Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Prüfers Kolumne Abwesenheitsnotiz: „Bin im Streik“

Metallarbeiter haben neulich die Arbeit niedergelegt. Haben Sie es bemerkt? Tatsächlich funktionieren Streiks nur, wenn sie auffallen – und wehtun.
17.04.2021 - 10:54 Uhr Kommentieren
Handelsblatt: Prüfers Kolumne
Der Autor

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Ich habe noch nie gestreikt. Der Journalismus ist ja eher ein Fach für Geltungssüchtige, die meisten erachteten es eher als Strafe, wenn man sie für ein paar Tage nicht sehen, hören oder lesen würde. Früher gab es tatsächlich etliche Arbeitsausstände in der Medienbranche. Am gefürchtetsten waren Druckerstreiks.

Die Beschäftigten in den Druckereien von Zeitungen waren vergleichsweise mächtig. Wenn die Druckmaschinen nicht ansprangen, dann gab es morgens keine Zeitung im Briefkasten. Es gab ja noch kein Internet. Bei Druckerstreiks wurden „Notzeitungen“ ausgeliefert, die aus wenigen Blättern bestanden. Normalerweise waren die Arbeitgeber schon nach wenigen dieser Ausgaben weichgekocht.

Heute wird immer noch gern gestreikt, umso effektiver, je mehr Menschen etwas davon mitbekommen. In der jüngeren Vergangenheit waren das etwa die Streiks von Fluglotsen und Piloten. Nun waren Fluglotsen und Piloten nicht unbedingt die Angestellten, denen es in Deutschland (als noch Flieger flogen) am schlechtesten ging. Aber sie konnten sich sehr, sehr gut bemerkbar machen.

Heute wäre es wohl eher effektiv, streikten die Paketboten oder die Angestellten der Lieferdienste. Neulich hat die IG Metall die Arbeit niedergelegt. Das Neue an diesem Streik war, dass man ihn auch im Homeoffice machen konnte. Schrieb man einem Metaller eine E-Mail, bekam man die automatische Antwort, der Kumpel sei im Streik. Das kommt mir wie eine sehr effiziente Form der Arbeitsniederlegung vor, weil man sie auch bequem vom Sofa aus machen kann und keine Pappschilder vor Fabriktoren hochhalten muss.

Das allerdings ist auch ein Problem. Denn wenn der Metaller streikt, indem er seine E-Mails nicht bearbeitet, dann macht das vielleicht einen nicht so starken Eindruck, als wenn man wütend mit Signalgashorn, Warnweste, Transparent und einer Trillerpfeife für höhere Löhne demonstriert. Es fehlen dann irgendwie das klassenkämpferische Element und die öffentliche Störwirkung.

Auf die Interessen der Fluglotsen wurde man ja auch erst aufmerksam, nachdem man immer öfter mal auf Flughäfen übernachten musste. Nun könnten Metaller im Homeoffice beispielsweise ständig Spam-E-Mails an alle verschicken: Hallo, ich streike übrigens!

Vielleicht mit einer Audiodatei im Anhang, die einen lauten Tröööt- oder Trillersound abspielt. Natürlich nur nicht an andere Metaller, die haben ja den E-Mail-Abwesenheitsassistenten eingeschaltet. Es scheint nicht sehr einfach zu sein.
Von streikenden Druckern bei Tageszeitungen habe ich übrigens schon länger nichts mehr gelesen. Wenn man „Drucker, streikt!“ bei Google eingibt, kommt folgender Rat: „Drucker druckt nicht: die häufigsten Fehler und Lösungen“.

Mehr: Das Bargeld als Matratze

Startseite
Mehr zu: Prüfers Kolumne - Abwesenheitsnotiz: „Bin im Streik“
0 Kommentare zu "Prüfers Kolumne: Abwesenheitsnotiz: „Bin im Streik“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%