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WeltwirtschaftDie Zollpolitik der USA strapaziert die Finanzmärkte

Für Donald Trump sind Zölle das schönste Wort im Wörterbuch. An den internationalen Märkten sorgen die Pläne des US-Präsidenten für höchste Nervosität.Lars P. Feld 21.04.2025 - 17:40 Uhr Artikel anhören
Donald Trump mit der Liste seiner Zölle: Eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Foto: dpa

Nach den Zollexzessen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump haben sich die Finanzmärkte wieder etwas beruhigt – scheinbar. Tatsächlich verharren die Märkte in Wartestellung.

Zwar hat sich Trump nach den Turbulenzen rasch zu Zugeständnissen genötigt gesehen. Im Kern hält er aber an seiner Politik fest. Der Mindestzoll der USA von zehn Prozent für die weitaus meisten davon betroffenen Staaten bedeutet weiterhin eine massive Zollerhöhung.

Es gibt auf der Welt kaum Staaten, die Trump nicht mit Zöllen belegen will. Besonders hat er es aber auf einen Gegner abgesehen: China.

Damit laufen die beiden größten Wirtschaftsnationen der Erde auf einen Handelskrieg zu. Trump hat für China, abgesehen von Ausnahmen für einzelne Güter, einen Zoll von 145 Prozent angekündigt. China hat nicht nur mit Gegenzöllen von 125 Prozent reagiert, sondern zugleich den Export seltener Erden in die USA gestoppt.

Die US-Regierung deutete zuletzt zwar eine Deeskalation an, erreichte damit jedoch keine echte Beruhigung an den Märkten. Nach den Einbrüchen auf den Aktienmärkten nach dem 2. April 2025 haben sich die Märkte wieder etwas erholt, allerdings deutlich unter ihrem Stand vom 1. April 2025. Ähnliches gilt für die Anleihemärkte.

» Lesen Sie auch: 145 Prozent Zölle auf Importe aus China – „Wer kann das schon verkraften?“

Nun ist es der Bondmarkt, der die weitere Entwicklung entscheidet. Nicht wenige Beobachter erhoffen sich von den Anleihegläubigern der USA eine Disziplinierung Trumps.

Schuldentragfähigkeit ist ein besonderes Tierchen. Im einfachsten Fall ökonomischer Analyse hängt sie von der Höhe der Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), dem aktuellen Haushaltsdefizit in Prozent des BIP, dem Zinssatz (zumeist mit dem Zins für zehnjährige Staatsanleihen exemplifiziert) und der Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts ab.

Bei nominaler Betrachtung spielt die Inflationsrate eine explizite Rolle. Schon bei der Bestimmung des Wirtschaftswachstums sind weitere vielfältige Einflussfaktoren zu berücksichtigen.

Es geht um die langfristige Wachstumsrate des BIP, also das Wachstum des Produktionspotenzials. Die aktuelle Diskussion in Deutschland mit erwartbar hoher zusätzlicher Verschuldung und unklarer Wirkung der im Koalitionsvertrag beschriebenen Wirtschaftspolitik auf das Potenzialwachstum lässt erkennen, wie vielfältig diese Einflussfaktoren sind.

Die Trump’sche Wirtschaftspolitik riskiert eine Rezession.
Lars Feld, Direktor des Walter Eucken Instituts

Die Finanzmärkte berücksichtigen darüber hinaus die Laufzeiten von Anleihen und Krediten des Staates oder das Volumen der zu refinanzierenden Anleihen in einem bestimmten Zeitraum. Liquidität ist daher ebenfalls wichtig.

Letztlich läuft es auf die einfache Formel hinaus, ob ein Staat fähig und gewillt ist, seine Schulden zurückzuzahlen. Diese Fähigkeit hängt von seinen Besteuerungsmöglichkeiten, sein Wille von den politischen Konstellationen ab. Hier spielen institutionelle Rahmenbedingungen, wie die Unabhängigkeit der Notenbank oder glaubwürdige Fiskalregeln, etwa die Schweizer (nicht mehr die deutsche) Schuldenbremse, eine Rolle.

Die Anleihegläubiger der USA sehen sich vor diesem Hintergrund einer grundlegenden Unsicherheit gegenüber. Seit dem Ersten Weltkrieg gelten die USA als sicherer Hafen für Anleger, der US-Dollar ist die Reservewährung der Welt.

Wall Street

„Besorgt über Kapitalströme“: Anleihe-Investoren fürchten bleibende Schäden

Die Trump’sche Wirtschaftspolitik riskiert eine Rezession, stürzt möglicherweise die ganze Welt in eine solche; feuert die Inflation an und streut Zweifel hinsichtlich der Unabhängigkeit der Zentralbank der Vereinigten Staaten, der Federal Reserve.

Der Dollar bleibt die Reservewährung der Welt

Trump schickt sich an, die Staatsverschuldung massiv zu erhöhen, bei enormen Refinanzierungsnotwendigkeiten im laufenden Jahr. Springt die Zentralbank zur Refinanzierung ein, droht bei schon hoher Inflation ein weiterer Inflationsschub. Zu guter Letzt ziehen Trumps Berater das exorbitante Privileg des US-Dollars als Reservewährung der Welt in Zweifel.

Den Status einer Reservewährung verliert ein Staat nicht so schnell. Die Abgesänge sind verfrüht. Dies gilt nicht zuletzt, weil kein Ersatz in Sicht ist.

Der Euro wird vor allem durch Deutschland gestützt, das derzeit noch als sicherer Hafen in der Währungsunion gilt. Ob dies mit deutlich höherer Verschuldung und schwachem Potenzialwachstum so bleibt, ist unklar.

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Jedenfalls nehmen die Sorgen zu, wenn Frankreich und Italien weiterhin so hoch verschuldet bleiben. Die Schweiz ist zu klein, Japan zu hoch verschuldet, Gold oder Kryptowährungen haben keine staatliche Stützung.

Fiele der US-Dollar als Reservewährung aus, würde eine große wirtschaftliche Instabilität in der Welt folgen – mit allen negativen Auswirkungen. Dies sollte besser nicht passieren.

Mehr: Trumps Streit mit Notenbankchef eskaliert – US-Märkte fallen deutlich

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