Homo oeconomicus: Die Abschreibungs-Möglichkeiten müssen so schnell wie möglich kommen

Die deutsche Wirtschaft stagniert: Im ersten Quartal 2025 gab es 0,2 Prozent Wachstum – gerade genug, um den Rückgang im letzten Quartal 2024 auszugleichen. Das ist nicht nur eine konjunkturelle Schwäche: Das Potenzialwachstum in Deutschland – also das reale Wachstum, das das Land langfristig bei normaler Auslastung der Produktionskapazitäten erzielen kann – liegt nur noch bei 0,4 Prozent im Jahr. Das ist ein Prozentpunkt niedriger als im vergangenen Jahrzehnt oder als im Rest der EU.
Die Wachstumsschwäche ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen:
Die Daten zeigen: Deutsche Unternehmen investieren wenig; das Produktivitätswachstum ist rückläufig.
Und Produktivität – also wie viel Output wir aus einer gegebenen Menge an Inputs wie Arbeit und Ressourcen herstellen – ist ganz entscheidend: Wenn die Zahl der Arbeitskräfte nicht wächst und wir aus Nachhaltigkeitsgründen keine zusätzlichen (fossilen) Ressourcen nutzen wollen, muss das Wachstum aus Produktivitätsfortschritten kommen.
Was kann man tun, damit Unternehmen mehr in produktivitätssteigernde Maßnahmen investieren? Der Koalitionsvertrag enthält dazu einen einfachen, aber effektiven Vorschlag: Die Unternehmen sollen steuerlich entlastet werden, indem erst drei Jahre lang die Abschreibungsbedingungen verbessert und anschließend der Körperschaftsteuersatz schrittweise um fünf Prozentpunkte gesenkt wird.
Ein großer Effekt durch niedrigere Steuern
Warum ist das ein guter Vorschlag? Ganz einfach: Investitionen rechnen sich dann früher. Wenn Unternehmen neue Anlagen kaufen oder neue Software einführen, müssen sie diese Ausgaben über mehrere Jahre abschreiben. Je schneller sie das tun dürfen, desto niedriger ist ihre Steuerlast in den ersten Jahren – das verbessert die Liquidität und macht Investitionen attraktiver.
Niedrigere Steuersätze wirken ähnlich: Sie erhöhen den Anteil der Investitionsrendite, der dem Unternehmen verbleibt. Eine aktuelle Studie für Deutschland zeigt, dass ein um einen Prozentpunkt niedrigerer Steuersatz die Investitionen um bis zu drei Prozent steigen lässt. Das ist ein großer Effekt.
Im Koalitionsvertrag ist zudem geplant, die Möglichkeiten für Personengesellschaften zu verbessern, sich wie eine Kapitalgesellschaft besteuern zu lassen, sodass eine breite Gruppe von Unternehmen profitiert.




Wichtig ist, dass die besseren Abschreibungsregeln jetzt zeitnah beschlossen werden. Denn die bloße Ankündigung führt dazu, dass Unternehmen abwarten, bis die Reform Gesetz ist, bevor sie investieren. Dieses Abwarten schadet der Konjunktur. Auch die Körperschaftsteuersenkung sollte gleich mitbeschlossen werden, selbst wenn sie erst ab 2028 greift. So entsteht Planungssicherheit. Das wäre ein starker Start der neuen Regierung: Mehr Investitionen, mehr Wachstum – davon profitieren wir alle.
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