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Homo oeconomicusWir müssen die Weltwirtschaftsordnung ohne die Gründungsnation USA denken

Diese Woche findet die Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank statt. Für Trump sind sie verzichtbar. Doch das ist nur ein Beispiel für die Entkopplung zwischen den USA und dem Weltmarkt.Michael Hüther 22.04.2025 - 16:39 Uhr Artikel anhören
Der Autor: Michael Hüther ist Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Foto: Klawe Rzeczy [M]

Alle Augen sind auf Washington gerichtet. Der selbst ernannte Dealmaker Trump hat seine Taktik der absurden Forderungen, die weder das Völkerrecht achten noch eine ökonomische Logik kennen, mit dem Ziel der maximalen Verwirrung wirksam etabliert. Bei der Wahl der Gegentaktik zeigen sich machtpolitische Unterschiede.

Die Volksrepublik China ist sich ihrer Angebotsmacht bewusst, die sich aus der Güterstruktur ihrer Exporte in die USA ergibt. Da Trump – in Verkennung dieser Realität – auf die Nachfragemacht seines Landes setzt, stehen sich nun beide unversöhnlich gegenüber. Keiner sieht die Not, als Erster einen Schritt zu tun.

Lars Felds Ordnungsruf

Gefahr für die Weltwirtschaft – Die Zollpolitik der USA zerrt an den Nerven internationaler Investoren

Die Europäische Union ist weiterhin transatlantischen Traditionen verpflichtet, agiert eher zurückhaltend und will keinesfalls verschärfend wirken. Wie weit das trägt, ist bisher – auch nach dem Besuch der italienischen Ministerpräsidentin Meloni bei Trump – nicht abschätzbar. So blieb unklar, warum der US-Präsident zwei Tage nach dem Liberation Day die Zölle wieder für 90 Tage ausgesetzt hat.

Die plausibelste Erklärung betont die Reaktion der Finanzmärkte, vor allem der Anleihemärkte wegen deren Bedeutung für die Altersvorsorge und Finanzierung der US-Bürger.

Das nährt die Hoffnung, dass hier die wirksamste Gegenwehr für die Politik von Trump liegt, der erkennbar keine Rücksicht auf Institutionen nimmt.

Enormer Schaden durch die Zerstörungswut von Trump

Die eigentliche Herausforderung liegt aber darin, unabhängig von Trump eine neue und verlässliche Perspektive für die Weltwirtschaftsordnung zu finden. Das verlangt vor allem die Bereitschaft, die bestehenden Institutionen ohne die Gründungsnation USA zu denken.

Niemand kann derzeit einschätzen, ob der Kurs des „Make America great again“ nur die historische Duftmarke einer Präsidentschaft sein oder die Grundrichtung der USA für die nächste Dekade bestimmen wird.

Für Letzteres spricht das derzeit wirksame gesellschaftliche Klima, ebenso die geschichtlich verortete Grunddisposition der Amerikaner zum Isolationismus. Doch schon jetzt muss der Schaden durch die Zerstörungswut von Trump eingehegt werden.

Diese Woche findet die Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank statt. Auf die Äußerungen von US-Regierungsvertretern darf man gespannt sein. Schließlich hat die Heritage Foundation im Drehbuch für Trump („Project 2025“) empfohlen, für beide Einrichtungen keine Beiträge mehr zu leisten und sich daraus zurückzuziehen.

Das würde zusammen mit den Zollandrohungen und den begründeten Sorgen um den Dollar als Reservewährung die Weltwirtschaft von den USA entkoppeln. Verstärkt werden die Sorgen durch den Mar-a-Lago-Accord, einen Wirtschaftsplan mit unter anderem dem Ziel, den Dollar gezielt abzuwerten.

Aus diesem veritablen Risiko folgt der Ratsschluss für Europa, nicht nur Freihandelsabkommen ernsthaft zu forcieren, sondern die Kooperation mit China auf eine neue Grundlage zu stellen.

Verwandte Themen Donald Trump USA China Europa US-Strafzölle

Dafür spricht die Innovationskraft der chinesischen Wirtschaft, ebenso deren Probleme durch Alterung und Fehlallokation von Kapital. Europa ist auf Augenhöhe kooperationsfähig.

» Lesen Sie auch: Der polit-ökonomische Wahnsinn Trumps manifestiert eine neue Weltwirtschaftsordnung

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