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Asia TechonomicsJapan stampft mit Milliarden-Investitionen einen neuen Chipriesen aus dem Boden

Mit der neuen Chipfirma Rapidus will Japan seinen Halbleiter-Rückschritt aufholen. Die drittgrößte Volkswirtschaft verfolgt eine ganz andere Chipstrategie als Europa.Nicole Bastian 26.01.2023 - 11:34 Uhr Artikel anhören

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Mehrere Länder treiben derzeit die staatliche Förderung von Chipfertigung im eigenen Land voran, nachdem die Lieferengpässe der vergangenen Jahre die Verwundbarkeit auf diesem Feld gezeigt haben. Die USA tun es, die EU tut es, China schon lange – und Japan, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, sieht seine Chance, wieder an alte Größe in der Halbleiterwelt anzuknüpfen.

In den Achtzigerjahren beherrschten die japanischen Chipfirmen noch den Weltmarkt. Dann aber gaben sie die Position an Taiwan und Südkorea ab. In Japan haben viele diese Zeiten nicht vergessen. Nun soll eine neue Firma mit dem Namen Rapidus Japan in Sachen Halbleiterproduktion nach vorn katapultieren. Die japanische Regierung stützt das Projekt als Maßnahme „wirtschaftlicher Sicherheit“, eines der Schlüsselworte in Tokios Regierungsviertel Kasumigaseki.

Das Wirtschaftsministerium hat bereits eine halbe Milliarde Euro (70 Milliarden Yen) an Subventionen zugesagt. Und alle erwarten, dass da bald schon mehr kommt.

Die Chipfirma könnte von 2027 an in der Lage sein, Zwei-Nanometer-Halbleiter in Massenfertigung zu produzieren, und damit nur zwei Jahre nachdem der Weltmarktführer TSMC diese neue Chipgeneration startet ein sehr ambitionierter Plan. Für die Aufholjagd im Eiltempo plant Rapidus umgerechnet 36 Milliarden Dollar an Investitionen über die kommenden zehn Jahre. Kann das funktionieren?

Toyota, Sony, Softbank: Rapidus hat prominente Anteilseigner

Immerhin stehen acht renommierte Firmen hinter Rapidus, ein kleines Who’s who der japanischen Wirtschaft: Autobauer Toyota und Autozulieferer Denso gehören ebenso zu den Anteilseignern wie die Elektronikfirmen Sony und NEC, die IT- und Telekomkonzerne Softbank und NTT, die Speicherchipfirma Kioxia (ehemals Toshiba Memory) sowie das Bankhaus MUFG.

China ist bisher trotz Milliardeninvestitionen immer hinter seinen selbst gesteckten Halbleiter-Aufholzielen zurückgeblieben. Japan aber hofft bei der industriepolitischen Wette, dass die geopolitische Lage helfen wird. Die USA wollen China von den neuesten Halbleiterentwicklungen abkoppeln und setzen eng auf Japan als Partner. Unter anderem zeigt sich Japan deshalb Berichten zufolge mittlerweile bereit, die strengen Exportbeschränkungen der USA für Chips und Chipproduktionsanlagen nach China mitzutragen.

Das japanische Wirtschaftsministerium hat bereits eine halbe Milliarde Euro (70 Milliarden Yen) an Subventionen zugesagt.

Foto: AP

Den engen Schulterschluss beider Staaten sieht man auch daran, dass der Zwei-Nanometer-Chip in der noch zu bauenden Fabrik von Rapidus in Zusammenarbeit mit IBM in seinem Albany-Nanotech-Komplex in New York entwickelt werden soll. Beide Unternehmen planen laut japanischem Wirtschaftsministerium, gemeinsam einen neuen Markt für die Chips der nächsten Generation zu kreieren, die dann Rapidus herstellen soll. Auch in der Ausbildung wollen beide Firmen kooperieren.

So sind Rapidus und IBM zu Symbolen für eine stärkere industriepolitische Zusammenarbeit zwischen den USA und Japan geworden. Als sich der japanische Industrieminister Yasutoshi Nishimura Anfang des Jahres mit der US-Wirtschaftsministerin Gina Raimondo traf, waren Vertreter beider Firmen dabei. Darüber hinaus wollen die Staaten bei Künstlicher Intelligenz und Biotechnologie künftig stärker kooperieren, kündigte Nishimura an.

Nicht nur mit IBM, auch mit dem Imec-Institut in Belgien will Rapidus wie so viele Unternehmen der Branche zusammenarbeiten. Rapidus sei die letzte Chance für Japans Halbleiterbranche, global wieder mitzuhalten, sagt Firmenchef Atsuyoshi Koike.

TSMC-Fabrik im Land soll helfen

Zudem hoffen die Japaner, dass die Ansiedlung des taiwanesischen Marktführers TSMC im Süden Japans die Halbleiterfähigkeiten des Landes heben wird. Gerade entsteht die 8,6 Milliarden Dollar teure Fabrik von TSMC – mit Subventionen in Milliardenhöhe.

Während sich die Taiwaner noch schwertun bei der Entscheidung, in Europa zu fertigen, ist in Japan schon das zweite Werk im Gespräch. Die Ansiedlung des Weltmarktführers ermutigt die Industriepolitiker in Tokio. Sie verweisen zudem auf das Wissen, das noch in vielen japanischen Unternehmen schlummert.

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Doch dass der industriepolitische Aufbau des neuen Chipunternehmens Rapidus funktionieren wird, ist noch alles andere als sicher. Schon einmal haben japanische Unternehmen versucht, gemeinsam den Chipmarkt zu dominieren: So entstand 1999 der Speicherchipkonzern Elpida, in dem NEC Hitachi Memory und die DRAM-Sparte von Mitsubishi Electric aufgingen. Nach einigen guten Jahren folgte 2012 die Insolvenz, heute gehört das Unternehmen Micron Technology mit Sitz in den USA.

In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Nicole Bastian, Dana Heide, Sabine Gusbeth, Martin Kölling und Mathias Peer im wöchentlichen Wechsel über die spannendsten technologischen und wirtschaftlichen Trends in der dynamischsten Region der Welt.

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