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USADeutsche Unternehmen könnten von neuen US-Zöllen profitieren

Donald Trump will mit höheren Abgaben auf Importe ein Problem lösen, das es gar nicht gibt. Das könnte für die USA teuer werden, warnt Roland Rohde. Ein Gastkommentar. 21.11.2024 - 08:55 Uhr Artikel anhören
Der Autor: Roland Rohde ist Korrespondent der deutschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest in Washington, D.C. Foto: AFP/Getty Images, GTAI Rheinfoto

Nach seinem Wahlsieg, der zugleich der republikanischen Partei eine Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus einbrachte, steht Donald Trump nur noch wenig im Weg, um seine angekündigten wirtschafts- und handelspolitischen Maßnahmen umzusetzen. Ausländische und deutsche Unternehmen sorgen sich vor allem wegen der geplanten Zollerhöhungen. Trump hatte im Wahlkampf immer wieder betont, er wolle einen allgemeinen Zollsatz von zehn bis 20 Prozent auf alle Importwaren erheben. Für Produkte chinesischen Ursprungs peilt er einen Satz von 60 Prozent an.

Die Frage, wer letzten Endes die Zeche für Einfuhrzölle zahlt, wird in der Theorie des internationalen Handels seit Langem diskutiert. Technisch gesehen entrichtet zuallererst der Importeur die Abgabe. Ob er diese dem Lieferanten in Rechnung stellt, hängt von den Zielen und der Wirtschaftsstruktur des Landes ab, das die Zölle erhebt. Trump will vor allem die Abwanderung von Arbeitskräften aus dem verarbeitenden Gewerbe rückgängig machen und dadurch Jobs schaffen.

Die USA haben schon Vollbeschäftigung

Doch in den USA herrscht bereits Vollbeschäftigung und viele Firmen klagen über einen Mangel an Fachkräften, insbesondere in technischen Berufen. Die Arbeitnehmer zieht es in den Dienstleistungssektor. Bürojobs in der IT- und Finanzbranche oder in Anwaltskanzleien bieten höhere Gehälter, ein besseres Image und die Möglichkeit zum Homeoffice.

Der US-Industriesektor ist mit rund acht Prozent aller Beschäftigten relativ klein. Infolgedessen muss das Land vieles importieren, was es selbst gar nicht herstellen kann. In vielen Sparten des Maschinenbaus etwa klaffen große Lücken. Da helfen auch hohe protektionistische Schranken wenig. So stiegen die deutschen Lieferungen von Maschinen und Anlagen in die USA 2023 um 19 Prozent auf einen Rekordwert von 37 Milliarden US-Dollar, so die U.S. International Trade Commission.

Bereits Joe Bidens auf dem Papier sehr restriktive „Build America, Buy America“-Politik mit teils hohen lokalen Wertschöpfungsquoten hat sich als stumpfe Waffe erwiesen. Anfängliche Befürchtungen in Deutschland, Konjunkturprogramme wie der Inflation Reduction Act (IRA) würden zu einer Abwanderung von Produktion führen, haben sich nicht bewahrheitet.

Konjunktur

Exportrisiko USA – Das droht deutschen Unternehmen unter Trump

Auch diesmal könnte sich das gleiche Muster ergeben. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) konstatierte einen Tag nach der Wahl zwar, dass eine Belastung des internationalen Handels droht. Gleichzeitig stellte Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann aber klar: „Der Gesamtblick des VDMA auf den amerikanischen Markt bleibt positiv.“

Deutsche Firmen konkurrieren in den USA oft mit Rivalen aus China

Womöglich könnten deutsche Unternehmen sogar von Trumps Plänen zur Erhebung eines 60-prozentigen Zollsatzes auf chinesische Waren profitieren. Denn ihre Hauptwettbewerber auf dem US-Markt sind oftmals chinesische Firmen.

Die Chancen von BYD & Co., auf dem amerikanischen Markt mit ihren Elektroautos Fuß zu fassen, tendieren nach dem Wahlsieg Trumps gegen null. Deren Pläne, über eine Fabrikation in Mexiko einen Zugang zu bekommen, dürften nicht aufgehen. Trump plant bereits eine Nachverhandlung des nordamerikanischen Handelsabkommens USMCA. Dieses muss ohnehin zum 1. Juli 2026 verlängert werden.

In vielen Fällen müssten die US-Importeure daher die Zölle weitergeben an ihre Endkunden – amerikanische Unternehmen oder Konsumenten. Dadurch wirken sie letzten Endes wie eine, wenn auch unmerkliche, Steuer. Das dürfte sich immerhin positiv bei den Staatseinnahmen bemerkbar machen.

Handel

Diese Grafiken zeigen, welche deutschen Branchen von Trumps Zöllen profitieren könnten

Doch Zölle haben einen unschönen Nebeneffekt: Sie rufen Gegenmaßnahmen der Handelspartner hervor. Unter anderem droht ein sich zuspitzender Handelskonflikt mit der EU und China. Zudem treiben Zölle die Inflation in die Höhe. Dieser Effekt dürfte in den USA durch eine Verschärfung der Einwanderungspolitik noch verstärkt werden: Der Fachkräftemangel würde weiter zunehmen und die Löhne steigen.

Inflation könnte auf bis zu neun Prozent steigen

Das Peterson Institute for International Economics hat errechnet, dass ein US-Zollsatz von zehn Prozent auf alle Waren und von 60 Prozent auf solche chinesischen Ursprungs sowie die Ausweisung von 1,3 Millionen illegalen Einwanderern pro Jahr die US-Inflation 2026 auf sechs Prozent treiben würde. Dabei sind in diesem Basisszenario noch nicht einmal Gegenmaßnahmen der Handelspartner enthalten. Im Extremfall wären auch neun Prozent möglich.

Derart hohe Preissteigerungsraten würden eine Kaskade negativer Effekte nach sich ziehen. Die Notenbank müsste die Leitzinsen stark anheben, was die Konjunktur und den privaten Wohnungsbau abwürgen würde. Der ökonomische Wohlfahrtsverlust wäre in den USA vermutlich wesentlich höher als in Deutschland.

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Der Autor: Roland Rohde ist Korrespondent der deutschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest in Washington, D.C.

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