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Firlus’ LebenslaufMit Sport nehmen Sie nicht ab

Unser Kolumnist ringt seit einem Jahrzehnt um sein Kampfgewicht. Wenn er Kilos verliert, liegt es an allem, aber nicht am Lauf-, Rad- oder Schwimmtraining.Thorsten Firlus 17.03.2024 - 09:55 Uhr
Kolumnist Firlus: Das Blumenkohl-Paradox. Foto: Privat

Der Schönheitschirurg lachte mich aus. Ich war im Mittelweg in Hamburg in einer feinen Klinik auf Recherche zu Schönheits-OPs für Männer. Er empfahl mir Lidstraffung, Entfernung des Truthahns am Hals und Hyaluronspritzen gegen die Krähenfüße. Meinen Bauch, sagte ich, da bräuchte ich keine Fettabsaugung, ich würde viel Sport machen und den gerade abtrainieren. „Wenn das funktioniert, dann rufen Sie mich an, dann mache ich das auch.“

Bauchfett ist der schlechteste Freund des Mannes, aber mindestens ein so treuer Lebensbegleiter wie der beste. Es geht nicht weg. Jedenfalls nicht mit Ausdauersport. Für Bauch-Beine-Po fehlt mir die Geduld. Schlimmer noch: Selbst das Körpergewicht will nie so recht purzeln, egal, wie viele Stunden Lauftraining anstehen.

Die bittere Wahrheit, die kaum einer wahrhaben will, ist: Mit Sport nimmt niemand ab. Da kann die Abnehmindustrie noch so viel Werbung für Kurse, Ausrüstung oder Konzepte machen. Gewicht verlieren ist nicht allein eine Frage von verbrannten Kalorien.

Firlus Lebenslauf

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Was Sie wollen, ist das, was Sie fürs Unternehmen fürchten: eine negative Bilanz. Es müssen mehr Kalorien verbrannt werden, als zugeführt. So simpel, dass niemand damit einen Diätplan oder ein Abnehmbuch verkauft.

Und natürlich, die Sportuhren, die seit vielen Jahren jede meiner Einheiten zwischen 30 oder 300 Minuten aufzeichnen, rechnen brav die Kalorien aus, die ich auf der Strecke gelassen habe. Nur: Das sind weniger, als man so meint. Oder noch genauer gesagt: Ich kann ziemlich viel laufen, aber ich kann auch immer noch viel mehr genießen. Und ich bin da nicht allein.

Stagnation auf hohem Niveau. Foto: Privat

Nun ist es erheblich leichter, einen Näherungswert zu erhalten, was man so verbraucht hat, als nachzuvollziehen, was man zu sich nimmt. Die Sportuhren verschiedener Hersteller, die ich im vergangenen Jahrzehnt getestet habe, sind sich selten wirklich einig, aber sie bewegen sich alle in einem gewissen Bereich.

Aber eine halbe Tüte Chips am Abend – nach der versteckten Preiserhöhung der Hersteller nur noch 50 bis 75 Gramm statt früher eher 85 – sind schlanke 300 bis 400 Kalorien (dafür war ich im Ernstfall morgens im Regen 35 Minuten laufen), das kann ich noch grob überschlagen und ist eher ein Viertel meines täglichen Kalorienbedarfs ohne Trainingseinheit. Aber was war mit dem Kuchen anlässlich des Geburtstags? Und dem Kantinenessen?

Noch einmal zur Wiederholung: Alles, was ich an Frühstück, Mittagessen und Abendbrot zu mir nehme, darf besser nicht meinen Kalorienbedarf übertreffen. Und der wird, wenn Sie erst mal die 50 überschritten haben, immer weniger. Er ist bei Menschen mit sitzenden Tätigkeiten eh schon deutlich geringer als das, was sich locker so über den Tag zusammenschnabuliert.

Natürlich verlieren Sportler, gerade Anfänger in einer Sportart, oft Gewicht. Ich habe 2012 sicher gut 15 Kilo verloren, bis mich Kollege Konrad fragte, ob ich magersüchtig sei. Und natürlich waren da Tage mit rund vier Stunden Training. Aber ich habe auch Alkohol reduziert, Chips nur noch in Computern genutzt und mittags Salat statt Suppe gewählt.

Vom Bier dazu, das davor schon mal drin war, ganz zu schweigen. Bier – wenn überhaupt, dann alkoholfrei. Macht pro 0,5 Liter ungefähr 80 Kalorien weniger. Auch fast zehn Minuten laufen. Nicht zum Kiosk fürs Nächste!

Wenn Ihnen jemand etwas über Fettverbrennungsläufe erzählt – rennen Sie davon. Und zwar schnell. Wer schneller läuft, verbrennt mehr Kalorien. Bei gleicher Zeit. Dass langsame Läufe wichtig und die Basis jedes Läufers sind, ändert daran nichts.

Sebastian Kienle

„Ziele müssen immer das Potenzial haben, dass man an ihnen scheitert“

Seit Frühjahr 2023 versuche ich, mein Gewicht zu reduzieren, um die kommenden Wettbewerbe mit Bauch, aber im Kampfgewicht zu bestreiten. Im Januar waren es 18 Stunden Rad- und lediglich neun Stunden Lauftraining, das ist zugegebenermaßen nicht viel, aber auch nicht nichts. Die Gewichtskurve – es gab Käsefondue, Raclette und geschmorte Kalbsbäckchen – rasant abwärts sieht anders aus.

Natürlich gibt es nicht nur Gewicht, sondern auch Gürtel, und der sagt mir: Es wird weniger Wampe. Das sehen auch Freunde und fragen: „Wie hast du das gemacht?“ Vermutlich in der Hoffnung auf ein Geheimrezept oder einen speziellen Trainingstipp („Pssst, dieses HIIT ...“). Ich mache mich dann meist unbeliebt: „In dem Moment, in dem du es dir in den Mund schiebst, weißt du es.“

So wird’s nix: Mit dem Hintern einreißen, was ich mit selbigem abgestrampelt habe. Foto: Privat

Wissen viele offenbar nicht, weswegen ein Bekannter von mir, hauptberuflich Personal Trainer, mit seinen Schützlingen, Typ Führungskraft, gerne eine Stunde im Supermarkt macht – Kalorienangaben auf Lebensmitteln studieren.

Was also tun? Vergegenwärtigen, dass Sport hilft, aber nicht die Lösung ist, wenn Gewichtsverlust das primäre Ziel ist, um Laufen, Radfahren oder Schwimmen zu beginnen oder zu intensivieren.

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So wichtig wie das gezielte Setzen von Trainingsreizen ist das bewusste Schlemmen. Und das Erste, was sich verbietet, ist der Gedanke: „Das habe ich mir jetzt verdient.“ Ja. Haben Sie, aber gönnen Sie sich etwas anderes und nicht das Toffifee extra. Dass ich beim Schönheitschirurgen nie anrief, erklärt sich von selbst. Er hatte recht. Und schlank war er auch noch.

Erstpublikation: 15.03.2024, 17:09 Uhr.

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