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Cannabis-LegalisierungKiffen ohne Kapitalismus

Die Deutschen dürfen legal Marihuana rauchen. Aber sie dürfen es nicht kaufen. Unser Kolumnist bemängelt ein Aussetzen der Marktwirtschaft – und hat eine Idee.Tillmann Prüfer 19.04.2024 - 04:37 Uhr
Foto: HB

Nun endlich darf man in Deutschland ganz legal einen durchziehen, eine bestimmte Menge Cannabis sein Eigen nennen. Es scheint ein großer Fortschritt zu sein, eine Liberalisierung.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist daran, dass man Cannabis zwar besitzen darf, aber nicht handeln. Da stellt sich die Frage, wie man eigentlich etwas besitzen kann, wenn man es nicht erwerben darf.

Früher war für solcherlei der liebe Gott zuständig. Gott konnte Dinge verleihen, die man nicht erwerben konnte, zum Beispiel Königstitel. Er konnte bestimmen, wer irgendwo König sein sollte und wer nicht. Das war ungemein praktisch für die Könige, die später aber damit zu kämpfen hatten, dass man ihnen die Köpfe abschlug.

Eine der großen Evolutionsstufen der Gesellschaft war die Erfindung des Kapitalismus. Der besagt, dass man alles, was man besitzen durfte, auch kaufen kann. Das nennt man dann den Markt.

Marihuana darf man sich nun auf dem eigenen Balkon anpflanzen oder aber man ist Mitglied eines registrierten Cannabis Social Clubs, was eine neue Art von Verein ist, der sich die Pflanzung und unentgeltliche Abgabe von Cannabis an seine Mitglieder zum Ziel macht. Also eine Mischung aus Landwirtschaftlicher Produktionsgemeinschaft und Schrebergartenverein, nur eben fürs Kiffen.

Man kann sich vorstellen, dass man dort die Sorte von verspannten Menschen trifft, mit denen gemeinsam man bestimmt keinen durchziehen möchte. Man hat also alles dafür getan, dass kein legaler Markt für Cannabis entsteht.

Was gut ist, denn das einzig Schöne an dieser Droge war bislang, dass sie verboten war. Ansonsten ist Kiffen ja leider eher rundherum dumm. Es gibt wenig Unappetitlicheres, als mit anderen zusammen eine angefeuchtete Riesenzigarette zu rauchen.

Warum Kiffen interessant ist

Bekiffte Menschen sind nicht unterhaltsam, sie sind nicht high, sondern rundheraus low und langweilig. Allerdings war Kiffen ein günstiger Weg, wie man sich etwas subversiv und unangepasst fühlen konnte.

Man konnte rein theoretisch mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Wegen des bisschen Blattwerks, das man in der Zigarette hatte. Jetzt kann man wenigstens noch zum Dealer gehen, um was zum Rauchen zu bekommen, und der Dealer muss das weiterhin illegalerweise tun.

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Nicht auszudenken, was los wäre, wenn aus den Dealern eine GbR würde, die jedes Jahr einen ordentlichen Geschäftsabschluss machen müsste und eine Quittung für die Steuererklärung ausgeben würde. Jeder Reiz des Kiffens wäre dahin. Die Menschen müssten fortan härtere Drogen nehmen.

Das hat man nun vom Kapitalismus, was waren das noch für schöne Zeiten, als einzig Gott für die Erleuchtung zuständig war.

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