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Kolumne „Out of the box“Was bleibt vom American Dream?

Trumps Kurs kostet nicht nur Vertrauen, sondern auch Milliarden. Die Welt wendet sich ab, der Mythos des American Dreams bröckelt. Was bleibt, wenn der Glaube an Freiheit schwindet?Frank Dopheide 30.04.2025 - 04:05 Uhr Artikel anhören
Frank Dopheide ist Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung human unlimited, die sich auf das Thema „Purpose“ spezialisiert hat. Zuvor war er unter anderem Sprecher der Geschäftsführung der Handelsblatt Media Group und Chairman von GREY Worldwide. Foto: Klawe Rzezcy, Getty Images

Es war einmal: Amerika.

10.000 Milliarden Dollar. Das ist der finanzielle Schaden, den Donald Trump in den ersten 100 Tagen seiner Präsidentschaft angerichtet hat, sagen aktuelle Hochrechnungen laut Bloomberg. Die schlechteste Bilanz des Jahrhunderts. Der Schaden für die Marke Amerika wird allerdings noch deutlich größer sein.

Die USA – eine finanzielle, militärische und wissenschaftliche Supermacht. Und die kulturelle Weltmacht unserer Zeit. Jeans, McDonald's, Mickymaus, Coca-Cola, Elvis und Co. haben uns und unser Leben geprägt.

Die älteste Demokratie der Welt hat mit ihrer Unabhängigkeitserklärung Geschichte geschrieben und schon 1776 gezeigt, was menschenmöglich ist. Freiheit in jeder Darreichungsform ist das, was sich das Land seit dem Tag der Gründung auf die Fahne geschrieben hat. Ob Marshallplan oder Flower-Power, für Freiheitsbewegungen aller Art war man gern zu haben. Dafür spendierte der amerikanische Unternehmer John D. Rockefeller den Vereinten Nationen schon mal ein sieben Hektar großes Plätzchen im Herzen New Yorks, mit Blick auf den East River.

Der beste Botschafter auf dem Weg zur kulturellen Supermacht wurde eine Traumfabrik: Hollywood. Sie produzierte Sehnsüchte und Idealbilder in Serie. Die Filme brannten sich in das Bewusstsein von Generationen, formten das Bild von Amerika und nebenbei ein 600 Milliarden Dollar Business.

Hollywood liebt das Happy End: Am Ende gewinnen immer die Guten – Amerika. Ob Top Gun, Terminator oder Star Wars, eins ist klar: Die Macht war mit ihnen. Dafür nahm der US-Präsident auf der Leinwand schon einmal das Steuer der Air Force One und die Smith & Wesson in die eigene Hand.

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Während in anderen Ländern Monarchien abgeschafft wurden, hob Amerika neue Könige auf den Thron. Elvis genügte ein Hüftschwung, um die Welt von alten Vorstellungen und Tanzstilen zu befreien. Der King of Rock 'n' Roll und der King of Pop sammelten größere Anhängerscharen als Caesar und Dschingis Khan.

Auch 2024 sind von den zehn erfolgreichsten Musikern sieben in Amerika zu Hause. Angeführt von Leadsängerin Taylor Swift hängen allein den Famous Seven mehr als eine Milliarde Menschen an den Lippen. „There is no business like showbusiness.“ Gegen US-amerikanische Superstars sehen andere Lichtgestalten aus wie Glühwürmchen. LeBron James, Bruce Willis, Kim Kardashian zeigen: Der Olymp unserer Tage steht nicht in Griechenland.

Amerika machte die Show zum Big Business und das Business zum Showact. Unternehmenspräsentationen wurden zu Festspielen und ihre CEOs zu Megastars. Ob Steve Jobs oder Warren Buffett: Die Glaubensgemeinde liegt ihnen zu Füßen und organisiert Pilgerfahrten ins Silicon Valley oder nach Omaha, um ihren Predigten zu lauschen.

Was aus Amerika kam, wurde zum Trend: ob Aerobic oder Longevity, Hip-Hop oder Rap. Auch unter dem deutschen Tannenbaum erklingt zumeist Last Christmas und Jingle Bells – alle Jahre wieder. Die Mode warf sich in Schale, um der Jugend der Welt zu zeigen, was stylish ist: Calvin Klein und Polo Ralph Lauren wurden zur Eintrittskarte in den Club der Angesagten.

Amerika machte die Show zum Big Business und das Business zum Showact.
Frank Dopheide
Unternehmensberater

The american way of life wurde das große Freiheitsversprechen für alles. Der Cowboy von heute fährt kein Auto, sondern Pick-up-Truck. Coca-Cola ist die kindliche Freiheitserklärung auf dem Weg zum Jugendlichen. Und der Schüleraustausch in den Staaten wurde zum Must-Have für jeden Lebenslauf. Wo Amerika ist, ist vorne.

So sind wir aufgewachsen. Wer als Erster auf dem Mond landet, kann alles. Uncle Sam war der coolste Typ im Raum, einer, der vor nichts und niemandem Angst hat, eine dicke Lippe riskiert, dem das Geld locker in der Tasche sitzt und jedem mit breitem Zahnpasta-Lächeln aufmunternd auf die Schulter schlägt.

Soft Power war das Erfolgsprogramm Amerikas. Damit ist die amerikanische Art zu leben zum weltweiten Exportschlager geworden. Nun ist Trump am Drücker. Jetzt wird ausgerechnet die Freiheit unter Beschuss genommen, des Raumes verwiesen und finanziell kaltgestellt. Das trifft die weltweite Fanschar mitten ins Herz. Zusehends verliert der selbst ernannte Anführer der freien Welt in aller Herren Länder Anhänger und Verbündete, menschlich, wirtschaftlich und politisch.

Die Elite aus Wissenschaft und Kultur beginnt, ein neues Zuhause zu suchen, und die Silicon-Valley-Claqueure haben bereits Milliarden von Federn lassen müssen. Die Tourismuszahlen sinken, und Disney World muss zur Hochsaison fünfzig Prozent Discount geben, um die Hütte vollzukriegen: Der Eintritt für Kinder kostet jetzt die Hälfte. Der Traumfabrik fällt da auch nichts mehr ein. Sie wärmt alte Geschichten neu auf: Jurassic Park, Superman und Captain America kommen wieder ins Kino.

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Aller Voraussicht nach trifft Trumps Agieren seine treusten Anhänger, die Abgehängten, am härtesten. Der amerikanische Traum „vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist für sie ausgeträumt und abgeräumt. Damit verlieren die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Seele. Und ihre alles verbindende Kraft.

Mehr: Wo, bitte, geht’s zur Zukunft?

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