als Vorreiter beim Klimaschutz muss Europa ein neues Wirtschaftsmodell entwickeln
Simone Tagliapietra ist Energieexperte, Wissenschaftler am Thinktank Bruegel und Professor an der Johns Hopkins University SAIS Europe in Bologna.
Foto: Ispi, MontageIn ihrer ersten Rede zur Lage der Nation kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Steigerung der klimapolitischen Ambitionen Europas an. Sie präsentierte einen Plan zur Verschärfung des Klimaziels der EU: eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 – statt der ursprünglich vorgesehenen 40 Prozent.
Vom Standpunkt des Klimaschutzes aus betrachtet ist dies natürlich eine gute Nachricht. Klimaforscher haben schon lange deutlich gemacht, dass das Erreichen von Klimaneutralität bis 2050 der einzig sinnvolle Weg ist, um den globalen Temperaturanstieg unter 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten und so den Planeten vor den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Die Anhebung des Klimaziels ist hierfür ein notwendiger Schritt.
Das neue Ziel sendet zudem ein klares Signal an die Märkte: Der klimapolitische Kurs der EU ist unumkehrbar. Dies hat den wichtigen Vorteil, Erwartungen von Marktteilnehmern zu festigen und zukünftige Investitions- und Konsumentscheidungen zu beeinflussen.