Gastkommentar: Wenn die große CO2-Blase platzt, verschwinden Billionen-Dollar-Vermögen

Sonja Stuchtey ist Direktorin bei der Unternehmensberatung Alix Partners, Martin R. Stuchtey ist Professor für Ressourcenstrategie an der Universität Innsbruck.
Das Okavango-Delta in Botswana ist ein Paradies. Hier leben die größten verbliebenen Elefantenherden der Welt. Aber dieses Paradies ist gefährdet. Die kanadische Ölfirma Recon Africa hat von den Regierungen Namibias und Botswanas Lizenzen für die Förderung von Öl in diesem Gebiet erhalten, obwohl es sowohl biologisch als auch geologisch sehr empfindlich ist.
Die Tourismusindustrie, Ureinwohner und Umweltschützer schlagen Alarm. Ökonomen haben ernste Bedenken, ob ein Land wie Namibia – bisher ohne Pipelines, Raffinerien oder Verladehäfen – dieses Öl jemals sinnvoll nutzen kann.
Selbst bei großen institutionellen Investoren stehen Projekte wie dieses inzwischen auf tönernen Füßen. Denn in einer Welt, die sich zwangsläufig auf das postfossile Zeitalter ausrichten muss, fällt das Recon-Africa-Projekt unter die Rubrik der „Stranded Assets“.
Dieser Begriff beschreibt im Kern einen Kapitalversenkungsmechanismus. In der alten Welt – vor dem 2015 abgeschlossenen Pariser Klimaabkommen – wurden Investitionen in fossile Ressourcen lange als besonders attraktiv angesehen. Wie sich unter anderem am Absacken der Aktienkurse der großen Ölkonzerne schlüssig ablesen lässt, haben solche Aktiva in der Bilanz an Glanz und vor allem auch an Wert verloren. Schätzungen der Citibank zufolge entstand in diesem Zusammenhang real bereits 2015 an den Börsen eine Bewertungsblase von 100 Billionen – nicht bloß Milliarden – Dollar, eine riesige „Carbon Bubble“.





