Kommentar – Der Chefökonom: Es ist Zeit den Sachverständigenrat zu reformieren
Das öffentliche Gerangel der Regierungsparteien um eine Verlängerung der Amtszeit vom Vorsitzenden Lars Feld schadet der Reputation des Rats.
Foto: dpaDer „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ gilt als wichtigstes Beratungsgremium der Bundesregierung in ökonomischen Fragen, und es gereicht jedem Ökonomen zur Ehre, in dieses Gremium berufen zu werden. Deshalb ist es mehr als nur eine Randnotiz, wenn die Regierung Lars Feld, den amtierenden Vorsitzenden dieses Gremiums, nach dem Ende seiner bisher zehnjährigen Amtsdauer ersetzen würde.
Beschwerden über ihn aus dem federführenden Wirtschaftsministerium sind nicht bekannt. Jedoch stören sich weite Teile der SPD an seiner ordoliberalen Grundüberzeugung.
Und so könnte ein sehr guter Ökonom einer Unsitte geopfert werden, die sich in der Großen Koalition verfestigt hat: Personalentscheidungen werden nicht nur in erster Linie nach Qualifikation der Kandidaten getroffen, sondern im Paket gelöst: Bekommt die eine Seite ihren Bundesrichter oder KfW-Vorstand, dann bekommt die andere den Chef der Finanzaufsicht oder eben ein ihr genehmes Mitglied des Sachverständigenrats.
Schöpfer dieses Gremiums war Ludwig Erhard. Als zu Beginn der 1960er-Jahre Vollbeschäftigung erreicht war und die Gewerkschaften begannen, aggressivere Lohnforderungen zu stellen, reagierte der damalige Wirtschaftsminister mit Maßhalteappellen. Er propagierte die – naiv anmutende – Idee einer harmonischen und klassenlosen „formierten Gesellschaft“, deren Ziele nicht materieller, sondern geistiger und kultureller Art sein sollten.