1. Startseite
  2. Meinung
  3. Kolumnen
  4. CCUS: Wie Japan Kohle, Klima und Gewinn vereinen will

Asia TechonomicsKohle und Klimaschutz – darum setzt Japan auf CO2-Speicher

Japan will klimaneutral werden, treibt die Energiewende aber langsamer voran als Deutschland. Das Land setzt stattdessen auf CO2-Speicher und will sie zum Geschäftsmodell machen.Martin Kölling 27.09.2023 - 14:29 Uhr Artikel anhören

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Tokio. Das Geschäft des japanischen Automobilzulieferers NGK Insulators ist es, Autos sauberer zu machen. Doch genau dieses Geschäft schrumpft. Denn der Spezialkeramikkonzern liefert Anlagen zur Reinigung von Autoabgasen. Und mit dem wachsenden Marktanteil der Elektroautos werden diese Katalysatoren immer seltener gebraucht.

Darum suchen die Japaner nach Wegen, mit ihrer alten Technologie einen neuen Markt zu erschließen. Sie wollen die Katalysatortechnik nutzen, um CO2 aus der Luft herauszuziehen und zu speichern. „Direct Air Capture“ heißt der Ansatz. Auf einer Chemiemesse in Japan verkündete der Autozulieferer zuletzt seine neue Strategie – und könnte damit einen Zukunftsmarkt besetzen.

Denn weltweit sucht die Industrie nach Wegen, die CO2-Emissionen aus der Produktion zu senken. Für die japanische Regierung hat die Idee, das CO2 aus der Luft zu gewinnen und für andere Produkte zu nutzen oder zu speichern, eine hohe Priorität. Bis 2050 will das Land klimaneutral wirtschaften – also nur so viele Treibhausgase emittieren, wie der Umwelt durch Pflanzen oder Technologien entzogen werden können.

In sogenannten „Moonshot“-Programmen hat sich Japan ambitionierte Ziele gesetzt, um die Technologie für die Welt von morgen zu entwickeln. Eines davon sind komplett nachhaltige Ressourcenkreisläufe bis zum Jahr 2050, mit denen die Umwelt nicht nur geschützt, sondern auch wiederhergestellt werden kann. Technologie soll dabei helfen, den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre zu senken.

>> Lesen Sie dazu: Sieben Ansätze, mit denen das Ziel der Klimaneutralität besser erreicht werden kann

Doch das sogenannte CCUS (Carbon Capture, Utilization and Storage) ist unter Umweltschützern umstritten. Die Technik packe das Übel nicht an der Wurzel, nämlich der Produktion von Treibhausgasen selbst. Sie sei „teuer, energieintensiv, und es gibt noch zu viele Unbekannte“, kritisiert etwa Greenpeace. Denn der Aufwand, um die Klimagase aus der Luft zu filtern, ist hoch.

Flüssiger Wasserstoff spielt in der Energiestrategie von Japan eine zentrale Rolle.

Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Doch für Japan könnte die Speichertechnologie der einzige Weg zur Klimaneutralität werden. Denn bei der Energieerzeugung setzt das Land auch mittelfristig auf Kohle. Die Energiestrategie Japans sieht vor, dass auch 2050 nur rund 60 Prozent der erzeugten Energie direkt aus erneuerbaren Quellen stammen. Damit geht die Energiewende in Japan deutlich langsamer voran als in Deutschland.

Weitere zehn Prozent der Energie will Japan aus Wasserstoff und dem Wasserstoffträger Ammoniak gewinnen, den Rest aus Kernkraftwerken und bestehenden thermischen Kraftwerken. Wie hoch der Anteil fossiler Brennstoffe letztlich sein wird, hängt davon ab, ob es der Regierung gelingt, die nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima politisch ins Abseits geratene Atomenergie wiederzubeleben. Ohne CO2-Speichertechnologie dürfte es allerdings schwer werden, klimaneutral zu wirtschaften.

Warum CCUS für Japans Klimastrategie zentral ist

Gerade bei der Wasserstoffstrategie des Landes dürfte die CCUS-Technologie darum eine zentrale Rolle spielen. Denn Wasserstoff gilt nur dann als klimaneutral, wenn er aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Bis dieser grüne Wasserstoff in großen Mengen kostengünstig erhältlich ist, will Japan ihn aus Kohle und Gas gewinnen. Das dabei anfallende CO2 soll gespeichert werden.

Verwandte Themen Japan Deutschland Greenpeace Wasserstoff Klimawandel

Die Technologie der CO-Speicher will Japan auch in Entwicklungs- und Schwellenländer exportieren, die aktuell noch neue Kohlekraftwerke bauen und auch in Zukunft auf fossile Energieträger angewiesen sind.

Um die internationale Verbreitung der Technologie voranzutreiben, hat Japan das Asia CCUS Network gegründet, das sich am Mittwoch zum dritten Mal traf. Der Initiative gehören neben Vertretern Japans, Australiens und der USA die Energieministerien von zehn asiatischen Ländern an, zu denen Japan traditionell gute Beziehungen unterhält. Für die japanische Regierung ist CCUS darum nicht nur eine pragmatische und gewinnbringende Verbindung von Industriepolitik und Klimaschutz – sondern perspektivisch auch ein Geschäftsmodell.

Mehr: Speichern wir in Deutschland bald CO2 unter der Erde?

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt