Homo oeconomicus: Die Blockaden der KI-Revolution und wie wir sie lösen

Wer in der aktuellen Gemengelage nach guten Nachrichten für die deutsche Wirtschaft sucht, der findet sie aus Sicht vieler Experten in der Künstlichen Intelligenz (KI). So unterschiedlich die Rechenwege von Unternehmensberatungen, Wirtschaftsinstituten oder Branchenverbänden zu den Auswirkungen von KI auch sind: Sie führen zu Kosteneinsparungen, Umsatzsteigerungen und zusätzlichem Wirtschaftswachstum.
Jüngstes Beispiel ist das Zukunftskonzept von BCG, McKinsey und Roland Berger. In ihrer gemeinsamen Agenda 2035 halten die drei Beratungsunternehmen ein jährliches Produktivitätswachstum von 0,6 Prozent hierzulande allein durch die sogenannte „generative KI“ für möglich. Gemeint ist KI, die eigenständig Inhalte generieren kann. Sie erklären Digitalisierung und KI zu einem unserer vier Zukunftsmärkte. Also eine rosige Zukunft, oder wo ist der Haken?
Wie bei Technologiesprüngen üblich, gibt es auch Stimmen, die vor überzogenen volkswirtschaftlichen Erwartungen warnen. Gerade inmitten der Rezession möchte man aber meinen: Auf den Versuch kommt es an.
Und genau hier liegt das eigentliche Problem. Die deutsche KI-Revolution kommt noch nicht richtig in Schwung – die Euphorie aus den Studien trifft auf Unsicherheiten in der Umsetzung, zum Teil sogar auf grundsätzliche Berührungsängste. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Civey-Befragung von 2.000 Managerinnen und Managern.
Danach wird KI mittlerweile in vier von zehn Unternehmen eingesetzt. Die Resonanz bei diesen Unternehmen ist positiv. Doch in ebenso vielen Organisationen behindern laut Einschätzungen von Entscheidern Datenschutzbedenken die Nutzung von KI. Ein Drittel der Befragten beklagt fehlendes internes Know-how und technologische Unsicherheiten.

Auch die Kosten erweisen sich als Bremse für den Fortschritt: Für jedes sechste Unternehmen stellen sie eine Hürde dar. Alles in allem hält kaum mehr als ein Drittel der Entscheider KI für einen wesentlichen Wachstumstreiber in den kommenden fünf Jahren. Goldgräberstimmung sieht anders aus.
Großes Potenzial, aber auch große Hürden
Als Tech-Unternehmerin sage ich: Das Potenzial von KI ist groß. Als Meinungsforscherin sehe ich: Die Hürden sind hoch.
Wenn sich die theoretischen Wachstumschancen materialisieren sollen, müssen wir der Transformation also pragmatisch unter die Arme greifen. Praxisnahe Unterstützung, etwa durch geförderte Pilotprojekte oder Kompetenzzentren besonders für den Mittelstand, muss einhergehen mit klaren rechtlichen Rahmenbedingungen beim Datenschutz.

Neben einer gezielten Anreiz- und Förderpolitik kommt es aber auch auf die Vorreiter-Unternehmen an: Ihre Technologie-Begeisterung kann ansteckend wirken. Wertvolles Wissen und Kosten lassen sich teilen. Noch sind KI-Kooperationen, ob mit der Wissenschaft oder zwischen Unternehmen, in Deutschland eine Seltenheit. Aber was haben wir zu verlieren?
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