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GeldentwertungInflation schadet den Alten von morgen

Die Kosten der Krise wird die heutige Generation 45+ bis ins Alter tragen, das ist klar. Nun ist die Frage: Mit welchem Maß an Inflation? Der Weg der Geldentwertung richtet in jedem Fall den größten Schaden an.Ursula Weidenfeld 30.06.2012 - 13:41 Uhr Artikel anhören

Dr. Ursula Weidenfeld ist freie Publizistin.

Foto: Martin Langhorst

Ganz Europa stöhnt über Deutschlands Inflationstrauma. Wie schön könnte alles sein, wenn es nur die Deutschen nicht gäbe. Ein bisschen mehr Inflation, die Staatsschulden würden entwertet, der Geldfluss käme wieder in Gang, die Leute würden ihr Geld ausgeben - so, wie sie es in der Türkei tun, dem neuen Wirtschaftswunderland.

Die Deutschen aber lieben es, das große Trauma des 20. Jahrhunderts zu pflegen und damit die europäischen Nachbarn in Mithaftung zu nehmen. Zieht die Inflation an, bekommen sie Panikattacken. Diese Art der Angst aber beeindruckt die Krisenländer Europas und die großen Handelspartner immer weniger. Dabei gibt es gute Gründe für Deutschland, sich mehr als andere vor der Inflation zu fürchten. Der gewichtigste ist die Demografie. Ein Land, dessen Bevölkerungsmehrheit sich dem Rentenalter nähert, kann verlorenen Wohlstand nicht mehr zügig durch Wirtschaftswachstum und durch solidarische Leistungen der Jüngeren kompensieren.

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Der neue Begründungszusammenhang für die deutsche Angst ist einfach. Die Bevölkerung schrumpft, die Babyboomer-Generation darf kaum auf die Opferbereitschaft ihrer wenigen Kinder rechnen, wenn es im Alter zum Leben auf gewohntem Niveau nicht mehr reicht. Sie wird auf ihre Ersparnisse angewiesen sein. Und da die Deutschen nun mal kein Volk von Aktionären und Hauseigentümern wurden, sondern eines der Sparer und Mieter blieben, wird sie die Inflation doppelt treffen. Die Babyboomer werden in den verbleibenden Jahren bis zur Rente nicht mehr in der Lage sein, einen wirtschaftlichen Neuanfang zu machen. Sie haben ihr Geldvermögen für die Altersvorsorge im Wesentlichen schon heute gebildet und sehen nun, jenseits der 50, mit Unruhe einer Zeit entgegen, in der sie der Inflation ausgeliefert wären, ohne selbst noch viel tun zu können, um den vernichteten Wohlstand durch neuen zu ersetzen.

Die Generation 45+ wird für die europäische Schuldenkrise bezahlen müssen, so oder so. Sie wird diese Einbußen nur durch längere Lebensarbeitszeiten kompensieren können, so oder so. Doch sie hat das Recht, darauf zu bestehen, dass diesmal nicht der politisch simpelste Weg dafür eingeschlagen wird. Das wäre die Inflation. Sparer, Immobilieneigentümer, Aktionäre, Gehaltsempfänger, Rentner, Gläubiger und Schuldner müssen die Lasten fair teilen. Dies zu organisieren, für diesen schwierigen Pfad Mehrheiten zu gewinnen ist eine politische Aufgabe. Es darf kein ungesteuerter Prozess werden.

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